Crusaders of Might and Magic REVIEW

Dies ist er also, der erste Gehversuch von 3DO ihre Might and Magic-Franchise aufs Action-Adventure-Format zu erweitern, um Titeln wie Tomb Raider, Drakan und Co. Konkurrenz zu machen. Das Spiel erschien Ende 1999 für den PC und Anfang 2000 für die Playstation. Je nachdem welche Version man erwarb, bekam man jedoch ein eigenständiges Spiel, welches abgesehen von der Grundstory und der groben Genre-Klassifizierung nicht allzu viel mit der jeweils anderen Version gemeinsam hat. Dieser Test bezieht sich einzig auf die Playstation-Fassung. Ein Review für das PC-Spiel mit gleichen Namen mag irgendwann mal folgen. Aber schauen wir uns erst mal an, was das PSone-Game zu bieten hat. Hoffentlich ist es besser als sein mittelmäßiger Nachfolger.

 

Ein Kreuzzug für meine Rache

Man übernimmt die Rolle des Sprüche klopfenden, griesgrämigen Söldners Drake. In seiner Kindheit musste er miterleben wie sein Heimatdorf von der Legion der Toten zerstört wurde. Das es abgesehen von Drake selbst keine weiteren Überlebenden gab, erklärt sich freilich von selbst. Schließlich benötigt ein einsamer Streiter einen triftigen Grund für seine Rachegelüste und was taugt hierfür besser als der Massenmord an Familie und Freunden? Primäres Zielobjekt für Drakes persönlichen Rachefeldzug ist Necros, ein unsterblicher Nekromant, der versucht mithilfe seiner Untotenarmee (die oben genannte Legion der Toten) die Weltherrschaft über Ardon an sich zu reißen. Nun trifft es sich gut, dass Drake laut Meinung seines verstorbenen Mentors Nomandi der Auserwählte sein soll, der dazu bestimmt ist Necros zu bezwingen. Die Narbe im Gesicht, die unser Held seinerzeit beim Überfall auf sein Dorf davongetragen hat, weist ihn angeblich als diesen aus. Und wie es Auserwählte so an sich haben, verfügt Drake über mächtige magische Kräfte, obwohl er doch notgedrungen den Weg des Kriegers eingeschlagen hat. Mithilfe seiner zahlreichen Fähigkeiten legt sich Drake immer wieder mit den Truppen der Totenlegion an. Eines Tages verlässt ihn jedoch das Glück, als er bei einem verpatzten Überfall auf seine Feinde hinterrücks KO geschlagen und in die Festung des Feindes verschleppt wird.

Zum Glück ist Drake nicht der Einzige der gegen Necros und seine Armee vorgeht. Der von der charismatischen Kriegerpriesterin Celestia angeführte „Kreuzzug,“ ein Ritterorden der eine erbitterte Schlacht gegen die Untoten und ihren Meister führt, hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden. Mithilfe ihrer Magie kontaktiert Celestia Drake in seinem Kerkerverlies und ermutigt ihn zur Flucht, damit er anschließend bei ihr vorsprechen möge. Sie möchte, dass Drake sich dem Kreuzzug anschließt, um die Siegeschancen gegen Necros zu erhöhen. Da unser narbiger Held der guten Celestia durch die indirekte Fluchthilfe noch was schuldig ist, erklärt er sich, wenn auch widerwillig, bereit dem Kreuzzug unter die Arme zu greifen. Fortan erfüllt Drake diverse Aufträge in Celestias Namen, ehe schlussendlich die unvermeidliche Konfrontation mit Necros stattfindet.

Die Story ist geradlinig und vorhersehbar. Auf großartige Wendungen wartet man ebenfalls vergebens und die eine, die es zum ende hin gibt, hat keine weitere Relevanz, weil das Spiel dann schon wieder vorbei ist – eine direkte Fortsetzung von Crusaders gab es nicht, da Warriors of Might and Magic eine eigene Story erzählt, die nichts mit der von Crusaders zu tun hat. Die Charaktere bleiben im Großen und Ganzen oberflächlich. Drake reißt ständig blöde und sarkastische Sprüche, weswegen man ihn nie so ganz ernst nehmen kann. Necros ist interessant, weil er insgeheim unter seiner Unsterblichkeit zu leiden scheint. Leider wird dieser Charakterzug nicht ausgebaut. Unterm Strich bleibt er nur der obligatorische hasserfüllte Bösewicht der nach Macht giert. Celestias wahre Rolle wird nie ergründet, weil das Spiel dann auch schon wieder vorbei ist. Die restlichen Charaktere sind eigentlich nur bessere Statisten. Tja, man bekommt, was man von einem Spiel mit oberflächlichen Story- und Charakter-Schemata zu erwarten hat: Bestenfalls kurzweilige 08/15-Unterhaltung im Fantasy-Bereich.

