Hotline Miami Collection REVIEW

Hotline Miami gilt inzwischen als Klassiker des Indie-Genres. Nach Umsetzungen für PlayStation 4, Nintendo Switch und sogar Android wurde der Titel kürzlich zusammen mit der Fortsetzung „Hotline Miami: Wrong Number“ als Hotline Miami Collection auch für Xbox One veröffentlicht. Wer die beiden Indietitel bisher noch nicht auf dem Schirm hatte, bekommt damit dank Devolver Digital die perfekte Gelegenheit, beide in einem Rutsch nachzuholen. Ob sich Hotline Miami auch heute noch lohnt, erfahrt ihr im folgenden Test.

Völlig verrückte Retro-Vibes

Hotline Miami ist ein actiongeladener Top-Down-Shooter, der ursprünglich bereits 2012 für PC erschienen ist und von zwei sehr ambitionierten Entwicklern geschaffen wurde. Der Titel versucht das Gefühl des amerikanischen 80er Jahre Nachtlebens einzufangen und wurde unter anderem von Filmen wie Drive inspiriert. Erzählt wird dabei eine völlig verrückte Geschichte, die an mehreren Stellen an die Grenzen des Wahnsinns stößt. Abgesehen davon, dass man maskiert durch Apartments, Hotels und Co rennt und dabei Leute abmurkst, sind auch die Dialoge zwischen den einzelnen Levels völlig verrückt.

In Teil 1 übernimmt der Spieler die Rolle des Protagonisten „Jacket“, vermutlich darauf zurückzuführen, dass er eine Jacke trägt. Jacket lebt in einem heruntergekommenen Apartment in Miami und bekommt eines Tages einen seltsamen Anruf. Er soll vor der Tür eine Cockielieferung entgegennehmen. Das Klingt nicht nur sehr verdächtig, sondern ist es auch. Im Paket befinden sich nämlich keine Cookies, sondern eine Hühnermaske mitsamt einer Anweisung. Jacket soll an der genannten Adresse gehörig aufräumen. Da überlegt er natürlich nicht lange, fährt zur Zieladresse, stülpt sich die Maske über und tötet jeden, der ihm in die Quere kommt. Damit nimmt ein verrücktes, wie spannendes Abenteuer seinen Lauf.

Die Fortsetzung „Wrong Number“ knüpft an den Erfolg des ersten Teils an und spielt einige Jahre später. Bestechend durch eine völlig abgedrehte, überzeichnete Geschichte, die in den ersten Spielstunden noch mehr Fragen aufwirft als der Vorgänger. Abseits davon geben sich beide Titel nicht sonderlich viel, aber dazu später mehr. Neben einem neuen Protagonisten wartet hier wieder jede Menge Action auf euch. Außerdem scheint Hotline Miami andere Indie-Titel wie etwa My Friend Pedro oder Katana Zero stark beeinflusst zu haben, wenn man sich den Art Style ansieht.

Stylisch, bockschwer, aber macht Bock

Beim Gameplay unterscheiden sich die beiden Titel kaum voneinander, weshalb man bei der Collection in puncto Gameplay von einem „einzigen“ Spiel sprechen kann. Bei Hotline Miami handelt es sich, wie bereits erwähnt, um einen recht simplen Top-Down-Shooter. Der wurde gespickt mit blitzschnellen Gefechten, schrillen Lichteffekten und einer großen Portion Gewalt. Man bahnt sich seinen Weg durch relative enge Levels, klappert einen Raum nach dem anderen ab und versucht dabei, Gegner möglichst effizient ins Jenseits zu befördern. Ist man zu Beginn jedes Levels noch auf seine Fäuste beschränkt, lassen sich Waffen von Feinden aufsammeln, die neue taktische Möglichkeiten eröffnen. Es warten diverse Nahkampfwaffen, aber auch Schusseisen wie Shotguns oder Uzi’s, die sich alle unterschiedlich spielen. Auch die verschiedenen Masken, die der Protagonist während den Missionen trägt, geben diverse Boni wie etwa höheren Nahkampfschaden oder ein besonderes Auge für Secrets.

Die Besonderheit an Hotline Miami verbirgt sich aber nicht hinter der Komplexität des Gameplays, sondern aus dem Gesamtwerk. Der Mix aus simplem, sehr flüssigem Gameplay, jeder Menge Style und einem bockschweren Schwierigkeitsgrad, garniert mit einer total verrückten Story sorgt für jede Menge Spielspaß. An manchen Stellen entsteht aus diesem Mix sogar eine Art „Flow“, wenn man sich geschmeidig wie in einem geskripteten Film durch das Getümmel bewegt. Die oberste Regel dabei lautet immer – Bleib am Leben! Der sehr fordernde Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass jeder Schritt der letzte sein könnte. Feinde, gerade wenn sie mit Schusswaffen ausgerüstet sind, treffen mit erstaunlicher Präzision und erschreckender Reaktionszeit. In vielen Fällen muss man einen Abschnitt schon nach wenigen Sekunden neu starken, weil man wieder einmal einem Gegner in die Arme gelaufen ist. Das sorgt auf Dauer für Frustration, aber auch für überwältigende Glücksgefühle, wenn man ein Level nach dem fünfzigsten Versuch endlich geschafft hat. Eine hohe Frusttoleranz sollte man als Spieler auf jeden Fall besitzen.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal erwähnen, dass Hotline Miami sehr viel Gewalt enthält und damit nichts für schwache Gemüter ist. Ungeachtet der Pixeloptik und des eigenwilligen Humors werden hier quasi im Sekundentakt Feinde zerstückelt. Etwa durch Baseballschläger, Wachhunde oder Shotguns. Wer damit kein Problem hat, kann sich natürlich bedenkenlos ins Getümmel stürzen. Die Spielzeit beider Titel beläuft sich auf etwa 15 Stunden, abhängig vom persönlichen Skill. Wer möchte, kann sich nach Abschluss der Hauptstory noch einmal durch die einzelnen Levels kämpfen, auf der Jagd nach einem besseren Highscore und neuen, freischaltbaren Waffen. Einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad scheint es nicht zu geben.

Technik

Technisch gesehen präsentiert sich Hotline Miami, sowohl Teil 1 als auch der zweite, ganz solide. Grafisch erwartet euch wie bereits erwähnt, eine bunte Retro-Pixel Kulisse mit groben Texturen und schrillen Farben. Gerade bei Grafiken im Retro-Stil scheiden sich die Geister, aber aus meiner Sicht funktioniert Hotline Miami sehr gut, so wie es ist und hätte mit „modernerer“ Grafik definitiv nicht so viel Charme. Zudem macht der Stil den Titel auf eine gewisse Art zeitlos, wenn man bedenkt, dass der erste Teil eigentlich schon 2012 für PC veröffentlicht wurde.

Während der einzigartige Grafikstil ein klares Erkennungsmerkmal von Hotline Miami ist, trägt auch die Soundkulisse einen sehr großen Teil zum Spielgefühl bei. Der Soundtrack ist erwartungsgemäß flott, um das Spieltempo zu fördern und teilweise inspiriert von 80er Jahre Synthwave Klängen. Auch das Gun Play wird durch die Soundkulisse erst richtig kraftvoll und wuchtig. Auf eine Sprachausgabe wurde aber verzichtet, stattdessen muss man mit Dialogen in Textform vorliebnehmen. Das ist aber bei den recht kurzen Dialogen nicht weiter schlimm und wer möchte, kann diese auch ohne weiteres überspringen.

Die Steuerung gestaltet sich insgesamt recht simpel. Wer schon einmal einen Shooter gespielt hat, sollte sich schnell zurechtfinden, muss aber schnell Reflexe beweisen. Denn, das Spieltempo von Hotline Miami ist nicht zu unterschätzen, unter anderem durch den bereits erwähnten knackigen Schwierigkeitsgrad. Nichtsdestotrotz bekommt man in der Eile des Gefechts immer wieder das Gefühl, dass das Handling mittels Controller etwas unpräzise ist. Gerade wenn man auf mehrere Gegner gleichzeitig trifft oder Schusswaffen verwendet. Konsolenspieler haben keine Wahl, aber wer auf PC spielt, sollte eventuell zu Maus und Tastatur statt zum Controller greifen.

Da Hotline Miami inzwischen sogar für Android veröffentlicht wurde, war davon auszugehen, dass die allgemeine Performance entsprechend gut ausfällt und das lässt sich an dieser Stelle auch bestätigen. Der Titel läuft durchgehen flüssig über den Bildschirm, auch in etwas anspruchsvolleren Szenen. Aber (!), die Entwickler sollten wirklich mehr Zeit in Bug-Fixes investieren. Während des Tests kam es im letzten Drittel von Hotline Miami (1) zu einem fatalen Bug, wodurch ein Gegner aus der Spielwelt glitch’te und das Level dadurch nicht abgeschlossen werden konnte. Der Fehler ist reproduzierbar und laut einem Post auf reddit bereits seit der Veröffentlichung der Nintendo Switch Version bekannt. Die Veröffentlichung auf Nintendo Switch war immerhin schon im August 2019, ausreichend Zeit für einen Fix wäre also gewesen. Das schmälert den Spielspaß natürlich enorm, da man quasi an dieser Stelle im Spiel gefangen ist. Abhilfe scheint nur ein Workaround zu bieten, bei dem man den betroffenen Gegner als erstes ausschalten muss.

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Pro
  • schnelle, flüssige Action
  • einzigartiger Grafikstil
  • easy to learn – hard to master
  • toller Soundtrack
  • lange Spielzeit

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Kontra
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • schwerwiegende Bugs
  • teils unpräzise Controller-Steuerung

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Pro & Kontra

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Pro
  • schnelle, flüssige Action
  • einzigartiger Grafikstil
  • easy to learn – hard to master
  • toller Soundtrack
  • lange Spielzeit

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Kontra
  • hoher Schwierigkeitsgrad
  • schwerwiegende Bugs
  • teils unpräzise Controller-Steuerung

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