Sid Meier’s Civilization VI (Nintendo Switch) REVIEW

Der Entwickler Firaxis Games und der Publisher 2K Games veröffentlichten Sid Meier’s Civilization VI bereits vor 2 Jahren. Seinerzeit nur auf dem PC, darf der Strategie-Gigant nun auf der Nintendo Switch überzeugen. Zwar ist dies für Civilization kein Konsolen-Debüt, die Art der Portierung, die zugleich einige Erweiterungen enthält, ist aber in dem Umfang neu. Natürlich kommt für Serien-Veteranen sogleich die Frage auf, ob das überhaupt klappen kann?!? Vorab sei gesagt – Ja! Und dieses positive Resümee möchte ich nicht ohne weitere Worte lassen.

Zielgerichtete Herrscher

Wie schon aus älteren Ablegern bekannt, kann man aus einem Portfolio verschiedener Anführer wählen. Allesamt sind wichtige Figuren der jeweiligen Geschichte. So gibt es in Sid Meier’s Civilization VI beispielsweise Qin Shihuangdi, ein skrupelloser Anführer, der für die Eroberung und Vereinigung der diversen rivalisierenden chinesischen Staaten verantwortlich war. Pedro II., der zweite und letzte Regent des Kaiserreichs Brasilien, welches aus den Gebieten des heutigen Brasiliens und Uruguays bestand, ist ebenfalls mit von der Partie. Wer Civilization V gespielt hat, wird Pedro II. sicherlich wiedererkennen, da er mit der Erweiterung Brave New World in das Spiel aufgenommen wurde. Die Riege der Frauen geht ebenso wenig leer aus und erfreut sich unter anderem an der wunderschönen Kleopatra sowie der fordernden Königin Victoria aus England. Und natürlich ist das deutsche Volk vergangener Zeiten mit vertreten. Zusammenfassend heißt das, es gibt wie in den Vorgängern der Civ-Reihe, wieder eine ordentliche Anzahl an Herrschern. Insgesamt erwarten uns 24 verschiedene Anführer.

Hinter jeder imposanten Persönlichkeit, die ein gesamtes Volk anführt, stehen besondere Eigenschaften. Diese machen sich beispielsweise in der Art des Militärs bemerkbar, die evtl. stärker als gegnerische Einheiten sind. Dafür werden andere Kulturen wiederum in der Technologie verschiedene Vorteile offenlegen, die letztlich das Gleichgewicht im Spiel halten. Dies wird zudem die Langzeitmotivation erhalten, die so immer wieder neue Möglichkeiten erschließen lässt. Ganz ohne Taktik wird es aber nicht gelingen, eine der 5 möglichen, wie optionalen Ziele zu ebnen. Denn Gewinner ist nicht zwangsläufig derjenige, der alle fremden Ländereien von der Karte tilgt. Wer mit dem Fortschritt allen voraus ist, kann ebenso als Sieger aus einer langen Runde hervorgehen.

Modis mit Tücken

Optional lerne ich das Spiel über den Einzelspielermodus kennen. Hier wird mir das Volk automatisch zugeteilt und eine Karte generiert. Wer noch spezifischer vorgehen möchte, kann die Kampagnen unter dem Punkt „Szenario“ nachspielen. Hauptfokus, um das Spiel besser zu erläutern ist aber das freie Spiel, welche als „Spiel erstellen“ betitelt wird.

Optional lassen sich unter anderem die Anzahl der Gegner, die Landgröße, die Ergiebigkeit der Ressourcen und der Schwierigkeitsgrad verstimmen. Ich wähle in verschiedenen Durchgängen die Möglichkeit aus, auf Barbaren zu verzichten, um besser ins Spiel zu kommen. Selbst die Anzahl der Völker setze ich herab, um größere Chancen zu haben und einen guten Einstieg hinzubekommen. Doch sobald ich mich für eine große Karte entscheide, ist es nichts mit Ruhe und weitläufigen leeren Flächen. Schnell lerne ich meine Nachbarn kennen, die in erhöhter Anzahl auftreten.