 

RPG oder Schlauch, das ist hier die Frage!

Man steuert Drake in Third-Person-Perspektive durch schlauchige Level und ist hauptsächlich damit beschäftigt diverse Monster oder Fantasy-Gestalten zu verkloppen. Zur Beseitigung der Feinde stehen uns sechs Waffengattungen und acht verschiedene Zauber zur Verfügung (wobei einige der Zauber lediglich unterstützende Eigenschaften aufweisen). Die Steuerung funktioniert soweit vernünftig und die RPG-Elemente sorgen für eine gewisse Motivation. Hat man eine bestimmte Anzahl an Erfahrungspunkten verdient, levelt Drake auf und bekommt zusätzliche Lebenspunkte, Manaenergie und erhöhte Kampfkraft für seine Waffen.

Abgesehen von Drake selbst, werden auch seine Waffen und Zauber durch deren aktiven Einsatz aufgelevelt. Die Zaubersprüche gehen hierbei maximal bis auf Stufe fünf hoch und umfassen ein weites Spektrum vom klassischen Feuerball- und Heilzauber bis hin zu einem hungrigen Insektenschwarm und der Heldenaura, die Drakes Charakter- und Waffenlevel temporär erhöht. Die Waffen lassen sich sogar noch weiter aufstufen. Der höchste Waffenlevel den ich erreichte war neun. Die Mordwerkzeuge unterscheiden sich durch ihre Angriffsgeschwindigkeit, den verursachten Schaden und den Schadenstypus Schlitzen oder Schlagen. Einen allzu großen Unterschied bemerkt man hierbei aber ehrlich gesagt nicht (nur die Axt ist sehr langsam) ohne den entsprechenden Abschnitt im Handbuch wüsste ich noch nicht mal dass es zwei verschiedene Schadenstypen gibt. Interessanter sind da schon die Distanzwaffen in Form von Wurfäxten und Explosiven Edelsteinen, die in der Praxis aber nicht so recht überzeugen, da die Feinde die lästige Angewohnheit haben Wurfobjekten per Ausfallschritt auszuweichen. Da hilft dann auch die Ego-Perspektive zum anvisieren nicht weiter. Außerdem sind Distanzwaffen numerisch begrenzt, weswegen man sie nicht inflationär einsetzen darf.

Wesentlich effektiver ist da das altbekannte Elementar-System in Kombination mit dem „Magischen Auge“: Per Tastendruck fixiert man einen Gegner und erkennt dadurch seine Elementar-Klasse, die man freilich ausnutzen sollte, indem man seine eigene Waffe mit einem entgegengesetzten Elementar-Talisman frisiert. Für den tatsächlichen Kampf stehen Drake immerhin ein Schild zum Blocken (hat bei mir aber nie viel gebracht, da auch im Block-Modus Schaden erlitten wird) und Ausfallschritte in alle vier Richtungen des Steuerkreuzes zur Verfügung. Mit den verschiedenen Angriffstechniken habe ich mich nie auseinandergesetzt, da die Kämpfe durch die sehr agilen Gegner eh viel zu chaotisch waren. Dies war im Endeffekt aber auch nicht nötig. Ich bin jedenfalls auf mittlerer von drei Schwierigkeitsstufen ziemlich gut durchgekommen. Das mag auch daran liegen, dass Crusaders einen recht großzügigen Output an Heil- und Manatränken vorweist. Das eben diese Tränke auch noch mächtig überpowert sind, hilft da auch nicht weiter (Ein Trank = komplette Regeneration des jeweiligen Heil-, Manabalkens). Auch das Handelssystem wirkt nicht sonderlich durchdacht: Feinde droppen Gold, welches man bei einem der drei im Spiel verteilten Händler investieren kann. Nur blöd, dass findige Spieler den dort angebotenen Krempel auch so in der Spielwelt aufsammeln können. Letztendlich habe ich mein Gold für die beste Rüstung und Tränke gespart. Waffen und Elementare-Schutzrunen bekommt man für gelöste Aufgaben geschenkt oder sammelt sie hier und da auf.

