Blood Bowl 2 REVIEW

Warhammer-Table Top in Verbindung mit Football? Klingt ungewöhnlich, könnte aber interessant werden. Dies vor allem, wenn man bedenkt, dass heutzutage nur der übliche Einheitsbrei und Remake XY auf den heimischen Konsolen läuft. Mal was Außergewöhnliches? Neee… zu riskant! „Blood Bowl“  – „Blut Schale“ in der Fortsetzung 2.0 gibt sein Debüt auf PlayStation 4, XBox One und PC. Der Vorgänger lief auf der vorherigen Konsolengeneration und PC, sowie auch PSP und NDS, und war vor allem aufgrund seiner taktischen Möglichkeiten, Strategie-Elementen, sowie dem Spielprinzip allgemein (Würfeln statt Knöpfchen drücken) durchaus beliebt. Lediglich die Grafik wurde damals stark kritisiert und die umständliche Bedienung. Hier wird bei Teil 2 ordentlich nachgelegt, wie offiziell sehr gerne ausführlich und wiederholend vom Entwickler betont wird. Bessere Grafik, bessere Bedingung, mehr für Einsteiger geeignet. Gucken wir also mal, wie sich Teil 2 „schlägt“.

Spielprinzip

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Wie erwähnt geht es darum Football zu spielen – einen komisch geformten „Ball“ in das gegnerische Feld befördern, und an dessen Ende auf den Boden zu hämmern – einen Touchdown machen. Dies wird in Blood Bowl mit dem Warhammer-Universum und dessen „Würfelmechanik“ in Verbindung gebracht. Aktionen wie Gegner umhauen, Wegschupsen, oder diesem ausweichen, werden über den Wurf von Würfeln entschieden – entsprechend spielt Glück eine wichtige Rolle.

Die eigene Spielfigur wird nicht mittels Analog-Sticks oder Tasten bewegt, sondern mittels Cursor und „klicken“. Auf dem Spielfeld wird die Position gewählt, an welche sich die Spielfigur bewegen soll  – ist ein Gegner im Aktionsradius, wird gewürfelt, bzw. beim Vorbeilaufen entscheiden die Fähigkeiten der Spieler, ob ausgewichen wird, oder die Abwehr den Spieler zu Fall bringt. Dies wird Anfänger-komfortabel mit prozentualen Werten angegeben. Damit ist prinzipiell die Bedienung bzw. das Spielprinzip, bereits erklärt.

Klar, dass es um mehr geht als das bloße über-das-Spielfeld-bewegen. Es gilt eine Strategie auszutüfteln, um möglichst schnell innerhalb der zwei Halbzeiten a 8 Züge (rundenbasiert), möglichst viele Touchdowns zu erzielen. Simpel beschrieben heißt das z.B. eine Bresche in die gegnerische Abwehr zu schlagen, um diese dann zu nutzen, um den Ball am Gegner vorbei zu schleusen. In der Verteidigung gilt es entsprechend den Gegner davon abzuhalten in das eigene Spielfeld vorzudringen.

Die Spieler auf dem Feld sind in 5 „Jobkategorien aufgeteilt: Feldspieler, Fänger, Werfer, Blitzer und Oger. Der Feldspieler ist „das Mädchen für alles“, der Blitzer flott und agil, um möglichst schnell den Ball zurück zu erobern, der Oger haut drauf. Was Werfer und Fänger machen, dürfte klar sein: Der Werfer dient dazu das Raum-Zeit-Gefüge aufrecht zu erhalten, der Fänger ist für das Reiben von mittelaltem Käse mittels Raspel am besten geeignet – was auch sonst!

Es gibt überdies vier verschiede Skill-Kategorien für alle Spieler (welche optisch innerhalb einer Klasse kaum zu unterscheiden sind):

  • MA (Move Allowance): Bewegungsreichweite
  • ST (Strength): Kampffähigkeit
  • AG (Agility): Umgang mit dem Ball und AUsweichfähigkeit
  • AV (Armor Value): “Rüstwert”

Anhand dieser Werte werden entsprechend auch die Würfel beeinflusst und „gekämpft“. Zudem gibt es noch frischaltbare Fähigkeiten wie „Blitz“, wodurch eine Aktion die man ausführen will auf jeden Fall gelingt, oder auch „Block“, wodurch ein Angreifer mit Sicherheit abgewehrt wird. Diese können mit zunehmender Erfahrung und Level-Aufstiegen der Spieler freigeschaltet und ausgerüstet werden.

Folgend sei einmal ein typischer Spielablauf kurz erläutert, um allen Neulingen ein „Bild“ zu machen: Per Münzwurf durch den Schiedsrichter wird entschieden, welche Mannschaft den Anstoß ausführt. Hier kommt das erste taktische Element zum Tragen, nämlich die ungefähre Bestimmung der Position, an welcher der Ball auftreffen soll (mittels Cursor-Auswahl) – lieber weit am Ende des Gegnerfeldes um den Weg zum Touchdown kurz zu halten, oder doch lieber näher am eigenen Spielfeld, um den Ball schneller in Besitz zu bringen?

