Ys: The Oath in Felghana REVIEW

„Ys III: Wanderers from Ys“ galt schon immer als schwarzes Schaf der Serie. Und zwar nicht nur, weil es sich so stark von den restlichen Spielen der Serie unterscheidet, sonder auch, weil es einfach kein gutes Spiel an sich ist. Gute Gründe also das Ding mal in einer würdigen Form wiederzuverwursten. Das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen bei Falcom und produzierten über 15 Jahre nach der Veröffentlichung von Ys III ein Remake in Form von Ys: The Oath in Felghana. Das Spiel wurde erstmals am 04.Juni 2005 für den PC veröffentlicht und basiert auf den Erfahrungen, die Falcom mit „Ys VI: The Ark of Napishtim“ sammeln konnte. Besagte PC-Version fand nie ihren Weg aus Japan heraus. Hierzulande konnte man das Remake erstmals in Form der PSP-Version erleben, welche Anfang 2011 erschien. Ca. 14 Monate später wurde dann auch Steam bedient, und auf eben jener Version basiert auch dieses Review.

Jetzt gilt es natürlich herauszufinden, ob die Japaner mit dieser Neuinterpretation bzw. diesem Remake die Schlappe des dritten Teils geradebügeln können, oder nicht.

 

Altbekannte Story, neue und komplexere Charaktere

Was die allgemeine Handlung anbelangt hat sich eigentlich nicht viel geändert. Ein paar Jahre nach den Geschehnissen von Ys II bereisen Adol Christin und sein bester Kumpel Dogi die Welt auf der Suche nach neuen Abenteuern. Als sich Dogi eines Tages von einer Wahrsagerin die Zukunft vorhersagen lässt, erfährt er, dass seinem Heimatland Felghana und insbesondere seinem Heimatdorf Redmont harte Zeiten bevorstehen. Also wird beschlossen Dogis Heimatkaff mal einen Besuch abzustatten, um nach den Rechten zu sehen. Und tatsächlich kommen die beiden Recken keine Sekunde zu früh, denn blutrünstige Monster treiben neuerdings ihr Unwesen in Felghana. Adol nutzt gleich mal die Gelegenheit um Dogis Kindheitsfreundin Elena zu retten. Aber das ist freilich nur die Spitze des Eisberges, denn Felghana wird von Lord McGuire, einem fiesen romunischen Adeligen tyrannisiert. Dieser verfolgt natürlich finstere Pläne und ausgerechnet Dogis Kindheitsfreund Chester, welcher auch Elenas geliebter Bruder ist, arbeitet mit dem üblen Tyrannen zusammen, um eine uralte finstere Macht zu erwecken. Adol hat also mal wieder alle Hände voll zu tun, um das schlimmste zu verhindern.

Wie schon im Original ist die Handlung auch dieses mal nichts besonderes, sondern verarbeitet in erster Linie typische Fantasy-Klischees. Wo dieser Stoff in „Wanderers from Ys“ jedoch völlig unspektakulär und langweilig abgewickelt wurde, hat man für das Remake alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Sache interessanter zu gestalten. Wie schon im Vorläufer Ys VI, bekommt hier jeder noch so unbedeutende Nebencharakter eine eigene kleine Persönlichkeit spendiert. Falcom-typisch haben die NPCs auch nach jedem kleinen Storyfortschritt wieder was neues zu erzählen und lassen auch mal kleine Nebenaufträge für Adol springen. Dadurch wächst einem das Dorf Redmont schon sehr bald ans Herz und die Motivation dessen Einwohner zu retten ist angenehm hoch. Auch die Handlung an sich wurde etwas ausgebaut. Es gibt nun ein paar überraschende Wendungen und sogar einige neue Charaktere, um der Story etwas mehr Tiefe zu verleihen. Lediglich Adol selbst wurde wieder zur Stummheit verdammt, wobei Ys III doch der einzige Serienableger war, wo der rothaarige Bursche auch mal sprechen durfte. Da er seinerzeit aber ohnehin nicht viel zu sagen hatte, ist das jedoch nicht schlimm.

Alles in allem kann man sagen, dass das Remake bezüglich der Handlung und Charaktere rundum gelungen ist. Die lustlose Präsentation von Wanderers wird jedenfalls mühelos ausgestochen. Die Story wirkt zwar immer noch nicht so mitreißend und episch wie in anderen Serienteilen, braucht sich aber auch nicht mehr zu verstecken.



