Through the Woods

Through the Woods REVIEW

Langsam rückt auch der alljährliche Winter immer näher. Die Nächte werden länger und die Temperaturen sinken, da verbringt man als Fan der gepflegten digitalen Unterhaltung gerne den einen oder anderen Nachmittag vor dem Bildschirm. Sobald es draußen dunkel wird, kommt schnell Müdigkeit auf und was wäre besser dazu geeignet diese zu verscheuchen als ein klassisches Mystery Adventure. Zugegeben, ganz klassisch ist Through the Woods des norwegischen Entwicklers Antagonist nicht, verspricht jedoch jede Menge Spannung sowie Gruselatmosphäre. Wir haben den brandneuen Psycho-Horror aus dem Norden für euch auf Herz, Nieren und Gänsehaut getestet.

Wenn das eigene Kind verschwindet

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Alles begann in einem Waldstück, irgendwo in den Tiefen Norwegens. Eine alleinerziehende Mutter lebt zusammen mit ihrem Sohn Espen in einer kleinen Ferienhütte an diesem Wald. Die Lage könnte idyllischer nicht sein. Ruhig, abgelegen, ein Baumhaus für den Sohn keine hundert Meter entfernt und ein kleiner, erfrischender See gleich um die Ecke. Unterm Strich also ein guter Ort, um einige Tage dort zu verbringen, zumindest bis zu jenem Tag…

Die Mutter hat wieder einmal bis in die Morgenstunden hinein gearbeitet, um sich und den kleinen Espen über Wasser zu halten. Als sie aufwacht, es muss bereits um die Mittagszeit sein, ist ihr Sohn wie vom Erdboden verschluckt, Panik macht sich breit. Bis die überarbeitete Frau endlich die Notiz auf dem Küchentisch entdeckt. Demnach ist der Junge draußen vor dem Haus und spielt, doch um sicherzugehen, macht sie sich auf den Weg, ihn zu suchen. Am Steg ankommen offenbart sich eines der wohl schlimmsten Szenarien eines Elternteils. Der kleine Espen steigt in das Boot eines fremden Mannes, der mit ihm munter fortrudert. Ohne nachzudenken, springt Espens Mutter schreiend ins Wasser, um die Verfolgung durch den dichten Nebel aufzunehmen. Endlich am anderen Ufer angekommen, betritt sie eine völlig neue Welt.

Through the Woods erzählt die Geschichte einer Mutter, die ihren Sohn um jeden Preis aus den Fängen eines unbekannten Entführers befreien möchte. Als sie den ersten Fuß auf den Boden einer seltsamen Insel setzt, ahnt sie noch nichts von den Gefahren, die möglicherweise hier lauern. Auf den ersten Blick scheint die vom Wald überwucherte Insel verlassen und friedlich zu sein, bis die Nacht hereinbricht und sich am Horizont ein gigantischer Schatten bewegt, der unmöglich menschlich sein kann. Zudem hängen bereits im ersten kleinen Dorf die schaurigen Überreste einer längst vergangenen Zivilisation.

Der Waldlaufsimulator mit Tiefgang

Lediglich mit einer Taschenlampe bewaffnet tretet ihr die Reise quer über eine von der nordischen Mythologie angehauchten Insel an. Damit scheint das etwas andere Thirdperson Adventure stark von Klassikern wie Alan Wake geprägt zu sein. Was als sture Verfolgungsjagd beginnt, entwickelt sich recht bald zu einem waschechten Mystery Thriller und offenbart ein einzigartiges Spielerlebnis. Die vereinzelten Fabelwesen, die euch im düsteren Wald begegnen, geben der Geschichte zudem einen gewissen Fantasy-Touch. Damit ist es den Entwicklern gelungenen, eine magische Spielwelt zu erschaffen, in der man in all der Hektik doch gerne stehen bleibt und nach vielleicht verborgenen Details sucht. Voraussetzung ist jedoch, dass man sich auf das Abenteuer einlässt, denn tut man das nicht, ist Through the Woods nichts weiter als ein finsterer Waldlaufsimulator.

Über Stock und Stein, durch dunkle, verlassene Hütten und enge Höhlensysteme, bahnt ihr euch unermüdlich den Weg bis zum Ende der Reise. Ständig das Gefühl im Nacken, während der Verfolgungsjagd selbst verfolgt zu werden. Immer von der Angst begleitet, hinter jeder Ecke könnte der Tod lauern. Genau das ist es auch, was Through the Woods ausmacht, die grandiose Atmosphäre. Hin und wieder ertappt mach sich sogar selbst, wie man sich panisch umdreht, um sicherzugehen, dass hinter einem nicht doch ein böser Schatten lauert. Denn, vielleicht ist der dunkle Wald doch nicht so verlassen wie anfangs angenommen.

Gesamt ist der Spielverlauf sehr linear, es gibt immer nur einen möglichen Lösungsweg und klassische Rätsel fehlen nahezu gänzlich. Dafür warten abseits des eigentlichen Weges, in den zahlreichen verlassenen Hütten Tagebucheinträge ehemaliger Bewohner. Diese versuchen die Frage zu beantworten, wieso zum Teufel die gesamte Insel wie leer gefegt scheint. Sehr zum Trotz des modernen Casual-Spielers muss man die gefundenen Schriftstücke aber selber nach Hinweisen untersuchen. Eine Zusammenfassung oder einen Vorleser gibt es hier leider nicht. Abgesehen von den Werken, die die Hintergrundstory näher beleuchten sollen, präsentiert sich die Insel abseits der Geschichte erstaunlich leer. Über einige Sammelgegenstände oder Konzeptzeichnungen hätten wir uns an dieser Stelle sehr gefreut.