Abgesehen von oben erläuterten Kampf- und RPG-Inhalten bietet Crusaders leider nicht viel. Größter Schwachpunkt ist definitiv das langweilige Leveldesign. Die Locations sind zwar recht abwechslungsreich, doch führen sie allesamt durch öde Schlauchpfade, die im besten Fall mal eine Sprung- und/oder Kletterpassage, Abzweigungen oder ein kleines Rätsel parat halten und im schlimmsten Fall ereignislose Lauferei in Kombination mit Backtracking und Levelrecycling verursachen. Mehr gibt es jetzt auch nicht groß zum Gameplay zu erzählen. Negativ zu erwähnen sei noch der finale „Bosskampf“ der sich als ziemlich unfaires Schlussrätsel entpuppte. Dieses kann man ohne Komplettlösung kaum alleine lösen, da der Spieler auch keinen Hinweis erhält und somit höchstens auf gut Glück auf die Lösung kommen kann. Immerhin gibt’s heutzutage das Internet für derlei Probleme. Als nervig empfand ich weiterhin die Statistikmenüs, die mir etwas zu verschachtelt unter der Start-Taste abgelegt wurden. Auch die mäßige deutsche Übersetzung sorgt hier nicht für einen besseren Überblick (dazu mehr im nächsten Review-Abschnitt). Ansonsten ist Crusaders eben eine sehr mittelmäßige Action-Adventure-Erfahrung, die in den ca. 8-9 Stunden Spielzeit hauptsächlich durch die RPG-Elemente getragen wird.

 

Grafik, Sound und Präsentation

Grafisch wirkt das Spiel gar nicht mal so schlecht. Die Locations sowie deren Bewohner und Monster sind erfreulich Abwechslungsreich. Charaktermodelle wurden ordentlich modelliert und brauchbar animiert. Die drei Renderfilmchen sind ganz ok. Leider mangelt es den Umgebungen an Detailverliebtheit und Umfang. Uninspirierte Schlauchwege und karg ausstaffierte Räume sorgen trotz netter Grafikengine für Langeweile.

Der Soundtrack ist desaströs. Vor allem wenn man bedenkt wie genial der OST der PC-Version ausgefallen ist, irritiert mich dieser Makel in der PSone-Fassung umso mehr! Es fällt auch sehr schwer die Tracks zu beschreiben. Sie wirken oftmals wie eine disharmonische Anordnung unangenehmer Klänge und Geräusche die zu einem Folterinstrument für das Gehör zusammengemischt wurden. Die hundsmiserable deutsche Sprachausgabe macht die Sache auch nicht besser – im Gegenteil! Ich dachte schon die Synchro von Warriors of Might and Magic sei schlecht! Im Vergleich zu Crusaders wirkt sie aber eigentlich recht passabel – und das will was heißen … Dieses Spiel hier hat die miserabelste deutsche Vertonung die ich jemals in einem Computer- oder Videospiel gehört habe! i-Tüpfelchen sind die billigen Soundeffekte denen man ständig ausgesetzt wird, aber die sind angesichts der oben genannten „Vorzüge“ noch das geringste Problem.

Wenig berauschend ist weiterhin die abenteuerliche Übersetzung der Bildschirmtexte. So wurden die „Credits“ im Hauptmenü in „Punkte“ übersetzt oder statt der „Taste zum Abbrechen“ steht dann sowas wie „Taste zum Zurückgeben.“ Nett waren auch die folgenden zwei Bugs: Einer sorgte dafür, dass ganze Levelbereiche im Datennirvana verschwanden, weswegen ich einen älteren Spielstand laden durfte und beim anderen wurde die Rendersequenz vorm finalen Boss nicht abgespielt. Glücklicherweise blieb ich ansonsten vor den lästigen Käferchen verschont.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
55
55
-
Multiplayer

FAZIT

Die Playstation-Version von Crusaders of Might and Magic kann leider nicht überzeugen. Das Spiel ist zwar nicht wirklich schlecht und zumindest besser als der PSone-Nachfolger Warriors of Might and Magic, doch ist die Konkurrenz auf der Playstation einfach viel zu groß und stark, als dass sich irgendjemand mit Crusaders beschäftigen müsste. 3DO's Beitrag zu dreidimensionalen Action-Abenteuern bleibt in erster Linie aufgrund des sehr schlauchigen Leveldesigns und der miesesten deutschen Synchro der Videospielgeschichte in Erinnerung. Schade, denn das Spiel macht stellenweise durchaus Laune. Ich bin mal gespannt ob die PC-Version eine bessere Figur macht, aber darüber sprechen wir ein anderes Mal.

- Von  Volker

MS Windows
PlayStation

Crusaders of Might and Magic REVIEW

USK 12 PEGI 12

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