Meridian: Squad 22 REVIEW

Früher war doch einfach alles besser. Ich hatte mir nie vorgenommen, eines Tages zu den Leuten zu gehören, die diesen Satz in den Mund nehmen. Jetzt bin ich aber nun einmal schon ein Weilchen aus dem „richtigen“ Zockergeschäft raus, verfolge aktuelle Entwicklungen nur noch bedingt, und wenn mir hier und da dann doch einmal das ein oder andere neue Spiel in die Hände fällt, nehme ich jede noch so unbedeutende Kleinigkeit zum Anlass, an die früheren Spiele zu denken, die in meinen Laufwerken rotierten oder in Modulform in meinen Konsolen steckten.

Für so jemanden wie mich kommt ein Titel wie Meridian: Squad 22 im Grunde genommen also eigentlich gerade recht – immerhin wird hier ein Echtzeit-Strategie-Gameplay versprochen, wie es inzwischen beinahe schon als „retro“ angesehen werden kann: Erschaffe in einer Aufbausimulation eine eigene Basis, stelle dir eine Armee auf, geh damit zum Gegner und hau ihn kaputt. Mit diesem einfachen Rezept wurden Klassiker der Videospielgeschichte geschaffen, was mitunter auch ein Grund dafür sein dürfte, warum dieses Spielprinzip irgendwann aus der Mode kam, da die Messlatte irgendwann extrem hoch lag. Wie spielt sich diese Renaissance der Echtzeit-Strategie heute?

 

Die Menschheit am Limit

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Die Erde ist kaum mehr bewohnbar. Die Bevölkerung ist über Jahrzehnte viel zu stark angewachsen und die Rohstoffe des Planeten sind beinahe vollständig aufgebraucht. Bei Klimaanlage, kühlen Getränken, Erdbeeren aus Wüstenregionen in der einen und der Rechnung des neuen BMWs in der anderen Hand lässt sich das recht gut gemachte Intro, in dem diese erschreckend realistische Vorgeschichte erzählt wird, am besten genießen. Dort könnt ihr auch verfolgen, dass deshalb auf der Erde der Entschluss gefasst wurde, auf einen anderen Planeten überzusiedeln – einen Planeten mit dem Namen Meridian, der noch über genügend Rohstoffe verfügt, von denen ausgewählte gesellschaftliche Kreise profitieren sollen. Dumm nur, dass das dorthin entsendete Team, welches eine Besiedelung auf dem fremden Planeten forcieren sollte, nicht mehr zu erreichen ist – und um nachzusehen, was dort schief gelaufen sein könnte, wird die Squad 22 hinterher geschickt…

Allzu lange dauert es nicht, bis diese Squad 22 vor Ort angegriffen wird. Euer Raumschiff liegt nach der Notlandung ganz schön zertrümmert auf der Oberfläche des Planeten. Klar: Jetzt bleibt euch keine andere Wahl, als eine Basis zu errichten und auf eigene Faust nach dem Rechten zu sehen.

 

Klassisches Gameplay

Meridian

Die Story ist recht fix erzählt und das Spiel lässt euch nicht allzu lange warten, bis ihr selbst ins Geschehen eingreifen könnt. Eure Basis steht, jetzt geht es darum, diese mit eurer Squad zu verteidigen und auszubauen, bis ihr über eine gesicherte Energieversorgung verfügt und früher oder später Truppen aufstellen könnt. Sowohl zur Errichtung von Gebäuden, als auch zum Aufstellen einer Armee ist der Rohstoff Shardium dabei von größter Bedeutung für euch. Dieses Zeug findet ihr in kristalliner Form auf dem gesamten Planeten vor und muss mithilfe eurer Drohnen abgebaut werden.

Auch die übrigen Elemente des Spiels sind Freunden klassischer Strategiespiele gewiss vertraut: Eine größere Anzahl an Gebäuden eröffnet euch größere Handlungsmöglichkeiten, beispielsweise die Produktion immer ausgereifterer Technologien oder Einheiten. Um diese überhaupt erstellen zu können, müsst ihr allerdings zunächst die Karte erkunden, um die dort verstreuten Elemente einzusammeln, die eure Forschungsabteilung für die Weiterentwicklung von Technologien dringend benötigt. Sich einfach nur in der eigenen Basis zu verschanzen, Technologien zu entwickeln und dann mit hoch entwickelten Waffen konzentriert zuzuschlagen, gelingt daher nur bedingt.

