Bud Spencer & Terence Hill: Slaps And Beans REVIEW

Jeder der mit den trashigen Action-Komödien der beiden italienischen Schauspieler Bud Spencer (Carlo Pedersoli) und Terence Hill (Mario Girotti) aufgewachsen ist und schon damals gerne Videospiele gedaddelt hat, hat sich bestimmt insgeheim ein Prügelspiel gewünscht, in dem man mal selber in die Rollen der beiden Haudegen schlüpfen darf, um fleißig Backpfeifen, Dampfhammer und Schellen zu verteilen. Dummerweise hat es gut 25 Jahre gedauert, ehe dieser Kindheitstraum von mir endlich in Erfüllung ging. Mithilfe von Kickstarter hat sich der italienische Indie-Entwickler Trinity Team an die Fans des schlagkräftigen Duos gewendet, um die Beiden erstmals in ein Videospiel zu verfrachten (ja ja, ich weiß, es gab auch mal ein obskures PC-Spiel zur TV-Serie „Zwei Engel mit vier Fäusten,“ aber Hill trat in dieser Serie nicht auf). Der geforderte Spendenbetrag von 130.000 Euronen wurde mit 212.557 € auch locker übertroffen, was letztendlich zur Erstveröffentlichung des Spiels am 15. Dezember 2017 führte. Das 19,99 € teure Indie-Spiel entpuppte sich als eigenwillige Mischung aus Brawler und Minispiel-Sammlung und hat eher durchwachsene Wertungen bei der Fachpresse einkassiert. Was ich vom Spiel halte, und ob sich die lange Wartezeit von zweieinhalb Dekaden gelohnt hat, erfahrt ihr im folgenden Test.

Auf der Jagd nach Kohlen und der hübschen Blondine

Nachdem Bud und Terence erfolgreich ihren ersten Kinostreifen fertig gedreht haben (im Spiel ein Western, der stark an „Die Rechte und die Linke Hand des Teufels“ erinnert), freuen sie sich schon auf die wohlverdiente Gage. Dummerweise wird besagte Gage zusammen mit der Büro-Blondine Sofia von schweren Jungs entführt. Klar, dass Bud und Terence da nicht tatenlos zuschauen können. Bud will seine Kohle haben und Terence das Mädel retten, in das er sich verknallt hat. Auf ihrer Jagd werden die Beiden freilich in zahlreiche Prügelorgien verwickelt und müssen sich unter anderen auch als Rennfahrer beweisen. Wie sich herausstellt, haben die Zwei unfreiwillig in ein großes Wespennest gestochen, denn der Drahtzieher der Entführung verfolgt einen ebenso bekloppten wie diabolischen Plan.

Tja, und mehr gibt’s zur Handlung auch gar nicht zu sagen. Im Grunde genommen dient sie nur dazu die ikonischsten Settings bzw. Filme der langjährigen Spencer & Hill-Saga aneinanderzukoppeln. Neben den oben genannten Western fungieren z.B. auch „Zwei wie Pech und Schwefel,“ „Die Miami Cops,“ „Zwei Asse trumpfen auf“ und vor allem „Zwei bärenstarke Typen“ als Hintergrundmaterial für diesen Indie-Brawler. Darüber hinaus wurden auch zahlreiche markante Sprüche des Duos ins Spiel geklopft. Besagte Sprüche sind zwar definitiv kultig, wirken in diesem Spiel aber oftmals eher so, als ob sie ohne Maß und Ziel hineingeklatscht wurden, wodurch freilich der grandiose Humor der Filme unerreicht bleibt. Außerdem wird der Spielablauf regelmäßig durch die hierfür notwendigen Dialogsequenzen unterbrochen, was bereits frühzeitig sehr stark auf die Nerven geht. Und nein, diese ausufernden Laberszenen lassen sich nicht wegdrücken, sondern lediglich via Tastendruck-Zeitraffer vorspulen. Eine fehlende Sprachausgabe hilft hier freilich auch nicht weiter (man hätte hierfür einfach die Synchros der Filme wiederverwerten können).

Unabhängig von eben genannten Problemen kann aber auch die eigentliche Handlung nicht überzeugen. Der Plan und die Motivation des Oberschurken K2 sind dermaßen bekloppt, dass sich selbst K1 schämen würde. Das Problem bei Slaps and Beans ist ganz einfach, dass hier irgendwie Herz und Seele der Filme fehlen. Einfach nur ein paar Highlight-Brocken aus der Zelluloid-Vorlage herausreißen und behelfsmäßig aneinanderpappen reicht dann halt doch nicht aus.

