Bulletstorm Full Clip Edition REVIEW

Spätestens mit der fulminanten Wiederbelebung von DOOM im vergangenen Jahr hat auch das Genre der klassischen Ego-Shooter seinen Weg zurück ins Bewusstsein vieler Spieler gefunden. Dabei haben schon zuvor Entwickler versucht mit Rückbesinnung auf alte Tugenden im vom Militär-Shooter geprägten Umfeld für Abwechslung und frischen Wind zu sorgen – wie etwa das 2011 veröffentlichte Bulletstorm. Dieses erscheint nun auch für die aktuellen Konsolen, vereint alle veröffentlichen DLCs und bekommt einen technischen Neuanstrich. Ob das was taugt?

 

So, wie es sein sollte

Dank der Full Clip Edition erscheint Bulletstorm nun erstmals auch in Deutschland offiziell in einer ungeschnittenen Fassung.

Die Full Clip genannte Edition dürfte vor allem für deutsche Spieler interessant sein, macht sie uns Bulletstorm doch erstmals in seiner ungeschnittenen Pracht verfügbar. Die vor Blut und umherfliegenden Innereien nur so triefende Originalversion war den Jugendschützern seinerzeit nämlich ein Dorn im Auge und wurde schnell aus dem Verkehr gezogen. Das wiederum zwang hiesige Spieler sich mit einer von Gewalt- und Ragdoll Physik befreiten Fassung zufriedenzugeben. Das auf der internationalen und somit ungeschnittenen Fassung basierende Remaster wurde nun aber glücklicherweise von der USK durchgewunken und präsentiert uns das Spiel so, wie es gedacht war – als ziemlich derbes Actionfest.

Bulletstorm schlägt in die Kerbe jener Shooter, die sich selbst zu keiner Sekunde ernst nehmen und ein unterhaltsames Gameplay vor allem anderen setzen. Story? Pustekuchen. Anspruchsvolle Dialoge? Nein Danke, hier folgt man lieber den rhetorischen Ansprüchen eines Steven Seagal. Interessante Figuren? Come on. Stattdessen servieren uns die Mannen vom polnischen Studio People Can Fly (Gears of War: Judgement) einen Hau-Drauf-Shooter der ganz klassischen Sorte. Und meine Güte, macht der Laune!

 

Dicke Wummen, doofe Sprüche und viel Krawall

Story? Gut geschriebene Figuren und Dialoge? All das hat und braucht Bulletstorm nicht. Dem Spiel von People Can Fly kommt es auf eingängige Mechaniken und jede Menge Spaß auf. Diese Rechnung geht auf!

Ihr schlüpft in die Rolle des Söldners Grayson Hunt, der vor vielen Jahren mit seinem Arbeitgeber – dem kriegstreibenden General Sarrano – gebrochen hat und nun auf blutige Rache sinnt. Gemeinsam mit Kollege Ishi und der sich etwas später zu den beiden Antihelden gesellenden Trishka jagt das Trio auf dem abgelegenen Planeten Stygia Sarrano hinterher und nietet alles um, was sich vor die Flinte stellt. Das sind neben den Untergebenen von Erzfeind Sarrano vor allem Mutanten, durchgeknallte Einsiedler und ekelhafte Monster – also das perfekte Kanonenfutter für einen fetzigen Shooter wie Bulletstorm.

So wenig die Story zu bieten hat, so gut funktioniert der Shooter hinsichtlich seines derben Humors, der saudoofen Sprüche und seines grandiosen Pacings. Langeweile ist dem von Minute 1. auf Action getrimmten Ballerfest nämlich ein Fremdwort, die machohaften Oneliner machen den übertrieben aufgepumpten Muskeln ihrer Protagonisten alle Ehre und auch die selbstreferenziellen und auf das Shooter-Genre im allgemeinen bezogenen Gags zünden mit erstaunlich hoher Treffsicherheit.

Unter all dem Wahnwitz und Schwachsinn steckt außerdem eine richtig gute Mechanik. Eingängiges Gameplay und Spaß am flotten Ballern hat für People Can Fly höchste Priorität, darüber hinaus haben die Entwickler aber auch einige gute Ideen verbaut, die noch heute unverbraucht wirken. Ungemein motivierend ist vor allem das Skillshot-System. Hierbei handelt es sich um ein Belohnungssystem, welches Punkte für möglichst krasse Tötungen vergibt. Klingt martialisch, ist es auch, denn nicht nur könnt ihr die meist nicht sonderlich geschickt agierenden Gegner mit euren Ballermännern ins virtuelle Jenseits befördern, auch kann die Umwelt teilweise in den Kampf miteinbezogen werden. So könnt ihr Gegner mit einem beherzten Tritt etwa in Kakteen oder freiliegende Elektrokabel befördern, mit den sekundären Feuermodi, die jede Waffe hat, vernichtende und zumeist mehrere Bösewichte auf einmal wegfegende Salven verschießen oder mit explodierenden Fässern ganze Zerstörungsketten auslösen. Je ausgefallener die Kills sind, desto mehr Punkte regnet es auf euer Konto. Die so verdienten Punkte können wiederum an sehr großzügig verteilten Terminals gegen neue Munition und Waffenupgrades eingetauscht werden.

