Weedcraft Inc REVIEW

Drogen, dieses Teufelszeug! Aber mal ehrlich, wer hatte sich nach dem Ende der Serie Breaking Bad nicht auch schon überlegt, wie es wäre, einmal in die Rolle eines großen Drogenbarons zu schlüpfen. Das dachten sich wohl auch die Entwickler von Vile Monarch und bescheren uns nach Oh…Sir!! The Insult Simulator und Crush Your Enemies schließlich Weedcraft Inc. Wie der Name nun schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um eine Wirtschaftssimulation rund um das Thema Marihuana. Wir haben uns einmal angesehen, wie sich der Aufstieg zum Drogenboss so gestaltet. Das Ergebnis findet ihr in unserem Test zu Weedcraft Inc.

Alles begann ganz unscheinbar

Wie so vieles im Leben beginnt auch die Geschichte von Weedcraft Inc ganz unscheinbar. Nach einem Schicksalsschlag in der Familie sieht sich der junge BWL Student Johnny dazu gezwungen, sein Studium abzubrechen. Ganz zufällig bringt ihn sein Bruder dabei auf die Idee einer eigenen Marihuanazucht. Als ehemaliger BWL Student versteht Johnny wie man richtig wirtschaftet und sein Bruder als regelmäßiger Konsument, kennt sich ganz gut mit dem Grünzeug aus. Das Familienhaus verfügt außerdem über einen großen Keller, also steht einem aufstrebenden Familienunternehmen nichts mehr im Wege.

Vile Monarch erzählen mit ihrer Geschichte eines Weed-Imperiums eine unterhaltsame Story, verpackt in einer Wirtschaftssimulation. Dabei gehen die Entwickler recht humorvoll an das Thema heran, ohne dabei zu drogenverherrlichend zu werden. So lassen sich im späteren Spielverlauf Gesetze beeinflussen, die zur Legalisierung der grünen Wunderpflanze in der jeweiligen Stadt beitragen. Dennoch sollte man sich an den Handlungen in Weedcraft Inc kein Beispiel nehmen, auch wenn es sich hierbei nur um ein Spiel handelt.

Zu Spielbeginn darf man sich zwischen zwei Geschichte entscheiden. Da wäre neben der bereits erwähnten Story des BWL Studenten Johnny noch der Aufstieg eines Ex-Häftlings zum Drogenmogul. Erstere eignet sich besonders gut für Einsteiger, ein umfangreiches Tutorial ist hier bereits integriert. So richtet man ganz still heimlich sein erstes Kellerabteil für den Anbau ein, installiert alte Wärmelampen, besorgt Erde vom Discounter, wirft alles zusammen mit ein paar Samen in einen Topf und hofft, dass die ersten Pflanzen bald sprießen. Dann heißt es erst einmal warten.

Produktion, Vertrieb und Marketing in Eigenregie

Es gibt also einiges zu tun, damit das Geschäft mit dem Gras floriert. Die Pflänzchen müssen gegossen und geschnitten werden, was etwas an diese monotonen Idle-Clicker erinnert, die seit einigen Jahren aus dem Boden schießen wie Unkraut. Beim Anbau lassen sich außerdem Parameter wie Luftfeuchtigkeit und Temperatur festlegen sowie drei Düngerwerte (Stickstoff, Phosphor, Kalium). Je optimaler die Beschaffenheit der jeweiligen Sorte ist, desto besser wird schlussendlich auch das Endprodukt. Anfangs lassen sich die passenden Bedingungen lediglich austesten, später kann man diese explizit erforschen. Schließlich muss die Ware auch noch an diversen Schauplätzen verkauft werden, was man zu Beginn der Karriere noch selbst übernehmen muss. Später gibt es die Möglichkeit, für diese Aufgaben Personal einzustellen. Als Kunden dienen Menschen aller Gesellschaftsschichten. Vom Obdachlosen bis hin zum Spitzensportler, jede Gruppe mit ihren ganz persönlichen Vorlieben und Anforderungen.