Darauf folgt die Verfolgung der eigenen Strategie: Alle umnieten die im Weg stehen, oder lieber schnell den Ball schnappen und dann agil den Gegnern ausweichen? Oder für den Verteidiger: Den Weg versperren oder direkt zum Angriff auf den Ball trommeln? Es gilt entsprechend die Spieler taktisch in Position zu bringen – sind z.B. die eigenen Spieler benachbart zu einem Gegner, können mehrere Würfel geworfen werden, was die Chancen verbessert einen Erfolg zu verbuchen. Nehmen wir an, einer unserer Spieler hat den Ball im Besitz, dann ist es ratsam sich einen Weg zum Touchdown zu denken, und diesen mit Hilfe des Ogers, oder allgemein starken Einheiten „freizulegen“. Oder man wirft den Ball zu einem sehr agilen Spieler, welcher am besten noch viele Bewegungspunkte besitzt, um so einfach an der gegnerischen Abwehr vorbei zu huschen.  Ist ein Touchdown erzielt, gibt es einen Punkt und es geht erneut zum Anstoß.

 

Warhammer Universum

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Ich möchte hier direkt die Hosen runterlassen und zugeben, dass ich (der Typ der soeben in die Tastatur hämmert) mich mit Warhammer nicht auskenne, weswegen ich hier nur die reinen Fakten des Spiels erörtere. Ein Schlagwort kann direkt mit Warhammer genannt werden: Fantasy (wer hätte das gedacht?!). Das Warhammer-Universum im Spiel ist auf (ohne DLC) 8 Rassen beschränkt: Menschen, Orks, Zwerge, Dunkelelfen, Chaos, Bretonen (neu, die gab es im Vorgänger nicht), Skaven und Hochelfen. Diese haben alle ihre individuellen Stärken und Schwächen, die jedem Rollenspieler bekannt sein dürfen, gelten sie doch universell: Orks hauen drauf, Elfen sind agil, Zwerge lahm und stark, Menschen können alles, aber nichts überragend gut. Für das eigene Team gilt es also dies neben den optischen Aspekten zu beachten.

Neben den Rassen folgt aber auch das ganze Art-Design der Warhammer-Vorlage: Von den Stadien, über deren Dekoration, das Design der Kommentatoren, bis hin zu speziellen „Starspielern“ , welche Vorlagen von mächtigen Figuren aus der Table Top-Variante nachempfunden sind.

Spielumfang

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Nachdem klar sein sollte, worum es geht, wollen wir doch mal sehen was der Käufer des Spiels für Möglichkeiten hat das erörterte Spielprinzip zu verfolgen.

In der Kampagne, welche gerade dem blutigen Neuling zu empfehlen ist, führt sie doch (allerdings eher schlecht als recht) in das Spielprinzip/die Mechanik ein, geht es „storybasiert“ darum das alteingesessene Team „Reikland Reavers“ (Menschen) zu neuem Ruhm zu führen. Ereignisse wie Aufstände vom Publikum, welche zufallsbasiert manche Feldspieler gelähmt zu Boden gehen lassen (weil sie von Steinen getroffen werden), oder auch „Verrat“ durch Spieler runden den Ablauf etwas ab. Aber prinzipiell ist die Kampagne nicht sonderlich gut. Es wirkt alles irgendwie so, als ob eine Kampagne einfach wählbar sein musste, um den „Umfang“ des Spiels zu erhöhen. Auch ist es wenig unterhaltsam präsentiert. Mit einer Ausnahme: Das Kommentatoren-Team weiß mit flotten (englischen) Sprüchen (deutsche Untertitel) etwas zu unterhalten. Aber auch hier wirkt es für mich alles irgendwie nicht so 100 %-ig. Ebenfalls in der Kampagne kommt der Stadionausbau vor, sowie die Entwicklung des eigenen Teams. Kurz gesagt: Wenn man „Kampagne“ durch „Tutorial“ ersetzt, ist es treffender. Auch ist es irgendwie unverständlich, dass so eine Kampagne dann auch nur mit diesem einen Team spielbar ist, und nicht mit einer der anderen Rassen. Manch einer würde sicher lieber ein Ork-Team anleiten! Naja…

Der Fokus des Spiels dürfte klar auf dem Multiplayer liegen. Dieser enthält verschiedene Modi: Zwei Spieler an einer Konsole, entsprechend offline, und natürlich der umfassende Online-Modus. Doch zunächst das obligatorische Lob: Auch wenn das Spielprinzip eh danach schreit: Löblich, so ein offline Zwei Spieler-Modus – gibt es das doch heutzutage kaum noch, dass man sich mit einem Kumpel vor die Konsole hockt, Pizza bestellt, und die ganze Nacht durchzockt.

