Anno 1800

Anno 1800 REVIEW

Ich erinnere mich noch ganz genau als ich vor rund 20 Jahren, genauer gesagt im Jahre 1998 auf meinem allerersten eigenen Rechner, die Aufbau-Simulation Anno 1602 spielen durfte. Ich war schnell verliebt in das Kult-Spiel und verbrachte so zahlreiche Stunden im Inselaufbau und Handel mit den anderen Spieler, gesteuert durch die KI. Nach den nun zuletzt mehr oder weniger erfolgreichen Ablegern, welche in der fernen Zukunft spielten, kehrt die Reihe mit Anno 1800 nun zurück in die Vergangenheit, reist dabei allerdings nicht so weit zurück wie bisher. Doch ob die Entwicklung die Reise in vergangene Tage gut überstanden haben oder unser Schiff auf Grund lief, das verraten wir euch wie gewohnt in unserem Test.

Story ohne Highlights

Um eines vorwegzunehmen: Anno 1800 bietet zahlreiche Highlights und viele positive Aspekte um den Spieler unzählige Stunden vor den Bildschirm zu fesseln – die Kampagne trägt hierzu allerdings kaum einen Teil bei. Und das obwohl die Hintergrundgeschichte einiges an Potenzial bieten würde, wenn es denn perfekt zu Ende gebracht worden wäre.

In Anno 1800 versuchen wir die Unschuld unseres auf eine Gefängnisinsel verstorbenen Vaters zu beweisen und müssen dazu immer wieder teils knifflige Entscheidungen fällen. Erneut wurde die Kampagne in eine Endlos-Partie übernommen, sodass wir neben unserer eigentlichen Beschäftigung des Besiedelns, auch noch diverse Aufgaben übernehmen müssen, wie beispielsweise einen Berg zu sprengen, um an Eisenerz zu gelangen, ein feindliches Schiff zu einem Versteck verfolgen oder Treibgut aus den Weltmeeren bergen.

Doch da die CPU in diesem Modus ebenfalls fröhlich mit von der Partie ist, wird man bereits sehr schnell dazu gezwungen, sein Insel-Imperium zu erweitern, um möglichst die besten Inseln, mit den optimalen Rohstoffen, für sich gewinnen zu können. Dadurch entsteht ein künstlich erzeugter Zeitdruck, der für jene Kampagne unpassend wirkt. Grund dessen empfehlen wir gerade zu Beginn des Spiels auf jene Mitspieler zu verzichten. Die Zwischensequenzen, welche nun wieder häufiger als noch im Vorgänger Anno 2205 auftraten, unterhalten hingegen sehr. Nach rund 25 Stunden, natürlich je nach Spielweise, bekommen wir ein doch recht abruptes Ende zu sehen, welches uns mit einigen Fragezeichen zurückließ. Und Fragezeichen zum Ende einer Story sind bekanntlich nicht ein gutes Zeichen. Anno 1800 besitzt jedoch andere Stärken und die möchten wir nun genauer unter die Lupe nehmen.

Die Industrie im Mittelpunkt

Wie bereits erwähnt wählten die Entwickler als Setting nicht erneut die Zukunft, sondern befördern den Spieler zurück in das 18. Jahrhundert. Ein Zeitalter, in dem die industrielle Revolution auf dem Vormarsch war, dient als Grundlage. Und genau da liegt auch der Schwerpunkt von Anno 1800 – die Produktion rund um eure eigene Industrie.

Doch zu Beginn besiedeln wir unsere gerade frisch eroberte Insel mit ersten Bauern und versorgen sie mit Fischen, Schnaps und Arbeitskleidung, um ihre Zufriedenheit zu erhöhen, was uns wiederum höhere Steuern garantiert. Neben einem Marktplatz, fordern diese auch ein Wirtshaus und schon können wir unsere Bauern zu Arbeiten aufsteigen lassen. Diese verlangen serientypisch wiederum neue Güter, welche wir bald versorgen sollten, zahlen dann allerdings auch mehr Steuern auf unser virtuelles Konto ein. Doch in Anno 1800 ist es nun von enormer Wichtigkeit nicht alle Bauernhäuser sofort aufsteigen zu lassen, denn sonst habt ihr schnell keine fleißigen Hände mehr auf euren Feldern, denn Arbeiter sind sich für diese Arbeit zu schade. So müsst ihr auf all euren Inseln eine gesunde Balance an Bewohnern besitzen, damit alle Betriebe zu 100% ihre Arbeit verrichten können.

Im späteren Spielverlauf dürft ihr dann eure Stahlindustrie ausbauen, welche ihr wiederum für weitere Produktionsketten benötigt. Da eure Insel in Anno 1800 nach Attraktivität bewertet wird, solltet ihr beim Bau der Stahlproduktion nie den negativen Aspekt der Umweltverschmutzung aus dem Auge verlieren. Im besten Falle lagert ihr diese Produktion auf eine Nebeninsel aus, damit eure Insel zahlreiche Gäste anlockt, welche ebenfalls wichtiges Geld in die Staatskasse spült.

