Dragon’s Crown Pro REVIEW

Damals, als Spielmechaniken noch simpel und gemeinsames Spielen auf dem Sofa an der Tagesordnung waren. Damals, als es noch keine Super-High-End-Fotorealistische Grafik gab. Damals, als man einfach nur seinen Gegnern die Gesichtsmatratze neu anordnen wollte und jedes zweite Spiel ein Sidescrolling Brawler gewesen ist. Ja, damals gab es auch keine wirklichen Alternativen. Aber was ist mit heute? Kann sich Dragon’s Crown Pro, ein Spiel das sich vergangener Tugenden frönt, auch heute noch beweisen? Die Antwort ist ja und nein. Warum erfahrt ihr jetzt.

Kloppen

Die großen Klassiker des Sidescrolling Brawlers sind GoldenAxe und Double Dragon. Diese Spiele nimmt man heute noch zur Hand, um das Genre zu beschreiben. Beide Titel sind Ende der 80er Jahre erschienen. Immer wieder wurde versucht das Genre wieder zu beleben, verloren die Nachfolger von Double Dragon und Golden Axe doch immens an Qualität. 

Dann im Jahr 2013 schien die Wiederbelebung geglückt zu sein, Dragon’s Crown erschien für die PlayStation 3 und die PlayStation Vita. Gameplay wie früher, aber dennoch zeitgemäß. 2D Seitenansicht wie früher, aber mit bildschön gezeichneten Grafiken und Animationen. Fans des Genres frohlockten, hatten sie doch lange auf solch ein Spiel gewartet. Die Freude währte nur kurz, wurden doch schnell Stimmen laut, die dem Spiel extreme Sexualisierung des weiblichen Geschlechts vorwarfen und das auch nicht unbegründet. Dennoch hatte der Titel eine Fangemeinde und die Wertungen waren gut.

Das alles ist inzwischen 5 Jahre her und Publisher Atlus hat uns jetzt, im Jahr 2018, eine Remastered Version mit dem Zusatztitel Pro für die PlayStation 4 spendiert. Ich war froh über diese Ankündigung, denn schon kurz nach Release war Dragon’s Crown seinerzeit vergriffen und aus mir unverständlichen Gründen nie Digital im PSN erschienen – oder wurde schnell entfernt. Hatte man keine physische Version,  war man also aufgeschmissen.

Gemeinsam sind wir stark

Die Handlung von Dragon’s Crown Pro ist schnell erzählt. Als Spieler hat man die Auswahl zwischen 6 Klassen, die wie folgt sind: Krieger, Bogenschützin, Magier, Zauberin, Zwergenkrieger und Amazone. Danach begibt man sich auf die Suche nach der namensgebenden Dragon’s Crown. Fertig! Mehr bedarf es aber auch gar nicht, man will ja schließlich endlich kloppen!

Die Steuerung ist präzise und die Gegnerhorden massig, während man sich durch die unterschiedlichsten Dungeons kloppt, Schätze einsammelt und Bosse besiegt. Wie es sich gehört, ist es möglich, mit bis zu 4 Mitstreitern das Abenteuer zu bestreiten. Entweder per Couch Co-Op, oder sogar Online, wobei man die Onlinefunktion erst nach einigen Spielstunden freispielt. Im Alleingang stehen dem Spieler KI Gefährten zur Seite, die in den Dungeons als Gerippe aufgesammelt werden können und anschließend wiederbelebt werden. Die Dungeons sind sehr abwechslungsreich und mit vielen Secrets gespickt, die via Runen aktiviert werden. Nachdem man einmal alle Dungeons besucht hat, kann eine alternative Route gewählt werden, die zu einem stärkeren Boss führt.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Release 5 Jahre her ist, macht es immer noch eine recht gute Figur in Sachen Gameplay. Die Klassen Spielen sich sehr unterschiedlich und tragen damit zum Schwierigkeitsgrad bei. Jede Klasse besitzt ein eigenes Tutorial, in dem die Besonderheiten erklärt werden. Die Dungeons haben eine stetige Kurve, was den Schwierigkeitsgrad angeht. Leider gibt es aber einen Haufen Kleinigkeiten, die in der Summe dann doch sehr nervig sind.

Auf dem Bildschirm ist viel los, so viel, dass die Suche nach der Spielfigur wichtiger wird als das verkloppen der Gegner. Die Kamera weiß manchmal nicht, auf wen oder was sie gerade ausgerichtet sein sollte. Plötzlich ist einer meiner KI Begleiter in der Mitte des Bildschirms und meine Figur ist nicht zu sehen. Die Hand um Truhen zu öffnen wabert umher und das Aktivieren von Hilfsrunen ist sehr schwammig.

Im Mehrspielermodus müssen alle Spieler nacheinander die Nebenquests annehmen. Sofern einer es vergessen hat, müssen sie die Quest noch einmal vollziehen. Immerhin teilen sich alle Spieler dasselbe Inventar und es gibt volles Crossplay mit PlayStation 3 und PS Vita. Zwar ist das sehr lobenswert, hindert aber daran, entspreche Gameplay Ausbesserungen vorzunehmen.

Ein wahres Gemälde

Der Grafikstil mit seinen äußerst guten Zeichnungen ist das starke Alleinstellungsmerkmal und ist nur bei den anderen Vanillaware Spielen zu finden. Das Design der Figuren hingegen sorgt heute noch immer für erhobene Augenbrauen. Die Damen bestehen nur aus Brüsten und Hintern, die Herren der Schöpfung nur aus steinharten Muskeln. Ich bin mir nicht sicher, ob es eine Hommage oder Persiflage sein soll, jedenfalls wirkt es stark befremdlich. Die spannendste Frage ist, welche technischen Verbesserungen hat die Pro Version bekommen? Das Spiel kann nun in 4K genossen werden und der Soundtrack wurde noch einmal von einem Orchester eingespielt. Da ich keinen 4K Fernseher mein Eigen nennen darf, kann ich dazu leider keine genauere Analyse machen. Die Auszeichnung als das Schönste 2D Action RPG kann man dem Spiel aber nicht streitig machen.

Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es gibt die Momente, in denen ich wirklich gefallen habe die toll gezeichneten Dungeons zu durchstreifen. Sehr schnell folgt dann leider das totale Bildschirmchaos und man hämmert wortwörtlich blind auf den Angriff Button herum. Es sieht wirklich spektakulär aus, aber die Übersichtlichkeit ist leidet so dermaßen unterirdisch, dass auch im Couch Co-Op meine Mitspieler schnell die Lust verloren haben weiterzuspielen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
72
74
Multiplayer

FAZIT

Die Sache ist eigentlich klar, alle Sidescrolling Brawler Fans müssen hier zuschlagen. Etwas besseres wird man in diesem Genre dieser Tage nicht finden. Action-RPG Fans die Spaß daran haben, Dungeons öfter zu durchkämpfen und immer auf der Jagd nach besserer Ausrüstung sind, sollten auch einen Blick riskieren. Der Grafikstil weiß zu überzeugen, dass Design der Figuren hingegen ist stark grenzwertig. Der Verlust der Übersichtlichkeit trübt den Spielspaß und so manche Spielmechanik wirkt ungelenk.  Die technischen Verbesserungen halten sich in Grenzen, daher sollte man Dragon‘s Crown Pro eher als Port, als ein echtes Remaster betrachten.

- Von  Stefan

Playstation 4

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