Die wahre Stärke des Spiels ist wie erwähnt der Online-Modus. Zunächst gilt es ein Team aus einer der 8 enthaltenen Rassen zu erstellen, die alle wie eingangs erwähnt über individuelle Stärken und Schwächen verfügen. Spieler werden dem Team zugekauft, welche alle erstmal auf niedrigster Stufe beginnen, sowie ein Heimatstadion und ein Sponsor wird gewählt. Mit dem erstellten Team (inkl. Namen und Schlachtruf, Trikot- und Logo-Auswahl) tritt man online in Einzelmatches oder Turnieren/Ligen, welche man selbst erstellen kann (oder man spielt in offiziellen durch den Entwickler erstellten), gegen andere Spieler an. Das eigene Team verbessert sich, die Spieler steigen auf, und lernen neue Fähigkeiten, so dass man online sein eigenes „richtiges“ Team hat, bei dem die Spieler sogar persistent sterben können, oder mit spätestens 33 in Rente gehen – dann ist der Spieler weg, so dass entsprechend der Nachwuchs nicht vernachlässigt werden sollte. Dies ist insofern gut, dass es so keine „ultimativen“ Teams als Gegner gibt, die einen total auseinander nehmen, weil alle Spieler maximal hochgelevelt sind.

3,2,1.. meins!: Ein weiterer interessanter Punkt im Onlinemodus ist der Marktplatz. Hier kann man mit der Spielwährung, welche man durch Siege erlangt, Spieler kaufen – dies sogar im Rahmen von Auktionen von anderen menschlichen Spielern! Ist die Kasse einmal leer, und man hat einen gut hochgezüchteten Spieler, so kann man sich überlegen, ob man diesen zum Verkauf den anderen Spielern anbietet (nur während einer festgelegten Transferzeit möglich), um sich von dem erhaltenen Geld „Frischfleisch“ zu kaufen. Das Ganze als Auktion hochzuziehen, wobei der Verkäufer einen „Mindestpreis“ festlegt, ist ein motivierendes System – eBay stand Pate. Über Filter können die Werte gesetzt werden, welche man sich beim zu kaufenden Spieler wünscht. So kommt es zu einem realistischen miteinander zwischen Spielern weltweit – toll!

Technik

Wenn das Spiel so wie es aussieht auf der vorhergegangenen Konsolengeneration rausgekommen wäre, könnte man ein „super“ geben. Für die aktuelle Konsolengeneration sowie potente Rechner sieht es eher „naja“ aus. Es gilt dabei aber zu unterscheiden: Das Art-Design, bzw. der Stil des Spiels ist echt gut gelungen. Schön designt, farblich alles sehr stimmig und ein authentischer Fantasy-Look. Rein grafisch/technisch ist es aber, bis auf das Gras, eher mau: relativ grobe Charaktermodelle, noch schlechtere Modelle was alles betrifft außer die Feldspieler, und kantige Stadien und deren „Dekorationen“. Beim Publikum sieht ein Zuschauer aus wie der andere, und die Cheerleader könnten so auch von einer PS2 aus deren Endtagen entsprungen sein. Klar, bei einem Foodball-Spiel geht es nicht um fantastische Grafik, aber sollte sie doch zeitgemäß sein. Wenigstens flüssig läuft es.

Was hingegen ebenfalls nicht gut ist, ist die musikalische Untermalung/der Sound währen des Spiels. Es kommen zwar immer wieder nette Kommentare / Anmerkungen, davon ab hört man aber so gut wie nie etwas. Kaum musikalische Untermalung (und wenn ziemlich nervig), und die typischen Foodball-Sounds vermisst man ebenfalls etwas bzw. sind sie rar gesät.

Zur Bedienung sei folgendes gesagt: Wer es am PC spielt, kommt sicherlich besser klar als auf der Konsole. Der Cursor auf dem Spielfeld lässt sich nur sehr „merkwürdig“ steuern, da hätte man es mit Maus einfacher. Die Menüführung ist wenig übersichtlich, und wirkt für eine Konsole etwas überladen. Am PC, wo man näher am „Geschehen“ sitzt, fällt dies sicherlich weniger negativ auf. Allgemein ist es irgendwie alles zu umständlich, von der Bedienung der Spieler auf dem Spielfeld, bis hin zu der Menüführung.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
55
68
80
Multiplayer

FAZIT

Wer mit Football und Warhammer was anfangen kann, nicht topaktuelle Technik benötigt, der bekommt sicherlich ein schönes Strategiespiel mit netter Atmosphäre, welches besonders im Multiplayer seine Stärken ausspielt. Wer sich richtig reinkniet kann als Freund von Strategie und Taktik sicher eine Menge Spaß haben. Solospieler sollten hingegen das Spiel erst einmal ausprobieren und sich zumindest in der Solo-Liga ausprobieren. Die „Kampagne“ hat ihren Namen nicht verdient, und würde für einen Einzelspieler nicht ansatzweise genügen.

- Von  Darius

Playstation 4
Xbox One
MS Windows

Blood Bowl 2 REVIEW

USK 12 PEGI 16

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