Kaputter Schwierigkeitsgrad für Hardcore-Spieler

Wie in den meisten der neueren Ys-Spiele, gilt es auch hier erst mal einen Schwierigkeitsgrad auszuwählen. Es stehen zunächst fünf Grade zur Auswahl rangierend von „Very Easy“ bis „Nightmare“. Ein sechster Schwierigkeitsgrad namens „Inferno“ lässt sich übrigens auch noch freischalten. Leider ist der Schwierigkeitsgrad bereits das große Problem von Oath in Felghana. Wie in allen anderen Ys-Spielen wählte ich zunächst einmal „Normal“, musste aber recht bald feststellen, dass dieser Grad keineswegs „normal“ ist, sondern eher unter „hard/schwer“ einzuordnen wäre. Irgendwann hatte ich da keinen Bock mehr drauf und habe das Spiel dann abgebrochen, nur um es Monate später noch mal auf „Easy“ zu versuchen. Ich hatte natürlich erwartet, dass „Easy“ der eigentliche „normale“ Schwierigkeitsgrad wäre, irrte mich jedoch. „Easy“ entpuppte sich nämlich über weite Strecken tatsächlich als verdammt leicht. Lediglich einige der späteren Bossgegner sorgten für Probleme. Diese Bosse waren jedoch so knifflig, dass sie der Bezeichnung „Easy“ nicht mehr gerecht wurden und in mir zunächst den Entschluss stärkten, die Finger von den höheren Graden zu lassen. Ich konnte es natürlich nicht lassen und habe mich dann doch noch durch den „normalen“ Schwierigkeitsgrad gequält. Spaß dabei hatte ich aber nicht unbedingt.

Seht ihr jetzt wo das Problem liegt? Ys: The Oath in Felghana leidet allgemein unter einem kaputten Schwierigkeitsgrad. Bei allen anderen Ys-Spielen wählte ich einfach „Normal“ und bin damit immer gut gefahren, nur dieser Ableger will es unbedingt anders handhaben und vergrault damit Spieler wie mich, die zwar eine vernünftige Herausforderung wünschen, jedoch keine Lust auf Quälereien für Hardcore-Spieler haben. Vielleicht haben die Entwickler versucht den harschen Schwierigkeitsgrad des Originals zu emulieren oder wollten einfach nur die ganz harten Hardcore-Spieler ansprechen. Aber bei mir sind sie damit jedenfalls nicht auf Gegenliebe gestoßen. Kaputte Schwierigkeitsgrade wie hier sind bei mir unerwünscht. Zumindest wenn man „Easy“ wählt, sollte man dem Spieler keine allzu harschen Bosskämpfe aufzwingen und ein „normaler“ Schwierigkeitsgrad sollte sich doch lieber an den Standard der damals aktuellen Serienableger richten, statt ein ranziges, obskures Experiment (Wanderers from Ys) zu emulieren. Mehr will ich dazu dann auch nicht sagen.

Das Final Fantasy XIII der Ys-Reihe?


Das Spiel selbst ist ähnlich strukturiert wie das Original. Dogis Heimatdorf Redmont dient immer noch als eine Art Hub, von dem aus man insgesamt fünf Ortschaften der näheren Umgebung bereist. Allerdings gibt es nun eine kleine Oberwelt, welche die Ortschaften miteinander verbindet. Diese ist jedoch völlig unspektakulär ausgefallen und ist eigentlich nur ein langweiliger Schlauchgang mit Abzweigungen – so wie eigentlich das restliche Spiel auch. Ja richtig gelesen, The Oath in Felghana wirkt wie das Ys-Äquivalent zu Final Fantasy XIII und ödet den Spieler mit uninspirierten und viel zu weitläufigen Levelschläuchen an. Auch hier habe ich den Eindruck, dass das Remake versucht sich zu sehr an das Retro-Original anzubiedern, welches ja zum großen Teil als Sidescroll-Plattformer konzipiert war. Dementsprechend findet man sich auch hier oftmals in schlauchigen Pseudo-2D-Spielabschnitten wieder, die abseits einiger Jump’n’Run-Einlagen nicht viel Substanz aufweisen. Wer die kleinen aber feinen Mini-Open-Worlds von Ys 1 oder 6 mochte, wird hier jedenfalls enttäuscht. Aber wenigstens erhält man einen Gegenstand, den man als Teleportschlüssel nutzen kann, welcher einen zu jedem erreichten Speicherpunkt im Spiel transportiert. Lästiges Backtracking gibt es also nicht.