Und nochmals viele Stunden später dürft ihr zum allerersten Mal in der Anno-Reihe Gleise verlegen und einen Zug besitzen. Dieser bringt wertvolles Öl von der Quelle zu den Elektrizitätswerken, welche eure Stadt mit Strom versorgt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt werdet ihr sicherlich eure Planung über den Haufen werfen können, um genügend Platz für das neue und schnellere Fortbewegungsmittel zu haben. In Anno 1800 gibt es eben immer etwas zu tun, sodass Langeweile nicht so schnell aufkommen wird.

Gelegentlich dürfen wir auch eine Zeitung veröffentlichen, welche über die aktuellen Geschehnisse der Insel informiert. Gab es Brände in Fabriken oder gehen uns die Waren aus, so würde sich das Veröffentlichen negativ auf die Stimmung unser Bevölkerung auswirken. Also fix einige Ansehenspunkte investieren und aus negativer Schlagzeilen können wir News mit positiven Auswirkungen auf unsere Bewohner veröffentlichen.

Eine neue, unbekannte Welt erwartet uns

Eine weitere der vielen Neuerungen sind die sogenannten Expeditions-Missionen auf denen wir mit unserer Crew wertvolle Items und Gegenstände bergen können – vorausgesetzt wir schließen sie erfolgreich ab. Denn im Falle einer Niederlage können wir auch unser Schiff und eventuelle Items, die wir eingesetzt haben, komplett verlieren. Im Erfolgsfall wird es uns hingegen ermöglicht, exotische Tiere für unseren Zoo zu gewinnen oder gleich seltene Bauwerke für unsere Insel unser Eigen zu nennen. Wenngleich sich dies zu Beginn spannend anhört, so wiederholen sich jene Missionen doch recht schnell. Die Textfenster, die gelegentlich aufploppen, haben wir am Ende nur noch überflogen und uns für die Auswahl mit der höchsten Erfolgschance entschieden.

Mit der Bevölkerungsstufe „Handwerker“ wird von uns beispielsweise Rum verlangt, welchen wir in der aktuellen Welt jedoch nirgends produzieren können. Also müssen wir eine neue Welt bereisen, um dort die notwendigen Ressourcen zu bekommen, die wir dann zu unserer Insel transportieren. Ab diesem Zeitpunkt ist es also wichtig, ein Auge auf beide Welten zu halten. Ein gutes Multitasking ist von nun an ein absoluter Vorteil. Auch wenn es dort mit den Jornaleros und Obreros lediglich zwei Entwicklungsstufen zu versorgen gilt, so dürfen diese nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Anno 1800 wirkt dadurch eine Spur komplexer als seine Vorgänger, kann aber auch im Endgame noch zahlreiche Stunden fesseln. Die dazugehörigen Handelsrouten werden übersichtlich über eine Weltkarte navigiert, sodass gar Einsteiger sehr schnell ihre Waren von Insel A zu Insel B verschiffen können.

Ein Paradies zum Verlieben

Auch optisch ist den Entwicklern von Anno 1800 ein wahres Paradies gelungen. Das Meer mit seinen Wellen sehen beeindruckend aus und auch der hohe Detailgrad auf den Inseln kann absolut überzeugen. Und obwohl das Spiel optisch einen sehr ansprechenden Eindruck hinterlässt, stellt Anno 1800 alles andere als unlösbare Anforderungen an eure Hardware. Bereits mit einem durchschnittlichen Rechner seid ihr mit angepasster Auflösung ohne größere Probleme dabei.

Die Musik im Hintergrund ist typisch für die Anno-Reihe einfach überragend und passt immer wieder ins Bild der Aufbau-Simulation. Und auch die Steuerung mit Maus und Tastatur sowie die Menüführung beim Bauen und Umsiedeln geht spielend leicht von der Hand, sodass sogar Einsteiger sich sehr schnell zurecht finden werden.

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Pro
  • Interessante spielerische Neuerungen
  • spannendes Setting
  • Enorm hoher Suchtfaktor
  • Hübsche Grafik

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Kontra
  • Enttäuschende Kampagne
  • Aggressive Konkurrenten

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Pro & Kontra

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Pro
  • Interessante spielerische Neuerungen
  • spannendes Setting
  • Enorm hoher Suchtfaktor
  • Hübsche Grafik

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Kontra
  • Enttäuschende Kampagne
  • Aggressive Konkurrenten

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Spiel Bewertung
Singleplayer
92
92
Super
92
Multiplayer

FAZIT

Anno 1800 ist erneut ein Meilenstein unter den Aufbau-Simulationen und für mich persönlich eines der großen Highlights im Spielejahr 2019. Auch wenn die Kampagne mich nicht vollends überzeugen konnte, so haben mich vor allem die spielerischen Neuheiten sowie das spezielle Setting in allen Belangen überzeugt. Durch die Expeditionen und die neue Welt, die es zu erkunden und zu managen gilt, wird Anno 1800 zu keinem Zeitpunkt langweilig und gibt es und wirklich immer etwas zu tun. Der Erfolg belohnt unsere viele Mühe, eine perfekte Insel für unsere Bevölkerung bereitzustellen. Und wenn wir vom Spiel nach zwei Stunden Spielzeit am Stück nach einem Kaffee gefragt werden, so kam uns das manchmal gerade erst wie 30 Minuten vor, da Anno 1800 die Zeit um uns herum völlig vergessen lässt.

- Von  Christian

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