River City Girls REVIEW

Rund 50 Titel zählt der Kanon der Kunio-kun Reihe mittlerweile. Seinen Anfang nahm das Franchise Mitte der 1980er Jahre in japanischen Spielhallen als Sidescroller Beat ´em Up, wurde aufgrund der hiesigen Popularität aber schnell auch für diverse Heimsysteme umgesetzt. Neben der eigentlichen Brawler-Ausrichtung der Reihe, hat der ursprüngliche Entwickler Technōs auch unzählige Ableger veröffentlicht, in denen Serienheld Kunio sich in anderen Genres ausgetobt hat. In River City Girls, dem neuesten Spiel der mittlerweile von ArcSystem Works vertriebenen Marke, spielt der namensgebende Raufbold allerdings nur eine Nebenrolle. Stattdessen nehmen zwei nicht minder auf Krawall gebürstete Mädels Schlagring und Baseballschläger in die Hand und prügeln sich durch ihre Heimatstadt.

Raufbolde in distress


Kunio und dessen Kumpel Riki, welcher der zweite große Star der Serie ist, wurden nämlich am helllichten Tage von Unbekannten entführt. Das wiederum ruft Kyoko und Misako auf den Plan, die sowieso einen schlechten Tag haben, da sie in der Schule nachsitzen müssen. Als sie auch noch Wind vom Kidnapping ihrer Angebeteten bekommen, fackeln die beiden Schulmädchen nicht lange, brechen aus der Schule aus und durchforsten River City nach den Jungs. Das wiederum ruft unzählige Widersacher auf den Plan, die fortan und in bester Serientradition mit Fäusten, Baseballschläger, Mülltonnen und anderen zweckentfremdeten Gegenständen verprügelt werden.

Entstanden ist River City Girls beim amerikanischen Studio Wayforward, die bereits vor einigen Jahren mit Double Dragon Neon einen Ableger von Kunio-kun produziert haben. Das die Entwickler mit der Serie auch über ihre bisherige Arbeit hinaus vertraut sind, lässt sich auch aus diversen Interviews entnehmen, in denen die große Zuneigung zum Franchise bereits zur Geltung gekommen ist. Entsprechend ist auch das fertige Spiel eine Liebeserklärung an Kunio-kun und dem Genre der Sidescrolling Beat ´em Ups. Und was für eine!

Vier Fäuste für die Liebe


Für diese Sorte Spiel eher untypisch, haben die Entwickler viel Zeit und Mühe in die Geschichte und deren Erzählung gelegt. Die Story wird in einer Mischung aus wunderschön animierten Zwischensequenzen, in Manga-Stil gehaltenen Strips und Dialogfenstern unterhaltsam erzählt, wobei die nicht gerade neuartige Prämisse durch die vielen skurrilen Bewohner von River City und dem schrägen Humor kurzweilig gestaltet wird. Neben Kyoko und Misako, die bereits in früheren Spielen kleine Auftritte hatten, gibt es auch ein Wiedersehen mit anderen Figuren aus Kunio-kun.

River City Girls verlässt sich aber nicht zu sehr auf die Vorgänger, sondern macht, vor allem in spielerischer Hinsicht, sein eigenes Ding. Das klassische Sidescrowling wird zwar ebenso beibehalten, wie die deftige Beat ´em Up Mechanik. Das Grundgerüst wird darüber hinaus aber mit modernen Elementen unterfüttert. So sammelt man etwa Erfahrungspunkte, wodurch man nach und nach im Level aufsteigt und mehr Schaden austeilt und einsteckt, außerdem erlernt man so immer wieder neue Fähigkeiten und kann mit den entsprechenden Tastenkombinationen später auch Roundhouse-Kicks ausführen oder am Boden liegende Gegner aufheben und mit diesen auf andere Widersacher einprügeln. Verschiedene Vorteile bringen auch die Items mit, die man anlegen kann. Das entsprechende Accessoire vorausgesetzt, kann man so etwa gegen männliche Feinde mehr Schaden machen oder für jeden besiegten Gegner ein bisschen Lebensenergie regenerieren. Neu ist auch das Rekrutieren von Gegnern. Sofern dieser um Gnade fleht, kann man ihn nämlich rekrutieren und fortan per Tastendruck für einen Angriff in den Kampf holen.

Doppelt hält besser


Nicht ganz durchdacht ist die Entscheidung, dass die nicht aktive Spielfigur nicht automatisch mitlevelt. Bei jeden Spielstart kann man nämlich zwischen Kyoko und Misako wählen, hat man zuvor aber nur mit Ersterer gespielt, so wird ihr Level nicht automatisch auf ihre Freundin übertragen. Diese Entscheidung wirkt auch insofern nicht durchdacht, da jederzeit auch ein zweiter Spieler ins Spiel einsteigen und man die gesamte Kampagne im Koop durchspielen kann. Steigt ein Mitspieler also zu einem späteren Zeitpunkt ein, so ist dieser gnadenlos unterlevelt und wird es schwer haben. Immerhin lohnt es sich durchaus mit beiden Figuren zu spielen, da sie sich in ihren Fähigkeiten und Moves unterscheiden und auch unterschiedliche Fertigkeiten erlernen.

Streets of Backtracking


Auch das häufige Backtracking ist mitunter ein Stolperstein für den Spielspaß. Immer wieder steht man nämlich vor einer verschlossenen Tür oder kann das nächste Areal nicht betreten, bevor man nicht einen bestimmten Auftrag erfüllt hat. Dafür muss man wiederum häufig an bereits besuchte Orte zurückkehren, nur um nach Erledigen der Mission zum Auftraggeber zurückkehren zu können. Das hätte sich sicherlich auch eleganter lösen können, zumal die Standardgegner, denen man auf den Straßen von River City begegnet, schnell nerven können. Zumindest nach hinten raus werden die Gegner mehr und mehr variantenreich und vor allem die Bosse haben es ziemlich in sich und sind mitunter das Beste, was ich in diesem Genre seit langer Zeit gespielt habe.

Die Bosse sind mitunter übrigens ziemlich anspruchsvoll und greifen in ihren unterschiedlichen Phasen auf immer neue Tricks zurück. Immer wieder hatte ich jedoch das Gefühl, dass mir die Gegner vor allem aufgrund der Steuerung mehr Probleme bereiten, als sie es eigentlich sollten. Das mag aber vor allem ein Problem der Nintendo Switch Eingabegeräte sein. Mit sowohl mit dem Pseudo-Steuerkreuz, als auch dem Analogstick der Joycons empfand ich die Steuerung der Spielfiguren als unbefriedigend. Um zu laufen, muss man beispielsweise zweimal die jeweilige Richtungstaste bzw. den Analogstick schnell hintereinander drücken, was sich einfach nicht gut anfühlt und vor allem in den anspruchsvollen Bosskämpfen nerven kann. Mit dem Switch Controller Pro geht es dank des Steuerkreuzes etwas besser, so richtig griffig fühlt sich das Ganze aber dennoch nicht an.

Liebe für jeden einzelnen Pixel


Visuell ist River City Girls hingegen eine große Freude. Egal ob die Sprites, ihre flüssigen Animationen oder die aufwendig gestalteten Hintergründe: jeder Pixel sprüht vor Liebe. Sowohl im Handheld-Modus der Nintendo Switch, als auch auf dem großen Fernseher macht die Optik einiges her. Lediglich die Menütexte sind im Handheld-Modus viel zu klein und kaum zu lesen. Viel Aufwand wurde auch für die Vertonung betrieben, denn jede Dialogzeile wurde von sehr guten Sprechern eingesprochen.

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Pro
  • anspruchsvolles Brawler-Gameplay
  • audiovisuelle Präsentation
  • fantastische Bosskämpfe

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Kontra
  • unpräzise Steuerung
  • häufiges Backtracking

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Pro & Kontra

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Pro
  • anspruchsvolles Brawler-Gameplay
  • audiovisuelle Präsentation
  • fantastische Bosskämpfe

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Kontra
  • unpräzise Steuerung
  • häufiges Backtracking

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
80
Multiplayer

FAZIT

River City Girls ist mehr als nur eine Hommage an Kunio-kun und Beat ´em Ups. Die sinnig integrierten RPG-Elemente, die umfangreichen und unterschiedlichen Movesets von Kyoko und Misako und die variantenreichen Bosse bringen einen angenehm frischen Anstrich mit sich. Als großer Fan von Streets of Rage und Co. habe ich mich sofort heimisch gefühlt und habe gleichzeitig gerne die verschiedenen Modernisierungen mitgenommen. Mitunter hat es der Schwierigkeitsgrad nämlich ganz schön in sich. Da war es mir sehr willkommen, dass ich nach dem Bildschirmtod gleich am fair gesetzten Checkpoint weitermachen konnte und nicht, wie früher, von vorne anfangen musste. Vor allem in audiovisueller Hinsicht besticht River City Girls und ist von Anfang bis Ende ein echter Genuss für Augen und Ohren. Schade nur, dass diverse Kinderkrankheiten dem Spaß mitunter im Wege stehen. Vor allem mit der Steuerung, die das letzte Maß an Präzision vermissen lässt, und dem immer wieder notwendigen Backtracking hatte ich so meine Probleme.

- Von  Adrian

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USK 0 PEGI 3

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