Dreamfall Chapters – Buch Eins REVIEW

„Mein Name ist Zoë Castillo und ich sterbe.“ – mit diesen Worten startet das erste Buch von Dreamfall Chapters. Fängt ja gut an, die Geschichte beginnt und die Hauptperson scheint zu sterben. Doch ganz so schlimm ist es nicht, Zoë liegt wegen einer Vergiftung im Koma und das schon seit einem ganzen Jahr. Und ein Jahr ist eine lange Zeit, in der viel geschehen kann.

Während des Komas bewegt sich Zoë in einer Traumwelt und kann scheinbar die Träume anderer Menschen beeinflussen. In diesem Stadium greift der Spieler das erste Mal ein und macht sich mit der Steuerung vertraut. Zoë hilft mehreren Menschen aus ihren Albträumen zu entkommen und muss schon hier die erste Entscheidung treffen: Macht sie einem ängstlichen Mädchen noch mehr Angst oder muntert sie das Kind auf. Dies ist die erste Entscheidung von vielen und der jungen Frau wird klar, den Menschen geht es nicht nur immer schlechter, sondern auch die Albträume werden immer schlimmer.

Sie muss, wer hätte es nicht schon erwartet, wieder einmal die Welt retten. Doch hat es überhaupt einen Sinn, in die reale Welt zurückzukehren oder soll Zoë nicht besser hier bleiben, in der Umgebung, wo sie sicher ist und sich bereits zurechtfindet. Sie entscheidet sich zu gehen, die Traumwelt zu verlassen und in die reale Welt zu wechseln. Zu arbeiten, ihren Freund neu kennenzulernen, mit alten Gewohnheiten zu brechen, zu leben. Doch sie muss sich erinnern, denn sie hat eine Mission…

Mein Name ist Zoë Castillo und ich lebe!

Ein unglaublich spannendes und tiefgründiges Abenteuer um eine Koma-Patientin beginnt. Dreamfall Chapters führt die Story des 2006 erschienenen Teils Dreamfall: The Longest Journey fort. Kenner der Serie werden sich sofort zu Hause fühlen. Neulinge werden eher verwirrt in die Röhre gucken, denn Dreamfall Chapters knüpft direkt an The Longest Journey an. Es ist total ergreifend, wie gut die Entwickler die Atmosphäre eingefangen haben. Es fühlt sich fast so an, als wäre man selbst in dieser Lage.

Was empfindet eine junge Frau, die begonnen hat zu studieren, eine Verschwörungstheorie aufdeckt, dann von ihrer Mutter vergiftet wird, in ein Koma fällt und nach über einem Jahr wieder ins aktive Leben zurückkehrt? Seit ihrem Erwachen führt Zoë ein Tagebuch und geht zum Psychologen. Die Story ist recht ergreifend und anfangs auch sehr traurig. Es sieht nämlich so aus als würde Zoë nicht zurechtkommen, aber sie findet Arbeit, wird politisch aktiv und zieht sogar wieder mit ihrem Freund zusammen. Sie kann wieder glücklich sein, erinnert sich aber noch immer nicht an ihren Traum oder besser gesagt ihre Aufgabe, die Welt, die in einer fiktiven Zukunft spielt zu retten.

Selbst die Spielwelt an sich ist sehr glaubhaft. So stelle ich mir das 23. Jahrhundert vor: die Welt ist überbevölkert, verstrahlt und Stein wird vom Mond importiert. Eine kleine Gruppe an mächtigen Menschen herrscht über die verarmte Masse. Sicherheitskontrollen überall und die zuständigen EYE-Sicherheitskräfte denken, sich alles erlauben zu können. Unterdrückung des Abschaums, zum Wohl der Reichen. Genau in dieser Welt leben Zoë und ihre Freunde und versuchen ihr und das Überleben anderer zu sichern. Dabei verzichtet das Spiel, zumindest in der ersten Episode, komplett auf Kampfeinlagen. Die Handlung wird durch Konversationen und der Interaktion mit der Umgebung vorangetrieben. Auf angereicherte Action wird weitestgehend verzichtet, denn mit Dreamfall Chapters erwartet uns ein Adventure.

Wer sich nun aber um die Abwechslung sorgt, kann beruhigt aufatmen, denn es gibt noch mehr zu erleben. Während des Zeitsprungs vom Erwachen, bis zum neuen Leben, spielt man einen Mann, der uns als ehemaliger Krieger einer anderen Zeit vorgestellt wird. Kian Alvane ist sein Name und er sitzt im Gefängnis. Kian soll hingerichtet werden und ist auch bereit dazu, doch glücklicherweise wird er gerettet und soll von nun an dem Widerstand helfen. Zum Ende des ersten Buches schlüpft man  zudem noch in die Rolle des kleinen Mädchens Saga, die mit Geistern kommunizieren kann, zumindest so lang sie noch klein ist.