Startschwierigkeiten

Bevor ich vernünftig in Slaps And Beans einsteigen konnte, musste ich mich erst mal mit der Controller-Konfiguration herumplagen. Zwar bietet das Spiel auch die Tastatur-Steuerung an, aber so nen Brawler will ich schon mit Joypad spielen. Und obwohl ich mit XInput-Controller ausgestattet bin, musste ich doch so einige male den Justierungs-Button meines Controllers betätigen, sowie das Spiel neu starten, bevor mir Slaps And Beans endlich ne gescheite Button-Vorkonfiguration gewährte. Die eigenhändige Konfiguration, die vom Spiel theoretisch angeboten wird, funktionierte übrigens auch nicht so richtig.

Normalerweise würde ich diese Problematik auch gar nicht dermaßen breittreten (im Zweifelsfall sucht man die Schuld dann doch eher bei sich selbst), allerdings ist der mangelhafte Support bezüglich der Funktionalität der Eingabegeräte ein großer Kritikpunkt innerhalb der Steam-Community. Einige Spieler hatten nämlich nicht so viel Glück wie ich, und können das Spiel bis heute nicht vernünftig mit ihrem Joypad zocken. Und da Slaps And Beans auch nicht mehr von den Entwicklern oder Publishern unterstützt wird, wird das Spiel gerne als „Abandoned“ gebrandmarkt, obwohl es ja streng genommen durchaus fertiggestellt ist. Andererseits liegt der aktuelle Update-Stand immer noch bei „0.99,“ womit der Entwickler quasi selber zugibt, dass es noch nicht zu 100 % fertiggestellt ist. Das letzte Update stammt übrigens vom 07. Mai 2018. Es steht also anzuzweifeln, dass da noch was kommt.

Weiteres Bugfixing wäre aber durchaus angebracht, denn ich selbst musste während meines Spieldurchlaufs zweimal einen Levelabschnitt resetten, da ein Gegner in einen unzugänglichen Bereich hinausgeglitcht ist, was es mir unmöglich machte, den jeweiligen Abschnitt zu gewinnen. Hierbei möchte ich noch erwähnen, dass mich der erste Glitch gleich mal im ersten Level erwischt hat. In Kombination mit dem rumgeeiere der Controller-Konfiguration, war damit so etwas wie ein „positiver Ersteindruck“ absolut unmöglich.

Massenschlägereien und Minigames

Slaps And Beans bietet drei Schwierigkeitsgrade, sowie die Auswahl zwischen den beiden Spielfiguren Bud und Terence. Hier muss man sich aber keineswegs festlegen, sondern darf den Schwierigkeitsgrad im Hauptmenü jederzeit abändern. Die beiden Spielfiguren kann man sogar innerhalb eines laufenden Spiels nach eigenem Gusto durchschalten. Vorausgesetzt man spielt als Solokämpfer. Die Zweispieler-Option konnte ich nicht ausprobieren. Bud und Terence spielen sich auch etwas unterschiedlich. Soll heißen, sie verfügen über individuelle Kampftechniken, welche netterweise aus den Filmvorlagen entnommen wurden.

Erkennt das Spiel erst einmal den Controller, gestaltet sich die Steuerung als eingängig und gelungen. Es gibt einen Button für leichte Schläge, einen für den schweren Spezialschlag (der Dampfhammer für Bud und die Schellen-Kombo für Terence), einen Abwehr-/Konterbutton, einen um Gegenstände aufzuheben (damit man sie kurzfristig als Waffe verwenden kann oder dem Gegner ins Gesicht zu schmeißen) und einen zum rennen (inklusive Rempel- bzw. Trittangriff). Ein Wermutstropfen ist, dass man keine vernünftige Kontrolle über die Abwehr- und Kontermanöver hat. Die „Waffen“ im Spiel (z.B. Billard-Queuen, Dosen, Bratpfannen) zerbröseln sehr schnell und wirken daher wie bloße Gimmicks. Schwere Angriffe darf man nur einsetzen, wenn der Ausdauerbalken zumindest zu einem Drittel gefüllt ist. Dieser Balken lädt sich jedoch mit jedem ausgeteilten Schlag wieder ein gutes Stück auf und bietet sogar eine geringfügige Selbstregeneration. Dementsprechend kann man die schweren Angriffe auch regelmäßig einsetzen.

Klingt doch soweit ganz gut, oder? Dummerweise fährt das Spiel diverse Eigenheiten auf, die den Spielspaß schmälern. Gemäß der Filmvorlagen müssen sich Bud und Terence meistens gegen zahlenmäßig überlegene Gegnerhorden durchsetzen. Was im Film sehr spaßig mitzuverfolgen ist, sorgt im Spiel jedoch für höchst konfuse Keilereien ohne jegliche Übersicht. Zumindest anfangs ertappt man sich dabei seine eigene Spielfigur im Getümmel zu suchen – Where is Waldo Buddy? Spielt man auf der niedrigsten Schwierigkeitsstufe, ist das auch kein großes Problem, auf „Normal“ wirkt es aber bereits sehr nervig, da die Gegner ab „Normal“ über unangenehm viel Lebensenergie verfügen und sehr viele Schellen und Dampfhämmer wegstecken können – eben so wie in den Filmen. Besonders frustrierend hierbei ist, dass die regulären Gegner keine Energiebalken aufweisen, wie man es von den meisten 16-bit-Klassikern gewohnt ist. Hierdurch entfällt freilich auch die strategische Note, dass man sich z.B. auf schwache oder angeschlagene Gegner konzentriert, bevor man sich den harten Jungs widmet. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, verliert das Spiel regelmäßig seinen Fokus als Prügelspiel. Neben den bereits angeprangerten Laberszenen, werden einem nämlich auch immer wieder Minigames, oder auch Microgames vor die Füße geworfen. So muss man bereits im ersten Level seine Timingkünste mithilfe eines automatisch scrollenden Fadenkreuzes unter Beweis stellen, oder eine Massenkeilerei via Buttonmashing á la Track & Field für sich entscheiden.

Später gibt es aber auch handfeste Minigames wie Verfolgungsjagden via Pferd und Motorrad, ein Buggy-Rennspiel aus der Vogelperspektive, ein Stealth-Abschnitt mit Laserschranken-Geschicklichkeitspassagen (ja, ernsthaft), eine Autofahrt mit dem Nobelhobel aus „Zwei bärenstarke Typen“ und das Bier und Würstchen-Wettessen, welches im Spielstil japanischer Dancing-Games daherkommt. Die Qualität der Minigames schwankt dabei von „durchaus unterhaltsam“ über „langweilig“ bis hin zu „nervig.“ Hängt natürlich alles vom persönlichen Geschmack ab, wobei aber klar gesagt werden muss, dass Minigame-Hasser das Spiel noch nicht mal mit dem Hintern anzugucken brauchen.

Dabei bleibt es nicht nur bei Minigames. So sahen sich die Entwickler auch noch gezwungen einige wenige Alibi-Adventure-Passagen reinzuklatschen, in denen man mit Terence irgendwo hinaufklettern muss, um ein Knöpfchen zu drücken, damit Bud Zugang zu nem Fahrstuhl erhält, oder so ähnlich. Diese Stellen wirken seeeehr überflüssig. Auch die Bosskämpfe wurden nicht auf das Brawler-Gameplay abgestimmt, sondern spielen sich sehr Gimmick-Lastig und hätten besser in ein Action-Adventure hineingepasst (wobei sie dort aber auch nicht herumgerissen hätten).

Slaps And Beans bietet insgesamt 13 Level, welche in ca. 3 Stunden durchgespielt werden können. Ich habe das Spiel auf normaler Schwierigkeitsstufe durchgespielt, hatte aber nur in dem Strandlevel ernsthafte Probleme, da man dort mit vielen harten Gegnern konfrontiert wird, diese aber nur wenig Heilmittel in Form von Biergläsern und Bohnen-Bratpfannen hinterlassen. Auch das Bier und Würstchen-Minigame sowie die Stealth/Laserschranken-Passage, haben meine Geduld etwas zu sehr in Anspruch genommen. Dennoch gehört das Spiel wohl zu den leichteren Ablegern im Brawler-Genre. Und trotz aller Kritik finde ich es durchaus lobenswert, dass man zumindest versucht hat, das Brawler-Genre mit neuen Gameplay-Impulsen anzureichern. Leider mangelt es an der Umsetzung.

Grafik und Sound

Auf Basis der Unity-Engine präsentiert sich das Spiel im stylischen 16-bit-Look – eben so ähnlich, wie die Brawler-Klassiker, die in diesem Spiel emuliert werden sollen. Und „emuliert“ ist bereits das Stichwort, denn obwohl die farbenfrohe Pixelgrafik hübsch anzuschauen ist und abwechslungreiche Locations aus den Filmvorlagen geboten werden, merkt man als Kenner deutlich, dass hier die notwendige Finesse fehlt, um authentisches 16-bit-Feeling aufkommen zu lassen. Ebenfalls merkt man als Kenner, dass hier die berüchtigte Unity-Engine Verwendung fand. Es ist schwer zu erklären, aber glaubt mir: Wenn man erst einmal genügend Unity-Games gezockt hat, erkennt man, wenn ein Spiel auf dieser Engine läuft.

Wirklich störend sind jedoch die Animationen. Es fällt auf, dass die Entwickler an dieser Stelle gespart haben, was zur Folge hat, dass ausgeteilte Schläge, Schellen und Dampfhammer unangenehm roboterhaft wirken. Aber wirklich dämlich sind diese beknackten Atem-Animationen, wenn die Charaktere stillstehen (also meistens in Zwischensequenzen). Die Tatsache, dass alle Charaktere auf dem Screen „synchron atmen,“ macht die Sache freilich nicht besser. Zum Teufel verdammt, ich hasse diese Animation! Allein hierdurch wirkt das Spiel erschreckend billig.

Eine wesentlich bessere Figur macht hingegen der Soundtrack. Dieser setzt sich nämlich aus der Original-Mucke der Spencer/Hill-Filme zusammen. Das bedeutet, dass hier jede Menge Klassiker der „Oliver Onions“ abgespielt werden, aber auch Tracks von „The Fantastic Oceans,“ „MushroomSound“ und „Franco Micalizzi“ werden genutzt. Insgesamt wurden 16 Songs lizensiert – schöne Sache! Wundert mich, dass man hier nicht die Gelegenheit genutzt hat, um einen entsprechenden DLC für die Stücke zu veräußern, aber das würde lizenztechnisch wohl kaum funktionieren.

Ein weiteres Plus sind die Soundsamples der Prügellaute, welche geradewegs aus den Filmen entnommen wurden. Leider ging man hierbei aber keinen Schritt weiter, indem man auch die ikonischen Trash-Synchros der Filme ins Spiel integrierte. Slaps And Beans verzichtet nämlich gänzlich auf eine Sprachausgabe, was der akustik und der Gesamtpräsentation des Spiels doch einigen Schaden zufügt. Dennoch haben die itlaienischen Entwickler beim Sound sehr viel richtig gemacht. Besonders schön: Man stellt direkt im Optionsmenü eine Jukebox zur Verfügung, auf der man sich alle im Spiel enthaltenen Songs in aller Ruhe anhören darf – so gehört es sich!

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Spiel Bewertung
Singleplayer
65
65
-
Multiplayer

FAZIT

Also um eines klar zu stellen, ich bin mit den Filmen von Bud und Terence aufgewachsen, ich liebte sie als Kind und gucke sie mir selbst heutzutage gerne an. Es fällt mir also alles andere als leicht, mich derart kritisch über ihren ersten Computer- und Videospielauftritt zu äußern. Eigentlich wollte ich für das Spiel ja auch zunächst ne Wertung im unteren 70er Bereich zücken. Aber letztendlich stelle ich mir als Tester immer die ultimative Frage: Hat mir das Spiel Spaß gemacht? Die Antwort im Falle von Slaps And Beans lautete: „Nicht wirklich.“ Slaps And Beans ist kein schlechtes Spiel. Man merkt, dass die italienischen Indies mit Liebe an die Sache herangegangen sind und gewisse Teile des Endproduktes, wie z.B. der tolle Originalsoundtrack, können ja auch durchaus überzeugen. Aber dann quellen wieder Erinnerungen über konfuse und zähe Prügeleinlagen oder an langweilige Minigames hervor. Und nicht zu vergessen: Der wirklich schlechte Ersteindruck! Bevor ich das Spiel nämlich vernünftig spielen konnte, musste ich erst mal an den Einstellungsknöpfen meines Controllers herumdrücken, bevor eben dieser vernünftig vom Spiel erkannt wurde. Die Tatsache, dass gleich der allererste Level einen Bug offenbarte, der mich dazu zwang den Levelabschnitt zu resetten, hat den schlechten Ersteindruck dann noch mal bestätigt. Unter derartigen Umständen ist es mir einfach unmöglich eine gute Wertung zu vergeben. Somit kann ich das Spiel höchstens den ganz harten Spencer/Hill-Fans ans Herz legen, welche für das Spiel aber auch nur maximal 5 Euro löhnen sollten.

- Von  Volker

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Bud Spencer & Terence Hill: Slaps And Beans REVIEW

USK 0 PEGI 3

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