Shadows on the Vatican: Akt I: Gier REVIEW

Vollwertiges Spiel oder Episoden-Produkt? Diese Frage stellte sich mir beim Vierteiler Shadows on the Vatican aus italienischem Hause. Ist jeder „Akt“ nun ein vollwertiges Spiel, oder nicht doch nur ein kleinerer Bestandteil eines typischen 10-15 Stunden Abenteuers? Leider entpuppte sich „Akt I: Gier“ als mickriges 3 Stunden Episodengeplänkel. Das war doch eine Enttäuschung für mich, weil das Spiel in Fachmärkten ja als vollwertige Retail-Fassung veräußert wird, welche selbst über zweieinhalb Jahre nach dem Erstrelease am 10.06.2014 immer noch ca. 12 Euro kostet (die Download-Version auf Steam bekommt man dafür schon ab 5,99 €). Ein weiteres Problem bei Shadows on the Vatican, ist, dass die Serie selbst nach über zweieinhalb Jahren immer noch nicht abgeschlossen ist. Zwar kam zwischenzeitlich auch „Akt II: Zorn“ heraus, aber ob der Vierteiler wirklich komplettiert wird, weiß wohl nur Gott höchstpersönlich. Aber wie dem auch sei, auch wenn Akt I nur 3 Stündchen kurz ist, kann das Spiel ja dennoch gepflegte Point & Click-Freude bereiten. Zeit dies herauszufinden!

 

Die kriminellen Machenschaften der katholischen Kirche

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Rom 2010: Auf Bitte seines besten Freunds Vater Cristoforo Ardemagni verbringt der US-Amerikanische Arzt und Ex-Priester James Murphy, seinen Urlaub in der italienischen Hauptstadt. James wendete sich von der katholischen Kirche ab, als diese scheinbar bewusst versäumte den Mord an seinem Mentor Dellerio aufzuklären, welcher Jahre zuvor in Afrika vor James Augen ermordet wurde. Natürlich stellt sich recht bald heraus, dass Cristoforos Bitte mit jenem tragischen Ereignis in Afrika zusammenhängt. Doch bevor es zum klärenden Gespräch zwischen den Beiden kommen kann, wird ein Mordanschlag auf Cristoforo verübt, was James freilich zu detektivischen Gegenmaßnahmen zwingt. Im laufe seiner Ermittlungen findet James heraus, dass gewisse Institutionen der katholischen Kirche scheinbar mit der italienischen Unterwelt zusammenarbeiten – und dann taucht plötzlich die mysteriöse Schönheit Silvia auf.

Die Handlung des ersten Aktes geht leider nicht über eine typische Krimi-Story hinaus. Das kann sich in den folgenden Akten freilich noch ändern, zumal Akt I: Gier mit einem gelungenen Cliffhanger endet, der durchaus Lust auf mehr macht. Bis dahin wirkt die Handlung jedoch relativ durchschnittlich. Auch die Charaktere sind nur leidlich interessant. James ist der typische Saubermann, der freilich versucht stets das Richtige zu tun. Er ist durchaus sympathisch, aber eben auch ziemlich unspektakulär. Sein weiblicher Gegenpart Silvia, die man erst kurz vorm Schluss kennenlernt und spielen darf, soll da wohl als „Bad Girl“ den benötigten Kontrast darstellen. Bevor die Chemie zwischen den Beiden jedoch aufkeimen kann, ist das Spiel auch schon vorbei, denn Akt I beschäftigt sich hauptsächlich mit James‘ Schnüfflerarbeit. Was sich daraus entwickelt und ob einige Nebencharaktere mehr sind als Klischee-Gangster und schrullige Italiener für die Lulz, werden wohl erst die kommenden Episoden herauskristallisieren. Als Einstieg wirkt der erste Akt jedenfalls dezent fade. Potential für ein tiefgreifenderes Intrigenspiel ist aber durchaus vorhanden. Immerhin soll Shadows on the Vatikan ja lose auf David A. Yallops Buch „Im Namen Gottes?“ basieren.