Während ihr bei den Schießeisen auf bewährte Instrumente wie Maschinengewehr, Schrotflinte und Scharfschützengewehr zurückgreift, ist die vielleicht coolste Waffe eine Art Elektropeitsche. Diese wird unter anderem genutzt um Wege von Schutt freizuräumen, allerdings kann man mit ihr auch Gegner zu sich heranziehen und eine starke Spezialattacke auslösen.

 

Hail to the king!? Äh, vielleicht doch nicht…

Der Gastauftritt von Duke Nukem ist eine nette Idee. Die Umsetzung lässt allerdings zu wünschen übrig.

Die Full Clip Edition bietet euch im Grunde das altbekannte Spiel, zusätzlich enthalten sind alle veröffentlichten DLCs. Hierbei handelt es sich leider um keine die Kampagne erweiternden Inhalte, sondern um zusätzliche Karten für den Echoe-Modus, in welchem ihr Gegnerwelle um Gegnerwelle bekämpft und den Highscore möglichst weit in die Höhe treibt. Auch der Multiplayer-Modus ist in dem Remaster enthalten, scheint allerdings ziemlich tot zu sein. Während meiner gesamten Testphase konnte ich lediglich einem Spiel beitreten, welches alles andere als ausgelastet war und so kaum Freude brachte.

Exklusiv für das Remaster gibt es nun außerdem noch den Duke Nukem’s Bulletstorm Tour DLC. Dieser tauscht Protagonist Grayson Hunt mit dem weltberühmten Blondkopf aus – inklusive dessen originalen Sprecher Jon St. John. Leider wirkt die Integration des Dudes aber sehr lieblos. Zum einen sieht das detailarme Charaktermodell vom Duke wie ein schlechter Witz aus, zum anderen passen die (lediglich in Englisch vorliegenden) Sprüche der Shooter-Ikone teilweise gar nicht in die Dialoge – ganz abgesehen von der nicht vorhandenen Lippensynchronität.

 

Fantastische Kulissen, mäßige Animationen

Auch heute noch kann sich Bulletstorm durchaus sehen lassen.

Etwas besser sehen übrigens die normalen Charaktermodelle aus, allerdings leiden die Animationen von Bewegungen und Gestik sehr unter dem Zahn der Zeit und der sowieso nicht auf diesem Gebiet sonderlich stark auftrumpfenden Unreal 3 Engine. Dafür kann sich der Rest aber sehen lassen. Vor allem das Leveldesign sticht hervor und überrascht immer wieder mit teilweise fantastischen Kulissen. Die Entwickler haben ein sehr gutes Gespür für die Inszenierung von Größe und Panoramen und nicht zuletzt die – leider etwas spärlich auftauchenden – Bossgegner sind eine Nummer für sich.

Außerdem wurde die Framerate von ehemals 30 auf 60 hochgeschraubt. Das gibt Bulletstorm natürlich noch einmal ein ganz neues Spielgefühl, auch wenn es immer mal wieder zu kleineren Framelags kommt, die aber nicht weiter stören. Abgesehen vom zusätzlichen Hochschrauben der Auflösung auf 1080p wurde das Spiel – zumindest für mein Auge nicht erkennbar – nicht weiter bearbeitet.

Die Sprachausgabe ist sowohl in Englisch, wie auch in Deutsch ziemlich gut und versprüht eine charmante B-Film Note. Der bombastische Orchester-Soundtrack wirkt da anfänglich fast ein bisschen fehl am Platz, untermalt die brachiale Action aber gekonnt.

Facebook
Twitter
Spiel Bewertung
Singleplayer
80
78
Okay
76
Multiplayer

FAZIT

Bulletstorm mischt klassisches Hau-Drauf-Shooter Elemente mit frischen Ideen, die auch heute noch zünden und den rund 8-10 stündigen Trip zu einem spaßigen Erlebnis machen. Wer auf dicke Wummen, ein locker von der Hand gehendes Gameplay, derben Humor und toll inszenierte Action steht, der wird hier glücklich werden. Den eigens für die Full Clip Edition einberufenen Gastauftritt von Duke Nukem hätte man sich hingegen sparen können, bedauerlich ist auch der etwas zu hoch angesetzte Verkaufspreis von knapp 50 Euro ein kleiner Wermutstropfen. Dennoch ist das Spiel für Enthusiasten von launigen Shootern zu empfehlen, vor allem, wenn der Titel bisher nicht im eigenen Regal stand.

- Von  Adrian

Bulletstorm Full Clip Edition REVIEW

USK 18 PEGI 18

Das könnte dir auch gefallen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Partner: