Escape Dead Island REVIEW

Nach über einem Jahr ist die Insel der Zombies zurück. Escape Dead Island ist der bisher erste, in Deutschland erschienene Teil der Reihe. Fans gehen mit teils großer Vorfreude ans Werk. Kann das Spiel halten, was die Fans erwarten? Der Test wird es zeigen. Diesmal nicht aus der Sicht eines Überlebenden, sondern eines Neuankömmlings auf der Insel. Denn ihr schlüpft in die Rolle des Draufgängers Cliff, einem jungen Journalisten, der sich für den Größten hält.

Die Menschheit, vor allem die Medienwelt, war immer schon fasziniert von der Vorstellung einer Zombie-Apokalypse. So auch Cliff, Devan und Linda. Die drei jungen Journalisten wollen die Story des Jahres bringen und was bietet sich besser an, als eine verlassene Insel, auf der Zombies „leben“ sollen. Ausgerüstet mit Kamera und Diktiergerät leihen sich die drei Freunde eine Jacht von Cliffs Vater und schippern zur besagten Insel.

Dort angekommen folgt die Ernüchterung. Die Insel scheint völlig verlassen zu sein. Doch der Schein trügt, denn kurz nach ihrer Ankunft, regnet es Lagercontainer und das Boot sinkt. Ja ihr habt richtig gelesen, es regnet Container. Warum die Dinger vom Himmel fallen, wird auch nach einigen Spielstunden nicht klar. Nach diesem Erlebnis folgen vor allem auch bald die ersten Untoten. Jetzt haben die Freunde ein Problem, sie kommen nicht mehr von der Insel runter und müssen sich also verstecken sowie Hilfe finden. Zu allem Überfluss wird Cliff auch noch von starken Kopfschmerzen und Visionen geplagt. Doch vielleicht sind es keine Visionen und Erscheinungen, sondern die Realität oder der junge Mann ist einfach verrückt. Im späteren Spielverlauf verschwimmen Realität und Einbildung immer mehr. Große Verwirrung beim Spieler ist die Folge – Was soll man noch glauben und was nicht?

Dead IslandFans treten mit großen Erwartungen an Escape Dead Island heran und die neue Optik sowie die Trailer erwecken die Hoffnung auf ein grandioses Abenteuer. Viele Spieler erwarten einen Mix aus The Walking Dead und Uncharted. Schraubt jedoch eure Erwartungen nicht zu hoch, denn das Spiel ist leider nicht mehr als durchschnittlich. Wem diese Aussage aber noch nicht explizit genug ist, sollte Weiterlesen.

Die Stimme in meinem Kopf

Anfangs schleicht ihr wie Sam Fischer (Splinter Cell) an Zombies vorbei und müsst aufpassen, nicht entdeckt zu werden. Erblickt euch ein Zombie, bedeutet das unweigerlich euer Ende. Sobald Cliff die ersten Waffen, einen Schraubendreher und ein Rohr findet, ändert sich die Lage. Ihr könnt euch zur Wehr setzen und den Untoten kräftig eins auf die Rübe geben. Der Stealth-Survival Titel wird schnell zu einer Prügelorgie. Spieler, die einen harten und emotionalen Überlebenskampf erwarten, werden hier schon das erste Mal enttäuscht.

Die gesamte Story ist sehr linear. Ihr habt immer nur ein Missionsziel zu erfüllen und müsst dabei stur einem Marker folgen, der euch die Richtung anzeigt. Man fühlt sich als Spieler, im Vergleich zu den bisherigen Dead Island Teilen, nicht so frei. Das Gefühl von Open World sieht anders aus. Zu allem Überfluss sind die Laufwege zwischen den Missionen viel zu lang. Vom südlichsten Teil der Insel, ganz in den Norden und wieder zurück heißt die Devise. In den ersten Spielstunden macht das noch Spaß, da es viele Dokumente zu finden gibt, danach wird der Weg immer mehr zur Qual. Zumindest wird die Geschichte recht ordentlich erzählt. Was als einfacher Fluchtversuch von der Insel beginnt, ist im späteren Verlauf richtig verwirrend. Cliffs Visionen nehmen zu und er fängt an, Stimmen zu hören. Dann wird’s richtig verrückt…

Überhaupt nicht verrückt ist das Gameplay. Hier präsentiert sich Escape Dead Island als durchschnittlicher 3rd-person Shooter. Mit Schusswaffen haltet ihr euch die untoten Biester auf Distanz und sollten sie einmal zu nahe an euch herankommen, schafft die gute alte Feuerwehraxt Abhilfe. Der Wechsel der Zombievernichter gestaltet sich etwas aufwändig sowie zeitintensiv. Auch der Nachladevorgang bedarf etwas Zeit, so müsst ihr im Nahkampf zwangläufig auf die Axt oder das Schwert wechseln. Besonders wenn viele Zombies auf einmal auf Cliff losgehen, steigt der Frustpegel, dank der trägen Steuerung, ins Unermessliche. Der junge Mann hat zwar einen riesigen Knüppel, kann aber leider keine Schläge damit parieren. Warum zum Teufel lassen sich Zombiebisse nicht mit einer großen Axt blocken?