Mit seiner Auswahl an Einheiten und dem Forschungssystem weiß Meridian: Squad 22 auch durchaus zu gefallen – schließlich sind solche Systeme altbewährt und funktionieren nach wie vor sehr gut. Was hier geboten wird, ist demnach absolut solide und wird die allermeisten Strategie-Fans auf jeden Fall ansprechen.

Sprechen wir in diesem Abschnitt vom Gameplay, muss jedoch auch die KI teilweise kritisiert werden. Die einzelnen Einheiten über die Karte zu manövrieren, bereitet an der ein oder anderen Stelle aufgrund von Verzögerungen bei der Bewegung oder deren unterschiedlichen Geschwindigkeiten durchaus Probleme – bleibt zu hoffen, dass solche Fehlerchen mit dem ein oder anderen Patch noch behoben werden.

 

Hält es euch bei der Stange?

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Basis bauen, Armee aufstellen, zuschlagen – soweit, so gut. Das alles macht wirklich Spaß und ist Grund genug, Meridian: Squad 22 bereits an dieser Stelle zu loben – so viel kann in Hinsicht auf das Fazit schon verraten werden. Mit der ein oder anderen Schwäche müssen wir uns dennoch auseinandersetzen, denn diese sind in Hinblick auf die Langzeitmotivation durchaus gegeben.

Was bei echten Größen des Genres als ein motivierendes Element wirken kann, sind unterschiedliche Fraktionen, die ihr im Laufe des Spiels befehligen könnt. Bei Meridian: Squad 22 ist das allerdings Fehlanzeige. Eine größere Zahl an Fraktionen liefert zumeist noch mehr Spieltiefe – und die motiviert Spieler vielleicht dann doch noch einen Tick länger.

Das größte Problem ist jedoch der fehlende Multiplayer-Modus. Bitte was? Jep, richtig gelesen. Meridian: Squad 22 enthält keinen Multiplayer – der Fokus soll eindeutig auf dem Einzelspieler-Erlebnis mit der Kampagne und den später hinzukommenden Missionen liegen. Versteht mich nicht falsch: Diesen Fokus kann ich durchaus nachvollziehen und diese Modi sind auch wirklich mehr als gut gelungen. Aber ein Rückblick in der Historie der Strategiespiele zeigt auch recht deutlich, dass all die Genregrößen, die sich da tummeln – egal ob StarCraft, Age of Empires II oder Stronghold Crusader – vor allem deswegen zu eben solchen Größen geworden waren, weil sie als absolute Evergreens in die Geschichte der LAN-Partys eingingen und (zumindest zu einem bedeutenden Teil) auch online spielbar waren. Kaum nötig zu erwähnen, dass das Zocken gegen menschliche Gegner noch einmal eine Vielzahl an unterschiedlichen Strategien und Spielelementen mit sich bringt, das nur mithilfe eines programmierten Inhaltes unmöglich zu erreichen ist – ganz zu schweigen davon, dass es mit einer Hand voll Kumpels immer noch am meisten Spaß macht.

Bis auf diesen recht schwerwiegenden Abzug macht Meridian: Squad 22 aber dann doch wieder zu vieles richtig, als dass man dem Spiel allzu böse sein könnte: Auch die Präsentation ist wieder absolut stimmig und beinahe schon beeindruckend, wenn man sich das Budget und den alleinigen Entwickler Ede Tarsoly vor Augen hält. Kinoreif sind beispielsweise auch die Zwischensequenzen nicht unbedingt, aber es ist dennoch erstaunlich, wie viel hier für gut zehn Euro geboten wird – denn es handelt sich dabei um mehr als der ein oder andere Vertreter aus einem höheren Preissegment zu bieten hat.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
85
85
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Meridian: Squad 22 bietet Strategie-Romantikern für wenig Geld eine sauber gearbeitete Hommage an ein altbewährtes Genre. Dabei ist die Wertung auf jeden Fall in ihrem Kontext zu sehen: Auch wenn mit der KI, die hoffentlich noch verbessert wird, und dem fehlenden Multiplayer klare Schwächen auszumachen sind, kann ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung erteilen - denn sowohl in Sachen Präsentation, als auch in Hinblick auf den großen Spaß, den dieses Spiel bereitet, ist Meridian: Squad 22 anderen Vertretern aus diesem Preissegment klar überlegen.

- Von  Roman

MS Windows

Meridian: Squad 22 REVIEW

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