Snares of Ruin REVIEW

Und er hat es wieder getan: Matthew Ashworth, der Mann, der hinter dem Indie-Entwicklerstudio Astronomic Games steckt, hat sich wieder einmal an ein neues Genre herangetraut, auch wenn er hierfür nach wie vor die RPG-Maker-Engine nutzte. Mit dem am 17. Januar 2018 veröffentlichten Snares of Ruin, wird dieses mal ein Adventure geboten, welches vor allem auf Choices & Consequences beruht und obendrein auch einen unterhaltsamen Dating-Sim-Aspekt mit einbringt. Der Clou hierbei ist jedoch, dass man es nicht mit ausgelutschten Schulmädchen zu tun bekommt, sondern mit Monster-Frauen. Die Damen die man in diesem Spiel becircst sind also Vampire, Zombies, Elfen und andere übernatürliche Wesen. Und ja, es handelt sich um erwachsene Frauen und keine kleinen Mädchen in Schuluniform. Man kann also durchaus sagen, dass es sich um eine Art Nischenprodukt in einem Nischengenre handelt.

Ich selber hatte mich aber schon in Vorfeld auf Snares of Ruin gefreut, denn einerseits halte ich viel von Astronomic Games und andererseits steh ich auf so ziemlich alles, was mit Monster Mädels zu tun hat. Dann wollen wir mal gucken, was das interessante Adventure so alles im Detail zu bieten hat.

Zombies and Crime

Snares of Ruin versetzt uns in eine Welt, welcher unserer eigenen sehr ähnlich ist. Es gibt Großstädte, Autos und Autobahnen, jeder zweite Passant läuft mit dem Smartphone herum, und so weiter und so fort. Der große Unterschied zu unserer Welt ist jedoch, dass jene in Snares of Ruin nicht nur von Menschen bewohnt wird, sondern auch von Elfen, Fischmenschen und anderen Spezies. Von dem, was man im Spiel so mitbekommt, scheint dies jedoch kein übermäßig großes Problem darzustellen. Leben und leben lassen scheint die Devise zu lauten.

Man übernimmt die Rolle des Polizisten Detective Hank Anderson, welcher zu Beginn des Spiels zusammen mit seiner Kollegin, der Elfenfrau Gwen, in eine andere Stadt versetzt wird – nach Cromford City, um genau zu sein. Offiziell geht es darum Hank von seiner etwas verkorksten Vergangenheit abzulenken. Wie diese Vergangenheit genau aussieht, kann übrigens vom Spieler selbst aus drei verschiedenen Varianten ausgewählt werden. Inoffiziell scheint Cromford City jedoch so langsam den Bach herunter zu gehen, und Hank und Gwen sollen dabei helfen den Karren aus den Dreck zu ziehen. Bereits auf der Autobahn in Richtung Stadt geht für unsere beiden Cops der Ärger los. Eine Leiche liegt auf der Fahrbahn, welche gerade von einem Zombie angeknabbert wird …

Am nächsten Tag werden die Beiden von ihrer neuen Vorgesetzten, der Engelsfrau Solane, darüber informiert, dass der Zombie-Virus bereits vor Wochen in der Stadt ausbrach, jedoch vom Stadtrat mit allen Mitteln bekämpft und vertuscht wurde. Doch offensichtlich war man dabei nicht ganz so gründlich gewesen wie erhofft, weswegen Hank und Gwen als Verstärkung herangezogen wurden, um den Fall zu übernehmen und die Hintergründe über den Virus aufzudecken. Natürlich stellt sich mit der Zeit heraus, dass wesentlich mehr hinter der drohenden Zombie-Invasion steckt, als anfangs gedacht. Der Stadtrat scheint seine Finger im Spiel zu haben, und als dann auch noch die eigentlich friedlichen Fischmenschen einen Terrorangriff ausführen, spitzt sich die Lage weiter zu. Ob Hank und Gwen die Lage in den Griff bekommen werden, müsst ihr jetzt freilich selbst herausfinden.

Die Qual der Wahl

Allerdings geht es hier nicht nur darum Polizeiarbeit zu verrichten, sondern auch die Monster-Ladies anzubaggern (oder auch nicht). Daher mal eine Auflistung der Damen:

Gwen die Elfe: Hanks ebenso treue wie verlässliche Partnerin. Chronisch gut gelaunt und herzensgut, aber dafür auch etwas überempfindlich und ängstlich – zumindest für eine Polizistin. Sie geht morgens gerne Frühstücken und abends gerne in die Disko, und Hank hat freilich die Möglichkeit ihr dabei Gesellschaft zu leisten.

Solane die Engelsfrau: Na ja, eigentlich hat sie nur Engel als Vorfahren und ist daher kein reinrassiger Engel. Dennoch verfügt sie über einige spezielle Fähigkeiten. So kann sie die verdeckten Emotionen ihrer Gegenüber wahrnehmen. Sie ist Hanks und Gwens Vorgesetzte und gehört darüber hinaus auch zum Stadtrat, was sie natürlich zu einer Verdächtigen macht. Solane ist zwar recht gefühlskalt und streng, aber dafür auch sehr großzügig gegenüber erfolgreichen und effizienten Polizisten. Solane sträubt sich jedenfalls nicht vor dicken Bonuszahlungen.

Alzyra die Vampirin: Eigentlich halten die Vampire ihre Existenz geheim, jedoch kann man sich auf den ersten Blick denken was sie ist, weswegen man mir diesen kleinen Spoiler verzeihen möge.;) Alzyra arbeitet als Wissenschaftlerin für die Polizei und ist logischerweise mit der Herstellung eines Serums für den Zombie-Virus beschäftigt. Als Wissenschaftlerin steht sie natürlich auf kluge, gebildete Männer. Darüber hinaus geht sie gerne in noble Restaurants, um saftige Steaks zu essen und Rotwein zu trinken. Wer an diesen beiden Punkten ansetzt, wird sie leicht für sich gewinnen können.

Miroslava die ???: Miroslava (oder auch einfach nur Mira) scheint eine Menschenfrau zu sein, doch der Schein trügt natürlich. Was sie eigentlich ist, soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden. Miroslavas Vater war ein Wissenschaftler, der ihrer Aussage nach von der Regierung ermordet wurde, da er wahrscheinlich etwas mit dem Zombie-Virus zu tun hatte. Seitdem wird Mira von verdächtigen Typen verfolgt und bedrängt. Diese Extremsituation macht sie ebenso verzweifelt wie gefährlich, denn die hübsche Frau schreckt nicht davor zurück in ihrer Wut mit der Eisenstange zuzuschlagen. Trotz ihres Misstrauens vertraut sie sich Hank und Gwen an, womit sie die beiden Ermittler ungewollt in große Gefahr bringt. Gelingt es Hank ihr Vertrauen zu gewinnen, lädt sie ihn vielleicht zum Workout ins Fitnessstudio ein.

Medina die Zombie-Frau: Medina gehört zu den bedauernswerten Opfern der Zombie-Epidemie. Allerdings hatte die liebenswerte Krankenschwester Glück im Unglück, denn ihr Verstand blieb vom Virus verschont. Seit ihrer Infizierung erforscht sie verzweifelt das Virus, in der vagen Hoffnung ein Gegenmittel für sich selbst und die anderen Infizierten zu finden. Hank erhält freilich die Option sie dabei zu unterstützen. Eine intime Beziehung wird jedoch nicht möglich sein, ansonsten würde sich Hank ja selber mit dem Virus anstecken.

Elyssa die Fischmenschen-Frau: Nach dem Terrorangriff einiger ihrer Artgenossen, vertraut sich Elyssa Hank an und bittet um Unterstützung die Terroristen auf möglichst unblutige Weise aufzuhalten. Elyssa verabscheut Gewalt in jeglicher Form, was sie zur ersten Wahl für Pazifisten macht. Allerdings könnte sie sich mit ihren Ansichten Feinde unter ihren eigenen Leuten schaffen. Wird Hank sie beschützen können?

Zwischen Polizeiarbeit und Dates

Zu Beginn des Spiels, darf man zunächst eines von vier zur Auswahl stehenden Charakterportrait-Artworks für Hank auswählen. Diese legen jedoch lediglich die Hautfarbe fest, oder ob Hank einen Bart hat oder nicht. Danach muss man noch eine von drei Hintergrundstories für Hank festlegen. Diese beeinflussen einige wenige Dialogsequenzen im Spiel, haben abgesehen davon jedoch keinerlei Auswirkungen.
Wirklich wichtig ist nur die Verteilung der anfänglichen zwei Attributspunkte. Ja, Snares of Ruin ist ein Adventure und kein RPG, dennoch haben einige kleine Rollenspiel-Elemente ihren Weg ins Spiel gefunden. Hank verfügt über drei Attribute: Athletics, Charisma und Erudition. Athletics beschreibt die körperliche Fitness. Also ob Hank in der Lage ist eine Kiste wegzuschieben, um an etwas Kleingeld heranzukommen, oder irgendwo hochzuklettern. Charisma schaltet einige zusätzliche Dialogoptionen frei, die dazu dienen die Damen und sonstige NPCs zu umschmeicheln bzw. von Hanks Sache zu überzeugen. Am nützlichsten ist jedoch der Erudition-Skill, welcher für Hanks Intelligenz steht und ebenfalls hier und da zusätzliche Dialogoptionen freischaltet. Außerdem kann man mit diesem Skill in der Stadtbibliothek kluge Bücher lesen, welche wertvolles Fachwissen (Sprich: Weitere Dialog- und Entscheidungs-Optionen) enthalten oder sogar zusätzliche Skillpunkte freischalten.

Wenn Hank eine Haupt- oder Sidequest abgeschlossen hat, wird er häufig mit einem weiteren Attributspunkt belohnt, den man anschließend frei auf die drei oben genannten Bereiche verteilen kann. Es macht im übrigen keinen Sinn einen Skill über 12 Punkte zu drücken, da es keine Aktion im Spiel gibt, die einen höheren Wert als 12 erfordert.

Bei den Hauptquests handelt es sich in der Regel um die Ermittlungs-Einsätze. Hier muss man oftmals einen Tatort nach Hotspots erkunden und anschließend ein simples Ratespiel absolvieren, um den Tathergang zu rekonstruieren. Je nachdem wie gut oder schlecht man sich dabei anstellt, fällt dann auch Solanes Bezahlung für den jeweiligen Arbeitstag aus. Und ja, Geld spielt eine wichtige Rolle in diesem Spiel. So kann man sich Koffein-Getränke kaufen, um eine permanente Hotspot-Anzeige für den aktuellen Ingame-Tag zu aktivieren. Ein Frühstück mit Gwen aktiviert sogar einen zusätzlichen Attributspunkt für den jeweiligen Tag. Freilich benötigt man das Geld auch, um sich mit den Girls einen schönen Abend zu machen. Diese Dates sind dann auch häufig die „Sidequests“ im Spiel, welche zusammen mit den Hauptaufgaben fein säuberlich im Questlog gelistet werden. Ein paar weitere Investitionen darf man später auch noch tätigen, aber das lass ich euch mal selbst entdecken.

Kernpunkt des Gameplays sind jedoch die zahlreichen Choices & Consequences-Dialoge und -Ereignisse. Bei den Dialogen kann man freilich reichlich Plus- und Minuspunkte bei den Frauen sammeln, was im späteren Verlauf des Spiels auch positive oder negative Auswirkungen haben kann. Ob man nun eine Romanze anstrebt, einfach nur eine Freundschaft aufbauen will, oder sogar dafür sorgt, dass die Dame zu Tode kommt, liegt dabei einzig in der Hand des Spielers.

Es bringt jedoch keine Vorteile den Miesepeter-Weg einzuschlagen, denn wer nett und freundlich ist bekommt eben viele Annehmlichkeiten, wie oben erwähnte Dates oder wertvolle Unterstützung zum großen Abschluss-Einsatz. Diese Vorteile entfallen freilich, wenn man als Arschloch spielt. Dennoch ist es natürlich toll zu sehen, dass die Choices & Consequences auch tatsächlich über Hand und Fuß verfügen und ernsthafte Auswirkungen über das Spiel nehmen können. Freilich gibt es hierbei auch Achievements zu erbeuten. Das der Wiederspielwert dadurch erhöht wird, erklärt sich freilich von selbst.

Der erste Spieldurchlauf dürfte dabei die typische Astronomic Games-Spieldauer von ca. 6-7 Stunden umfassen. Wer das Spiel kennt und durchhetzt, kann es aber auch in 2-3 Stunden schaffen. Es werden 20 Speicherplätze angeboten, was auch ausreichen sollte. Natürlich darf man überall nach eigenem Ermessen abspeichern. Die Steuerung arbeitet nach typischen RPG-Maker-Muster und ist entsprechend unkompliziert. Controller-Support ist natürlich vorhanden.

Die Navigation erfolgt aus der Maker-typischen Vogelperspektive. Zur besseren Orientierung werden im Spielmenü auch einige Stadtkarten angeboten, welche aber nicht wirklich notwendig sind. Das Game ist sehr linear, was bedeutet, dass bestimmte Stadtteile nur dann betreten werden dürfen, wenn es die Story und Aufgabenstellung so vorsieht. Es gibt viele NPCs in der Stadt, welche jedoch keine spielerische Relevanz aufweisen und auch sonst eher selten etwas Interessantes zu erzählen haben. Da hätte man mehr daraus machen können. Achtet aber darauf, dass ihr immer wieder mal mit den Monster-Frauen redet, damit euch keine „Sidequests“ entgehen.

Grafik und Sound

Es ist ein RPG-Maker-Spiel und das sieht man auch. Obwohl der neue RPG Maker MV Verwendung fand, kann die grafische Gestaltung der Maps und Sprites nichts herumreißen. Das Stadt-Setting ist zwar unverbraucht, wirkt jedoch reichlich trist und eintönig. Schön ist wiederum, dass man bei den Artworks auf diese ätzenden Chibi- und Moe-Stiles verzichtet hat. Es wurde versucht sich von den typischen Japano-Dating-Sims abzugrenzen, und das ist auch im Artwork zu erkennen. Aber auch unabhängig von diesem Aspekt, sind die Charakter-Artworks von Snares of Ruin sehr gefällig. Besonders schön ist, dass die Charaktere variable Gesichtsausdrücke vorzuweisen haben. Und für drei der sechs Damen gibt es sogar spezielle „Schlafzimmer-Artworks,“ welche jedoch locker als Jugendfrei eingeordnet werden können, also keine Bange.

Der Soundtrack ist ganz gut gewählt. Freilich handelt es sich bei vielen Stücken um vorgefertigte Tracks aus dem Maker-Baukasten, aber es gibt auch die ein oder andere Eigenkomposition, wie z.B. den Ending-Credits bzw. Trailer Song „Snares of Ruin“ von Fightin‘ Mooses, welcher speziell für dieses Spiel geschaffen wurde.

In audiovisueller Hinsicht bekommt man hier also durchaus mehr geboten, als in den meisten anderen RPG-Maker-Produktionen. Wirklich herausragend ist das Spiel in dieser Hinsicht jedoch auch nicht.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Snares of Ruin ist ein schönes kleines Spiel für Möchtegern-Detectives, die gerne mit Monster-Ladies flirten. Durch den gelungenen Einsatz von Choices & Consequences und clever eingestreute RPG-Mechaniken, bietet das Adventure im RPG-Maker-Gewand soliden Spielspaß für mehrere Spieldurchläufe. Leider ist die RPG-Maker-Engine auch der Knackpunkt, denn obwohl die Artworks der Charaktere sehr schön sind, bietet der grafische Rest nichts, was den angeknacksten Ruf dieser Grafikengine irgendwie verbessern könnte. Auch der spielerische Anspruch ist eher dünn gehalten, denn die Ermittlungs-Segmente und Polizei-Einsätze dienen eher dem narrativen Zweck. Aber wer Story-zentrierte Adventures mit vielen Choices & Consequences mag, der wird hier gut bedient. Und obendrauf gibt es auch einen netten Dating-Sim-Aspekt und geschickt eingestreute RPG-Elemente ohne jeglichen (Runden)kampf-Ballast.

- Von  Volker

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