Die Auswahl der Untoten wirkt teilweise von anderen Spielen abgekupfert. Der Splitter etwa könnte direkt aus Left 4 Dead stammen. Daneben gibt es noch den üblichen Schlurfer (normaler Zombie), die Sirene (lockt andere Zombies an), den Springer (springt den Spieler aus der Distanz an) und noch einige mehr. Gegen jeden Zombietyp gibt es eine eigene Strategie. Den Springer solltet ihr beispielsweise sofort in den Nahkampf zwingen. Im Allgemeinen lassen sich die Untoten recht leicht bezwingen, außer es kommen zehn Stück auf einem auf euch zu. Das sind meist die Stellen, an denen ihr Dutzende Male ins Reich der Toten befördert werdet, weil es einfach zu viele sind. Dadurch wird die Spielzeit künstlich gestreckt, was Escape Dead Island auch bitter nötig hat. Nach etwa sechs bis acht Stunden ist der Spaß nämlich auch schon wieder vorbei. Leider sehr ernüchternd.

Der Wiederspielwert ist leider auch nicht gegeben, nach dem ersten Durchgang hat man den Großteil der Insel schon gesehen und will das Spiel einfach in die Ecke stellen. Am Anfang sieht alles recht umfangreich aus, Sammler werden sich fast schon überfordert fühlen. In so gut wie jeder Ecke liegt ein Audio-Log oder Geo Pharm Dokument, zur Existenz der untoten Zeitgenossen. Nebenbei sollt ihr etwa 90 einzigartige Objekte fotografieren. Dabei müsst ihr von der Waffe zur Kamera wechseln, den Zoom einstellen und abdrücken. Das unterbricht den Spielfluss schnell, passt also auf, nicht zu viel Zeit durch die Linse zu blicken.

Technik

Grafisch präsentiert sich Escape Dead Island von der schlichten Seite. Euch erwartet eine unspektakuläre Comic-Optik im Cell-Shading-Look. Die macht schon einen recht annehmbaren Eindruck, nur leider fehlt die Tiefe. Texturen wirken nicht plastisch und auf Distanz sehr krümelig und matschig. Es gibt zur Enttäuschung des PC-Spielers wenige grafische Einstellungsmöglichkeiten. Auflösung, Detailgrad, vertikale Synchronisation, Vollbildmodus und Kantenglättung, das war’s auch schon.

Wo sich die Grafik Abstriche leistet, ist die Soundkulisse hingegen sehr gut. In ruhigen Situationen spannend und in turbulenten Gefechten schnell und actiongeladen. Die Geräusche von Zombies und Waffen hören sich sehr überzeugend an. Die Sprachausgabe der Charaktere ist nur in englischer Sprache verfügbar. Da haben die Entwickler die richtige Entscheidung getroffen, denn Spiele mit einem niedrigen Budget und vielen synchronisierten Sprachen, enden oft in einem Debakel. Gut übersetzte deutsche Untertitel sind natürlich enthalten.

Ein weiterer Pluspunkt an dem Spiel ist die Performance. Der Dead Island Ableger sieht zwar nicht überragend aus, läuft dafür auch auf etwas älteren Rechnern flüssig, auf maximalen Einstellungen. Während unseres Tests ist der Titel kein einziges Mal abgestürzt und hatte keinerlei Framerateeinbrüche. Selbst in stressigen Momenten lief alles butterweich. Nachladeruckler traten zwischendurch auf, hielten sich aber in Grenzen.

Nicht ganz so flüssig gestaltet sich leider die Steuerung. Zwar ist die Tastenverteilung auf Tastatur und Gamepad gut durchdacht und erreichbar, aber dennoch sind hier einige Kinderkrankheiten zu erkennen. Das Ausweichen von Angriffen funktioniert oft nicht richtig. Schläge, die eigentlich treffen sollten gehen ins Leere. Gerade solche kleinen Schwächen trüben den Spielspaß teils stark. Wenn man das zehnte Mal an der gleichen Stelle ins Gras beißt, weil Cliff nicht schnell genug ausweiche kann, kommt die Frustration zurück. Zum Glück treten solche Passagen nur selten im Spiel auf und der Großteil spielt sich flüssig.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
69
69
-
Multiplayer

FAZIT

Escape Dead Island ist ein Titel, dem der Genrewechseln nicht gut tut. Die Grafik und das Gameplay sind nur unterer Durchschnitt und die Steuerung klappt nicht immer reibungslos. Der stimmige Soundtrack rettet die kurze Story und erzeugt zumindest leichte Spannung. Gesamt bietet der neue Dead Island Ableger leider zu wenig. Ich hätte mir ein besseres Gameplay und eine klarer erzählte Geschichte gewünscht. Alle Kenner und Fans der Serie könnten enttäuscht sein, denn mehr als ein kurzweiliger Zeitvertreib ist Escape Dead Island nicht. Wartet besser auf Dead Island 2, das nächstes Jahr erscheint.

- Von  Fabian

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