Trotz der langen Laufstrecke, die Espens Mutter auf der Suche nach ihrem kleinen Jungen gefühlt über die ganze Insel führt, vergeht die Zeit wie im Flug. So schnell, wie das schaurige Abenteuer begonnen hat, ist es nach gut drei Stunden Spielzeit leider auch schon zu Ende. Hier hätten wir uns einige Stunden mehr erwartet, die sollten im gegebenen Handlungsrahmen problemlos möglich sein. Da man nach dem ersten Durchlauf kaum noch „Neues“ entdeckt, besteht auch kein Wiederspielwert. Alternative Enden, die es derzeit leider nicht gibt, würden hier etwas Abhilfe schaffen.

Technik

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Grafisch weiß Through the Woods durchaus zu überzeugen, für Indie-Verhältnisse. Die Entwickler konnten die düstere Waldlandschaft überaus glaubhaft umsetzen und die Atmosphäre sehr gut einfangen. Texturen sowie der Detailgrad könnten etwas schärfer ausgearbeitet sein, sind aber durchaus ausreichend. Da das Abenteuer überwiegend bei Nacht spielt, fallen teils grobe Texturen oder sich gleichende Bäume kaum auf. Wer den Indietitel in seiner vollen Pracht genießen möchte, braucht ordentlich Power unter der Haube. Through the Woods ist optisch zwar nicht einmal annähernd mit Triple-A-Titeln zu vergleichen, bringt jedoch auch aktuelle Hardware ordentlich ins Schwitzen. Offenbar fehlte es den Entwicklern an Zeit für den nötigen Feinschliff.

Bei Filmen wird oft gesagt, eine gute Soundkulisse sei die halbe Miete und dies trifft wohl auch auf Games zu, zumindest in diesem Fall. Der gelungene Soundtrack und die passende Geräuschkulisse tragen einen wesentlichen Teil zur dichten Atmosphäre bei. Hektische sowie ruhige Passagen wechseln sich ab und jederzeit liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es leider nicht. Stattdessen müsst ihr mit der englischen bzw. norwegischen Vertonung vorlieb nehmen. Zudem wirkt die englische Synchronisation leider an vielen Stellen stark aufgesetzt, aber noch passabel. Zumindest liegen Untertitel in diversen Sprachen vor, darunter Deutsch sowie Englisch.

Die Steuerung präsentiert sich ähnlich wie schon das eigentliche Gameplay sehr minimalistisch. Aufgrund der fehlenden Komplexität ist die Navigation der Spielfigur zumindest sehr einfach und schnell zu erlernen, was besonders Neulingen oder Casual-Gamern zugutekommt. Through the Woods lässt sich sowohl mit Maus und Tastatur als auch mit Controller spielen, wir würden aufgrund der einfacheren Handhabung zu einem Controller raten. Mit dem linken Analog-Stick wird der Charakter selbst gesteuert, der rechte Analog-Stick übernimmt dabei die Kamera. Der X-Knopf dient zum Interagieren mit Objekten, mit dem linken Trigger schleicht, mit dem rechten Trigger rennt ihr. Dann wäre da noch der Start-Knopf, der das Menü aufruft und wenn ihr den rechten Analog-Stick hineindrückt, schaltet ihr die Taschenlampe ein. Damit ist die Steuerung auch schon grob erklärt, von uns wurde das Spiel mit einem kabelgebundenen Xbox 360 Controller getestet.

Performance und der ganze Rest

Der wohl größte Kritikpunkt neben der kurzen Spielzeit ist wohl die Performance. Hier hätten sich die Entwickler besser noch einige Wochen Zeit für umfassende Optimierungsarbeiten genommen. Zwar läuft das Spiel stets stabil und stürzte während unseres Tests nicht einmal, doch der bereits erwähnte Hardware-Hunger ist überdurchschnittlich groß. So bricht die Framerate an diverse Stellen immens ein. An Passagen mit komplexen Schattenspielen sinkt die Bildwiederholrate teils sogar unter die 30 fps-Marke, trotz aktueller Hardware. Das lässt darauf schließen, dass der Titel auf älteren Systemen mit einer veralteten Grafikkarte nur bedingt spielbar sein wird. Das besagte Performance-Problem bestand bereits vor Release, während der Beta-Phase und konnte derzeit leider noch nicht gelöst werden. Von uns wurde Through the Woods in Full HD mit maximalen Details getestet.

Wie zu erwarten, verfügt Through the Woods über keinerlei Mehrspieler-Modi und wird diese vermutlich auch in Zukunft nicht bekommen. Über was der Indietitel jedoch sehr wohl verfügt, sind insgesamt fünf Steam-Sammelkarten. Zusätzlich gibt es wieder zahlreiche Steam-Achievements zu sammeln, die derzeit jedoch noch nicht zur Verfügung stehen und mit einem späteren Update eingeführt werden.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
76
76
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Through the Woods ist eindeutig ein einzigartiges Spielerlebnis. Dabei ist der Indietitel aus dem Hause Antagonist bei Weitem kein Meisterwerk, aber trotz der schlechten Hardware-Optimierung, dem eher trivialen Gameplay und der kurzen Spielzeit ein gutes Spiel. Ganz im Stil der Klassikers Alan Wake erkundet ihr eine mysteriöse Insel und versucht den entführten Espen zu finden. Ein kurzes, spannendes, aber auch emotionales Abenteuer für einen verregneten Abend, das man am besten alleine genießen sollte. Through the Woods ist für Spieler, die Wert auf eine düstere Geschichte und eine dichte Atmosphäre legen. Wer hingegen stumpfe Action bevorzugt, für den ist der Indietitel lediglich ein weiterer Waldlaufsimulator.

- Von  Fabian

Playstation 4
Xbox One
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