Doch noch einmal einen Schritt zurück: Wir starteten eine Spielsession unter der Flagge von Deutschland und setzten in den ersten Spielzügen unsere Stadtgrenzen. Für die Gründung einer Stadt wird ein Siedler gestellt, den wir überallhin platzieren dürfen. Schon ist der erste Ort erbaut, dessen Namen wir uns vorgeben lassen können oder selbst bestimmen. Eine Änderung ist danach aber nicht mehr möglich.

Um nicht ein einer Starre zu verharren, in der wir nur Bauprojekte der Stadt vorantreiben, gibt es noch eine zweite Spielfigur an die Hand. Mit dem Krieger lassen sich die Gebiete bestens erkunden und alle weiteren Völker auf der Landfläche kennenlernen. Natürlich suchte man ein friedliches Gespräch mit uns, welches wir so auch fortführten, um nicht schon am Anfang einen Krieg heraufzubeschwören. So konnten wir in aller Ruhe uns um die ersten Technologien kümmern und weitere Spielfiguren in Auftrag geben. Dementsprechend ist es in dem rundenbasierten Strategiespiel vonnöten, weitere Einheiten zu erschaffen, um das Gebiet weiter zu erkunden und vorhandene Städte ferner zu verteidigen.

Dafür benötigt jede Einheit eine gewisse Rundenzahl. Beispielsweise verlangt ein Siedler, mit dem man weitere Städte gründen kann und so die eigenen Gebietsgrenzen vergrößert, anfänglich bis zu 17 Spielrunden. Ein Soldat, der die Grenzen verteidigt und auch Barbaren davon abhält, die Vorräte zu plündern, benötigt stattdessen einen geminderten Zeitraum. Mit genügend Soldaten im Schlepptau, wird es gar ermöglicht, Eroberungszüge zu machen. Dank fortschreitender Technologie verbessern sich aber auch die Einheiten und Stärkere/Modernere kommen hinzu. Gleichzeitig verringert sich mit dem Wohlstand der Ländereien die benötigte Rundenanzahl für die jeweiligen Einheiten. Um diesen Wohlstand zu erreichen, ist natürlich ein guter Standort für die jeweiligen Städte wichtig. Wer genug Rohstoffe in den eigenen Grenzen abbauen kann und eine gute Lebensmittel Versorgung hat, wird immer gut vorankommen, jedoch auch die Augen anderer Völker auf sich richten.

Gut gebaut ist halb gewonnen

In Sid Meier’s Civilization VI ist die Spielkarte so wichtig wie nie zu vor, denn bebaut man einen bestimmten Bezirk, gibt es Boni und Verstärkungen durch die Platzierung. So kann beispielsweise ein goldreiches Gebiet für viele Vorteile sorgen, wenn ihr Bauten später beschleunigen möchtet. Standorte mit Pferden können wiederum positive Auswirkungen auf eure militärische Aufstellung haben, sofern ihr das Ziel anstrebt, über Kriege neue Ländereien dazu zu gewinnen. Wer die militärische Streifzüge ausleben möchte, kann die Art des anerkannten Sieges anpassen und sogar die Politik darauf ausrichten, die weitere Bonis freischaltet. Ob ihr diese für die Kostentilgung eurer Einheiten nehmt, oder das Erschaffen von Siedlern beschleunigt, obliegt komplett in eurem Ermessen. Ausrichtungen dürfen jederzeit ausgetauscht werden, um andere Vorteile auf ihre Tauglichkeit auszuprobieren.

Des Weiteren lassen sich gewisse Gebäude, die ihr in Auftrag gebt, in den Grenzen eurer jeweiligen Stadt platzieren. Ein Campus oder eine Bibliothek erhöhen das Wachstum der Stadt und verringern damit die benötigten Runden, um Aufträge abzuschließen. Stadtmauern sichern die Verteidigung gegen Angreifer ab und der Kornspeicher sorgt für ausreichend Nahrung.