Der Krieger und das kleine Mädchen leben beide in einer anderen Zeit als Zoë und der Zusammenhang wird leider nicht erklärt. Neulinge der Dreamfall-Serie werden dadurch etwas verwirrt und die Storyline von Zoë zudem noch unterbrochen, was weitere Ratlosigkeit anhäuft. Man möchte diese Passagen so schnell wie möglich meistern, um zur jungen Zoë zurückzukehren. Zwei der drei Charaktere scheinen den Spielfluss zu stören, aber dies ist ja erst das Erste von fünf Büchern. Vielleicht hängen die drei Personen stärker zusammen als anfangs gedacht. Gerade die möglichen Verbindungen der Charaktere treiben die Spannung und den Zwang die Geschichte fortzusetzen immer weiter voran.

Zoë wurde die Aufgabe zuteil, die Welt zu retten, aber wovor, warum und vor allem wie? Diese Frage wird im ersten Buch nicht wirklich klar beantwortet. Der Gegenspieler bleibt gänzlich unbekannt. Ist es ein mächtiger Industrieboss, der versucht die ganze Welt zu beherrschen oder ein Bösewicht aus einer anderen Welt? Fragen über Fragen und die Antworten darauf finden sich vermutlich in den vorigen Teilen der Dreamfall-Reihe. Neulinge sind hier ganz klar im Nachteil. Doch abschreckend soll dies keinesfalls sein, denn mit dem Vordringen der aufgetragenen Aufgaben, könnten sich einige Antworten in den kommenden Teilen finden. Und solltet ihr euch für das Spiel entschieden haben, bitte lest hin und wieder das Tagebuch der guten Zoë, denn darin verbirgt sich viel Hintergrundstory.

Technik

Dreamfall Capters ist ein Indie-Titel und das sieht man dem Spiel leider auch in einigen Aspekten an. Es ist optisch zwar gut anzusehen, aber nicht überragend in der optischen Eleganz. Das hardwarehungrige Spiel scheint auf dem PC schlecht optimiert zu sein. Dies bemerkt man durch teils starke FPS-Einbrüche. Bei mittelmäßiger Optik geht das auch besser.

Der technische Leidensweg ist aber noch nicht ganz am Ende, denn an manchen Stellen fehlt sogar die deutsche Synchronisation. Bei abgeschalteten Untertiteln behindert dass das Verständnis doch recht ordentlich. Obwohl bei der deutschen Sprachausgabe jedoch Abschnitte fehlen, ist sie gut gelungen und erzeugt Tiefe. Wer der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist, sollte das Spiel lieber umstellen. Hier gibt es aber einen Mittelweg, zu der englischen Sprachausgabe lassen sich deutsche Untertitel einstellen. Wirklich sehr vorbildlich.

Es ist wirklich zu empfehlen, Dreamfall Chapters mit einem Controller zu spielen. Keyboard und Maus funktionieren zwar auch, aber man merkt schnell, dass das Spiel für einen Controller ausgelegt ist. Da es sich um das erste von fünf Büchern handelt, haben die Entwickler jedoch noch genug Zeit nachzubessern, wie auch bei der Performance und der Akustik.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
82
82
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Der Auftakt einer spannenden Geschichte, voller Entscheidungen und Wendungen, in einer schweren Welt. Spieler, die die Spielmechanik von The Walking Dead lieben und eine emotionale Story erwarten, kommen hier voll auf ihre Kosten. Dreamfall ist auf jeden Fall ein Anwärter auf das Indie-Spiel des Jahres, wäre da nicht die schlechte Technik. Die Performance ist teils echt mies und an einigen Stellen fehlt sogar die Sprachausgabe. Die Untertitel sind hingegen vorhanden. Schade eigentlich, denn das Spiel hat so viel Potenzial. Mit etwa 5-6 Stunden Spielzeit, ist der Umfang für das erste Buch durchaus in Ordnung. Hochgerechnet auf alle fünf Bücher, würde man auf etwa 25 Spielstunden kommen. Vollkommen gerechtfertigt für einen Indie-Titel. Vollkommen in Ordnung für einen Indie-Titel. Ich freue mich schon total auf das nächste Buch, welches in drei bis vier Monaten erscheinen soll.

- Von  Fabian

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Dreamfall Chapters – Buch Eins REVIEW

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