 

Grundsolides, klassisches Adventure-Gameplay, aber nichts Besonderes

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Gibt an dieser Stelle eigentlich nicht viel zu erzählen. Shadows on the Vatican ist ein 08/15 Point & Click-Adventure durch und durch. Mit der Maus klickt man sich durch die Renderscreens, um Gegenstände aufzusammeln und mit NPC’s zu quatschen. Gegenstände können via Inventarleiste freilich untereinander kombiniert werden und wollen früher oder später ihre Funktion an diversen Hotspots erfüllen. Manch einen mag es dabei stören, dass Hotspots nicht erlöschen, wenn sie keine Funktion mehr erfüllen. Dafür gibt es jedoch eine Hotspotanzeige zur Unterstützung. Ein Doppelklick auf Ein- und Ausgänge, um lästige Laufpassagen abzukürzen wird ebenfalls geboten. Wenn auch nichts besonderes geboten wird, so spielt sich der Titel immerhin angemessen komfortabel.

Der Schwierigkeitsgrad bleibt dabei immer relativ vernünftig. Etwas problematischer waren eigentlich nur zwei Stellen für mich, aber auch diese konnte ich nach einiger Zeit eigenständig lösen. Fortgeschrittene Adventure-Spieler sollten hier also ohne Komplettlösung durchkommen können. Komplexere Apparaturrätsel und dergleichen sucht man da freilich vergebens – es sei denn man betrachtet James Laptop als komplexe Apparatur.^^ Das Einzige, was wirklich für etwas Abwechslung sorgen soll, ist eine Verfolgung per Auto. Diese wird allerdings als doofes Ratespielchen (links oder rechts abbiegen) auf einer Top-Down-Stadtkarte mit Kriegsnebel abgewickelt. Hier hilft nur stupides Trial & Error weiter, was diesen Spielabschnitt absolut witzlos und unnötig wirken lässt. Zur Handlung trägt dieser Spielabschnitt übrigens auch nichts bei, man hätte ihn also komplett streichen können, und nichts würde sich ändern. Aber abgesehen von diesem Fauxpas wird solides, wenn auch dezent unspektakuläres Adventure-Gameplay geboten.

 

Grafik und Sound

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Auch in grafischer Hinsicht setzt das Spiel auf klassische Adventure-Formeln. Die Spielwelt setzt sich aus Renderbildern zusammen, in denen 3D-Charaktermodelle agieren. Zwischensequenzen werden in Comic-Zeichnungen präsentiert. Auch innerhalb der Textboxen bekommt man variable Konterfei-Zeichnungen der Charaktere präsentiert. Abgesehen von den bemerkenswert minderwertigen, schlecht animierten 3D-Charaktermodellen erfüllt die Grafik durchaus ihren Zweck, ohne dabei jedoch vom Hocker zu reißen. Andere Adventures wie „Sunrise – The Game“ haben jedoch gezeigt, dass die kostenfreie Wintermute Grafikengine, welche hier Verwendung fand, auch wesentlich hübschere Adventures zustande bringt. Die Comiczeichnungen im westlichen Stil sind freilich reine Geschmackssache, bilden aber ohne weiteres das optische Highlight in Shadows on the Vatican.

Der Soundtrack bleibt in erster Linie durch das Titelthema „The Shadows“ von Simone Cicconi in Gedächtnis. Die Titelmelodie mit ihren anklagenden lateinischen Chorgesang passt hervorragend zur Thematik rund um die korrupte Institution der katholischen Kirche. Abgesehen davon bietet der Soundtrack dummerweise nichts, was einem irgendwie im Gedächtnis verweilen möchte. Dadurch wird der positive Ersteindruck freilich wieder heruntergezogen. Die englische Sprachausgabe ist dafür grundsolide und bringt einen vernünftigen Mehrwert ins Produkt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
70
-
Multiplayer

FAZIT

Mit dem ersten Akt zu ihrem Episodenspiel „Shadows on the Vatican“ liefern die italienischen Entwickler grundsolide Adventure-Kost auf Basis des klassischen Point & Click-Schemas. Fast schon ist man gewillt zu sagen, dass das Spiel zu solide sei, denn irgendwelche Besonderheiten, welche den Titel aus der Masse an Adventures hervorstechen lassen, sind kaum vorhanden. Ein netter Themesong und gefällige Comic-Zeichnungen alleine reichen heutzutage halt nicht mehr aus. Größtes Problem ist jedoch die mickrige Spielzeit in Kombination mit einem nach wie vor unvollständigen Gesamtprodukt, bei dem man noch nicht einmal sicher sein kann, ob die letzten beiden Akte überhaupt noch fertiggestellt werden. Wem das nichts ausmacht, und der sich für die Thematik interessiert, der darf aber durchaus zugreifen. Spaß macht es ja durchaus, wenn man Point & Click-Adventures mag.

- Von  Volker

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