Dann wäre da natürlich noch die Konkurrenz, die möglichst viele ihrer eigenen Waren an den Mann bringen will. Es herrscht ein Buhlen um den Markt, der von Qualität und Preis bestimmt ist. Übertrifft man seine Mitbewerber über längere Zeit in den genannten Punkten, kann man ihn sogar aus dem Geschäft drängen. Alternativ können auch Friedensverhandlungen geführt oder Bestechungsgelder verteilt werden. Wer sich dabei ein ausgeklügeltes Dialogsystem erwartet hatte, wird leider enttäuscht sein. Hier werden simple Gespräche über die Marktsituation, Bildung und Familienverhältnisse geführt, die das Vertrauen des Gegenübers stärken, sich aber im Minutentakt wiederholen. Wer mit Geduld und Überredungskunst die Konkurrenz auf seine Seite gebracht hat, kann sich mit etwas Glück sogar deren Grassorten ergaunern.

Beherrscht man den Markt von Flint wird es Zeit zu expandieren. Zur Auswahl stehen dabei diverse Städte, deren Kunden unterschiedliche Bedürfnisse haben. Weiters sollte man sich überlegen, ob man dem illegalen Markt treu bleibt oder vielleicht doch lieber Gras für den medizinischen Gebrauch herstellt. Der Schwarzmarkt wirkt hier definitiv lukrativer, während man beim medizinischen Anbau samt dazugehöriger Lizenz auf der sicheren Seite ist. Andernfalls kann es nämlich passieren, dass ihr schnell in Konflikt mit dem Gesetz kommt. Die örtliche Polizei hat ein wachsames Auge auf den Markt und klopft immer mal wieder an eure Tür, um nach dem Rechten zu sehen.

Keine Sandbox, aber unerwartete Komplexität

Wer guten Kontakt zu den Ordnungshütern pflegt, kommt in den Genuss einiger Vorteile. So spielt man den Freundschaftsbonus aus, damit der zuständige Officer bei Kontrollen ein Auge zudrückt oder nimmt im Gegenzug die Konkurrenz genauer unter die Lupe. Außerdem lassen sich im späteren Spielverlauf Gesetze ändern, die das grüne Kraut legalisieren, was sich wiederum durchaus positiv auf die Marktsituation auswirkt. Vorausgesetzt man verfolgt den legalen Karrierezweig. Um die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter gering zu halten, werden im Vorderzimmer der Anbauräume Kaffees oder Pizzerien eingerichtet, natürlich ganz im Sinne der Öffentlichkeit.

Anfangs erschien uns Weedcraft Inc als etwas einfältig, gerade wenn man die begrenzten Dialogoptionen und die recht simple Zuchtmechanik betrachtet. Nach etwa zwei Stunden fällt dann auf, dass es doch nicht so einfach ist. Die vielen einfachen Spielmechaniken ergeben zusammen doch eine gewisse Komplexität. Schließlich müssen Pflanzen an mehreren Standorten hochgezüchtet, die Waren an den Mann gebracht, die Konkurrenz bekämpft und die Polizei in Schach gehalten werden. Zwar können viele Aktivitäten an Angestellte abgegeben werden, doch bekommt man oftmals gute Boni, wenn man diese selbst erledigt. So hetzt man von Stadt zu Stadt, typisch für einen Geschäftsmann immer auf der Jagd nach der Gewinnmaximierung.

Für zwischendurch bietet Weedcraft Inc wirklich gute Unterhaltung für Freunde mittelkomplexer Tycoon-Spiele. An der Langzeitmotivation mangelt es derzeit leider noch etwas, da es nach den beiden verfügbaren Kampagnen an Content fehlt. Wenn man beide durchspielt, hat man aktuell das Meiste vom Spiel gesehen, ist dabei aber zumindest über 15 Stunden beschäftigt. Ein Sandbox-Modus, der in vielen Augen wichtigste Modus, fehlt leider komplett. Stimmen aus der Community schreien aktuell danach und einer der Entwickler bestätigte, dass man einen Sandbox-Modus in Betracht ziehe. Die Umsetzung sei aber schwierig als gedacht.

Technik

Wie erwartet besticht Weedcraft Inc mit einer Menge Indie-Charme. Optisch bekommt man stilvolle Comic-Grafik geboten, die wirklich gut zum Gameplay passt und die schwierige Thematik nicht ganz so ernst erscheinen lässt. Mit einem realistischeren Grafikstil hätte der Indietitel definitiv nicht so humorvoll gewirkt. Außerdem hat der simple Comic-Look einen zweiten Vorteil. Ihr benötigt keine High-End Hardware, damit das Game gut spielbar ist. So lässt sich Weedcraft Inc auch auf älteren Rechnern problemlos flüssig spielen. Auch wenn eine stabile Framerate in unseren Augen bei einem Managementspiel eher zweitrangig ist.

Klanglich wurden die Erwartungen vollkommen erfüllt. Die täglichen Geschäfte mit dem betäubenden Kraut werden von passenden Reggae Tracks untermalt, was sich äußerst positiv auf die Stimmung auswirkt. Auf eine Sprachausgabe verzichten die Entwickler, die wenigen Story-Dialoge im Spiel müssen also gelesen werden. Uns stört das nicht, vertonte Dialoge müssen schließlich nicht immer sein. Immerhin sind alle Texte in diversen Sprachen verfügbar, darunter Deutsch, Englisch und Spanisch.

Zur Steuerung gibt es an dieser Stelle nicht viel Revolutionäres zu berichten. Gesteuert wird, ganz typisch für dieses Genre, überwiegend mit der Maus und dies geht sehr intuitiv von der Hand. Für einige Befehle gibt es wie erwartet Shortcuts. Wir hätten uns frei belegbare Tastenkombinationen gewünscht, um schnell zwischen einzelnen Orten, etwa dem Familienhaus und dem Marktplatz, hin und her springen zu können. So muss man sich teils umständlich durchklicken.

Während unseres Tests lief Weedcraft Inc durchweg ohne technische Probleme oder Abstürze. Lediglich die Framerate schwankte teils etwas, während die Hardware nicht optimal ausgelastet wurde, blieb aber stets im flüssig, spielbaren Bereich. Einen Mehrspielermodus oder Online-Features gibt es nicht, was in unseren Augen aber auch nicht sonderlich viel Sinn machen würde. Das Spiel funktioniert als Singleplayer-Erlebnis sehr gut und sollte aus so bleiben. Weiters sammeln die Entwickler im Steam Forum Ideen für neue Gameplay-Elemente. Vielleicht dürfen wir uns in nächster Zeit tatsächlich über neue Features oder sogar den heißt ersehnten Sandbox-Modus freuen.

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Pro
  • solide Wirtschaftssimulation
  • humorvoller Umgang mit der ernsten Thematik
  • entspannter Soundtrack
  • netter Grafikstil
  • intuitives Gameplay

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Kontra
  • oberflächliche Dialogoptionen
  • nur zwei Story-Szenarios
  • kein Sandbox-Modus

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Pro & Kontra

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Pro
  • solide Wirtschaftssimulation
  • humorvoller Umgang mit der ernsten Thematik
  • entspannter Soundtrack
  • netter Grafikstil
  • intuitives Gameplay

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Kontra
  • oberflächliche Dialogoptionen
  • nur zwei Story-Szenarios
  • kein Sandbox-Modus

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Spiel Bewertung
Singleplayer
76
76
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mit Weedcraft Inc hat der polnische Entwickler Vile Monarch eine solide Wirtschaftssimulation aus dem Boden gestampft. Es ist dem Team gelungen, das Thema Drogen in eine spannende Rahmenhandlung zu integrieren und sehr humorvoll damit umzugehen, ohne dabei in die Drogenverherrlichung zu verfallen. Die beiden Kampagnen lassen euch ein eigenes Imperium aufbauen, mitsamt Eigenanbau, Vertrieb und Konkurrenzkampf. Besonders das Experimentieren mit den einzelnen Sorten macht großen Spaß. Interaktionen mit den Gesetzeshütern sowie Dialogoptionen könnten durchaus etwas komplexer ausfallen. Leider fehlt es derzeit an Langzeitmotivation, aber vielleicht dürfen wir uns ja in absehbarer Zeit über einen Sandbox-Modus freuen. Gesamt ist die mittelkomplexe Wirtschaftssimulation allen Genre-Fans mit dem Hang zu alternativen Ideen zu empfehlen.

- Von  Fabian

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USK 1 PEGI 1

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