Eine weitere Neuerung, die bereits die PC Version einführte sind die religiösen Siege, die eine neue Art des Gewinnens darstellen. Schafft man es, dass die eigene Religion die Größte in den gegnerischen Städten ist, so führt dies zum direkten Sieg. Gleichzeitig möchte man euch jedoch auch einen fremden Glauben aufzwingen, was zu Tumulten führen kann.

Allgemein ist es immer ratsam, die Umgebung und das Einzugsgebiet der Städte gut im Auge zu behalten. Wer dann noch mit der richtigen Strategie fährt und die Forschung auf seine Gebiete anpasst, kann andere Völker schnell hinter sich lassen. Doch leicht wird es nicht, selbst wenn ihr den Schwierigkeitsgrad herunterregelt. Auch die Mitstreiter entwickeln sind, setzen auf neue Politikmodelle mit gewissen Vorteilen und provozieren euch, um Ferner einen Krieg anzuzetteln. Gleichzeitig sind gute Verbündete nahezu unverzichtbar, was manchmal gewisse Tribute einfordert, wie freie Grenzen oder kleine Geldgeschenke. Wer das Vertrauen anderer Staaten gewinnen kann, sollte nie den Handel außer Acht lassen und Handelsrouten eröffnen, von denen beide Seiten zumeist profitieren.

Haben wir’s jetzt?

Mitnichten! Okay, auf den DLC „Rise and Fall“ müssen wir leider in der Version für die Switch verzichten, langweilig wird es dadurch aber trotzdem nicht, denn am Material spart das Spiel keinesfalls. Gegenüber dem ersten Werk auf dem PC, enthält die Nintendo Switch Version zusätzlich das Wikinger Szenariopaket, Polen Zivilisations- & Szenariopaket, Australien Zivilisations- & Szenariopaket sowie Persien und Makedonien Zivilisations- & Szenariopaket. Sozusagen gibt es mehr als genug zu entdecken und mit vielen verschiedenen Persönlichkeiten den Weg zur ultimativen Besiedlung anzufangen.

Mit einem guten Wachstum könnt ihr sogar größere Persönlichkeiten für euer Volk gewinnen, was andere Staaten wiederum böse aufstößt. Wer dann in den Krieg ziehen muss oder aufgrund von häufenden Provokationen will, sollte bedenken, dass nur noch eine militärische Einheit pro Feld bereitstehen kann. Wer eine weitere Figur dorthin steuert, schiebt zugleich die bisherige auf einen anderen Platz. Somit fordert der strategische Anteil einen regelrechten Weitblick ein, der auch mich einige Runden kostet, die eher zum Verzweifeln sind.

Ist euer Zug gesetzt, sind die anderen Parteien an der Reihe, was schon etwas Zeit in Anspruch nimmt. Ähnlich ist es beim lokalen Multiplayer, der reale Spieler einlädt, gegen euch anzutreten. Das fordert zudem ein komplettes umdenken, da durch die verschiedenen Siegmöglichkeiten, jeder seine ganz eigene Linie fährt – egal ob durch Glauben, Politik oder einer großen Streitmacht, die alles blutig erobern möchte. Die Multiplayer-Matches dürfen aber zurechtgeschnitten und auf jeweile Belange ausgelegt werden – wie eine vorgegebene Art der gültigen Siege. Dennoch fordert die lokale Option ein Tribut, denn statt einstig 12 möglichen Teilnehmern, können nun nur noch 4 Spieler gleichzeitig ein paar strategische Runden bestreiten.

Ach ja, und auch die Weltwunder haben es wieder geschafft, ein Teil des Spiels zu werden. Trotz vieler neuer Ansätze, vergisst der Strategietitel nicht, was ihn so beliebt gemacht hat und welche Features einfach dazugehören.

Technik

Die optische Darbietung lässt sich durchaus loben, wenngleich uns kein Wunderwerk der Technik erwartet. Farbenfroh und übersichtlich zeigt sich Sid Meier’s Civilization VI dem Auge. Die Einheiten wirken nun auch weitaus detaillierter und die Rohstoffe auf der Karte sind besonders gut erkennbar. Einzelne Elemente, wie die Darstellung des Wassers, welches sogar das Sonnenlicht reflektiert, sind lobenswert eingebracht worden und passen sich jedem Blickwinkel neu an, statt steif wie ein Brettspiel zu verharren. Wer es weniger detailverliebt mag, darf mittels Zoom das Geschehen etwas weiter in die Ferne verfrachten.

Bevor ich mich auf die Steuerung werfe, möchte ich ein paar Worte zum Sound verlieren. Dieser ist immer recht harmonisch und eher zurückhaltend in seiner Darbietung. Teils rückt er so weit in den Hintergrund, dass es kaum einen Unterschied macht, ob ihr mit oder ohne Ton spielt. Ganz anders sind da die Effekte, die schon in vergangenen Ablegern genutzt wurden und für wiederkehrende Spieler ein Déjà-vu in den Kopf zaubert. Abgerundet ist die Akustik mit einer deutschen Sprachausgabe, die nicht nur von den Herrschern bei ihrer Vorstellung genutzt wird. Kurz und belanglos, für ein Strategiespiel aber durchaus ausreichend, werden Textpassagen oder Herrscher mit ihren Vorhaben vorgetragen.

Die Steuerung bedarf nun natürlich genauerer Betrachtung, denn wir spielen Sid Meier’s Civilization VI ja nicht mehr auf dem PC, sondern der Nintendo Switch. Hier erschließen sich natürlich ganz neue, individuelle Variationen der Mechanik. Selbstverständlich kommen im ersten Moment die Zweifel auf, ob es ohne Maus und Tastatur ein genauso bequemes Spielprinzip bleibt. Diese Ängste kann ich sogleich nehmen. Egal ob mithilfe des Touch-Screens oder der JoyCons, die Befehle funktionieren einwandfrei. Während ihr mittels Screen einfach nur die jeweiligen Stellen berühren müsst, sind die Funktionen mittels Tasten etwas langatmiger. Dennoch funktionieren beide Optionen überraschend gut. Experiment Nintendo Switch also gelungen.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
79
Okay
78
Multiplayer

FAZIT

Sid Meier's Civilization VI funktioniert auf der Nintendo Switch sehr gut und kann gegenüber der ursprünglichen PC Version noch einige zusätzliche Inhalte auffahren. Die strategischen Elemente zeigen sich in vielen Facetten und jeder gegangene Weg kann individuelle Auswirkungen auf das Verhalten anderer Staaten haben. Das Grundprinzip der Reihe bleibt aber erhalten und wird Fans schnell greifen. Neulinge werden dagegen einige Einstiegsschwierigkeiten haben, vor allem, da gewisse Einstellmöglichkeiten des freien Spiels nicht korrekt in die Session übertragen werden. Technisch kann man dem Spiel nicht viel vorwerfen, außer lange Ladezeiten für die Generierung eines neuen Spiels. Aber auch das ist verkraftbar, denn durch die Flexibilität im Handheld-Modus, könnt ihr eure Runden jederzeit und überall fortsetzen. Und da der Spielspaß über längere Zeit ungebrochen bleibt, darf die Portierung als durchaus gelungen bezeichnet werden.

- Von  Rena

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Sid Meier's Civilization VI (Nintendo Switch) REVIEW

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Derryck

Ich muss sagen, für einen Civ-Port sieht das doch ganz ordentlich aus. Wenn ich das mal vergleiche wie grauenvoll z.B. Civ I auf dem SNES gelandet ist… oder „Civilization Revolution“ auf dem DS… da hat Nintendo doch dieses Mal bewiesen, dass man ein Strategiespiel auch halbwegs vernünftig auf eine Konsole portieren kann. Naja, ich bleibe trotzdem meinem PC treu. 🙂

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