Freilich geht es auch hier darum in angenehm flotten Echtzeit-Kämpfen möglichst viele Gegner zu zerhäckseln, um Erfahrungspunkte für Level-Ups und Geldeinheiten für neue Ausrüstung zu verdienen. Das ist auch bitter nötig, denn die harten Bossgegner kosten Geduld und Nerven und sind oftmals nur nach deftigen Grinding-Orgien zu bezwingen – oder wenn man ihre Angriffsmuster in und auswendig gelernt hat (was leichter gesagt als getan ist). So ist es eigentlich schon immer in Ys gewesen, nur kommt dieses mal der allzu hohe Schwierigkeitsgrad in die Quere, aber das Thema haben wir ja bereits abgewickelt.

Die angenehme Steuerung und die einfach zu handhabenden Angriffsmuster von Adol sind sehr ähnlich zum Quasi-Vorgänger Ys VI. Die Dreierschlag-Kombo, sowie die Luft- und Bodenattacken sind altbekannt. Gott sei Dank hat man den katastrophalen Weitsprung über Bord geworfen und gegen einen vernünftigen Doppelsprung ersetzt, welchen man im späteren Spielverlauf erlernt. Darüber hinaus lassen sich mit dem Windzauber auch kleinere Strecken in der Luft überbrücken. Natürlich erhält Adol auch hier einige Zauber, doch statt in Form dreier Emelas-Schwerter, befinden sich diese nun in magischen Armreifen, die sich obendrein mit jeweils bis zu drei Edelsteinen frisieren lassen, um deren Zauberkraft und Manaregeneration zu verbessern. Besagte Edelsteine müssen freilich erst mal aus mehr oder weniger gut verborgenen Schatztruhen erbeutet werden.

Die Armreife beinhalten Feuer-, Wind- und Donnermagie, welche abgesehen von ihren offensiven Eigenschaften auch zur Lösung einiger Alibi-Rätselchen benötigt werden. Mit dem Feuerball werden Fackeln entzündet, mit dem windigen Rundumschlag, lassen sich, wie oben bereits erwähnt, Plattformen erreichen, die sich mit einem normalen (Doppel)sprung nicht erklimmen lassen und der mächtige Donnerstoß ist stark genug um brüchige Wände zu zerbröseln. Dies, der Einsatz einiger spezieller Ausrüstungsstücke zum richtigen Zeitpunkt und einige harmlose Item-Fetch-Aufgaben sind dann auch das Einzige, was man an geistiger Ertüchtigung zu erwarten hat. Einziger Ausreißer ist eine völlig deplatzierte Bullshit-Stelle im Vulkan-Dungeon, wo man gezwungen ist in einem Abgrund zu springen, um auf diese Weise in einen bestimmten Levelbereich mit wichtigem Schlüsselgegenstand vorzudringen. Leider gibt einem das Spiel hierfür keinerlei Anhaltspunkt, was bei mir letztendlich den Blick in eine Komplettlösung provozierte. Das war übrigens das erste mal, dass ich bei einem Ys-Spiel in eine Lösung gucken musste, schönen Dank auch, Oath in Felghana!

In der Kürze liegt die Würze?


Um den Spielablauf noch flotter zu gestalten und an die gute alte Zeit der ersten Serienteile zu erinnern, hat man das Heilmittel-System aus Ys VI wieder über Bord geworfen. Stattdessen werden Heilmittel, sowie die temporär wirksamen Buff-Tränke, die von erledigten Gegnern droppen direkt konsumiert, sobald man sie einsammelt. Außerdem baut sich mit jedem ausgeteilten Schaden ein Exp-Multiplikator auf, der dafür sorgt, dass man fast das doppelte an Erfahrungspunkten kassieren kann. Zumindest dann, wenn man das Tempo der Kämpfe aufrecht erhält, denn der Multiplikator baut sich mit fortschreitender Zeit auch wieder ab. Da das Spiel mit Exp-Skaling arbeitet, sollte man den Multiplikator auch fleißig ausnutzen. Gegner mit niedrigerem Level als Adol bringen nämlich weniger Erfahrungspunkte und umgekehrt.

Neben Geldeinheiten, Heilmitteln und Buff-Tränken gibt es von getöteten Monstern später auch noch Erz zu erbeuten. Dieses kann man zum örtlichen Schmied bringen, um seine Ausrüstungsstücke in begrenzten Maßen zu verbessern. In den ersten beiden Spieldritteln erhält man das kostbare Erz jedoch nur aus Schatztruhen, weswegen man damit zu Beginn nicht allzu verschwenderisch umgehen sollte.

Wer das Spiel durchgeschafft hat, schaltet natürlich auch hier wieder den altbekannten Time-Attack-Modus frei. Einen Bossrush mit Anbindung an Online-Leaderboards (zumindest in der Steam-Version). Das allein täuscht aber auch nicht über die relativ geringe Spieldauer von Oath in Felghana hinweg. Der Entwickler selbst schätzt die Spieldauer wohl so zwischen 5 bis 10 Stunden ein, da es für diese beiden Zeitmarken entsprechende Achievements zu erbeuten gibt (entweder das Spiel in unter 5 Stunden durchhetzen, oder länger als 10 Stunden dransitzen). Dies ist freilich nicht sonderlich lange, vor allem, da einige Vorgänger gezeigt haben, dass da doch deutlich mehr geht. Andererseits basiert das Spiel nun einmal auf einen kurzen 2-3 Stündchen Retro-Plattformer. Die kurze Spieldauer kommt also nicht völlig unerwartet, was jetzt natürlich keine Entschuldigung sein soll. Fairerweise muss aber gesagt werden, dass der Preis von Ys: The Oath in Felghana auch niedriger angesetzt ist, als der von Ys VI: The Ark of Napishtim oder Ys Origin.

Grafik und Sound

Wer Ys VI: The Ark of Napishtim, Ys Origin oder eines der drei Kapitel von The Legend of Heroes VI gespielt hat, weiß was ihn hier in grafischer Hinsicht erwartet. Hier findet nämlich die selbe Grafikengine Verwendung wie in eben genannten Titeln.

Die bereits damals stark veraltete 3D-Grafik, welche oftmals in einer isometrischen oder zweidimensionalen Perspektive dargestellt wird, verbreitet durchaus ihren eigenen Charme. Einen Direktvergleich mit einem anderen Titel der diese Engine nutzt, hält Oath jedoch nicht stand. Einerseits gibt da das langweilige Schlauchleveldesign nicht sonderlich viel Spielraum und andererseits sind die Locations nicht so schön exotisch wie etwa in Ys VI. Aber wenigstens gibt es schöne Charakter-Artworks und -Portraits im Anime-/Manga-Stil und die Intro- und Ending-Sequenzen wurden sehr ästhetisch aus Artwork-Zeichnungen zusammengeschnitten.

Beim Soundtrack handelt es sich um rockige Metal-Remixes der klassichen Tracks aus Wanderers from Ys. Das klingt freilich sehr gefällig, erreicht jedoch nicht den Charme des Originals oder die Brillanz der Metal-Remixes von Ys I oder II. Das ist also einer der wenigen Aspekte, wo Ys III besser ist als sein Remake. Eine Sprachausgabe wird leider nicht geboten, dafür hat der Entwickler einfach nicht die Geldmittel – schade.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
74
74
-
Multiplayer

FAZIT

Ys: The Oath in Felghana konnte mich leider nicht so richtig überzeugen. Schuld daran ist in erster Linie der kaputte Schwierigkeitsgrad, der sich eindeutig an Hardcore-Spieler richtet. Selbst auf „Easy“ sind einige der späteren Bosse eine echte Qual und der sogenannte „Normal“-Schwierigkeitsgrad wäre in jedem anderen Ys-Spiel in die „Hard“-Kategorie gefallen. Darüber hinaus nervt das Spiel mit ödem Schlauchleveldesign und einer arg kurzen Spieldauer. Da haben die anderen Serienableger einfach wesentlich mehr zu bieten als dieses Remake zu Ys III. Nichtsdestotrotz bietet auch dieser Ableger schnelle, actionreiche und angenehm unterhaltsame Kämpfe gegen Trash-Mobs, sowie epische Bossgegner, die zwar viele Nerven kosten, aber dafür auch ein tolles Erfolgserlebnis gewähren, sobald man sie nach einigen Grinding-Orgien doch noch bezwingt. The Oath in Felghana ist sicherlich nicht das Highlight der Serie (auch wenn das Hardcore-Spieler anders sehen werden), aber dennoch einen Blick wert, wenn man ein großer Fan der Reihe ist und eine Herausforderung nicht scheut.

- Von  Volker

MS Windows
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