Berserk and the Band of the Hawk REVIEW
Mit Berserk hat sich Koei Tecmo und deren Studio Omega Force einmal mehr eine populäre Manga/Anime Lizenz geschnappt, um diese in einem Musou-Spiel unterzubringen. Das mittlerweile in unzähligen Titeln verwendete „einer gegen 1000“ Spielprinzip bietet sich dabei gerade für das von Kentaro Miura geschaffene Universum ideal an. Schließlich metzelt (und das ist wörtlich zu nehmen!) sich Protagonist Guts schon in der Vorlage durch Heerscharen an Gegnern. Und auch das nun für die PlayStation 4 erschienene Berserk and the Band of the Hawk hält an dieser Linie fest und dürfte damit das bisher brutalste Musou-Spiel überhaupt sein. Ob die Entwickler mit dem populären Franchise im Rücken aber auch dem angestaubten Spielprinzip neue Seiten abgewinnen können?
Zum Alleinsein verdammt
Die Antwort lautet – je nachdem, wie man es sieht – leider nein. Berserk and the Band of the Hawk ist ein Musou durch und durch, wie wir es in den vergangenen Jahren schon so oft erhalten haben. Vornehmlich in der virtuellen Haut von Guts, kämpfen wir uns durch offenbar nie enden wollende Massen an Gegnern, von denen die meisten nicht mehr als auf den Tod wartendes Kanonenfutter, Pardon, Schwertfutter sind. Ganz getreu dem Motto Never change a running system halten sich die Japaner auch mit weiteren Änderungen an ihrer Formel bedeckt. Und bedenkt man, dass die Warriors Titel (Dynasty Warriors, Samurai Warriors etc.) seit nun über 15 Jahren mit diesem Prinzip gut fahren und ihre treue Fanschaft haben, verwundert es nicht weiter, das auch für das aktuellste Spin Off keine Innovationspreise gewonnen werden.
Das kann ich so weit auch gerne hinnehmen, schließlich finde ich immer wieder meine Freude an diesem doch sehr simplen Prinzip. Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich hingegen den Wegfall des nahezu immer vorhandenen Koop-Modus. Egal ob mit einem Partner auf der Couch im Splitscreen oder Online, bisher haben die Massenbrawler aus dem Hause Omega Force stets die Koop-Fahne hochgehalten. Nicht aber so in der Adaption von Berserk. Warum, wieso, weshalb? Eine Antwort darauf habe ich nicht. Und bedauerlich ist der nicht vorhandene Koop-Modus in jeden Fall, denn gerade das gemeinsame Spielen mit einem Freund beschert den Warriors Titeln in der Regel eine sehr viel längere Halbwertszeit, wohingegen man die Lust am Solospiel nach einiger Zeit verloren hat.
Technische Gründe kann das Fehlen eines Mehrspielerparts eigentlich nicht haben, denn Berserk and the Band of the Hawk verwendet dieselbe Engine, wie sie auch von anderen aktuellen Titeln aus dem Hause Omega Force benutzt wird. Und das bringt uns gleich zum nächsten Kritikpunkt, denn erneut müssen wir uns mit teilweise sehr kargen und detailarmen Arealen begnügen. Zwar sind die Entwickler bemüht die verschiedenen Settings der Vorlage umzusetzen, doch irgendwie sehen die Wälder, Burgen, Wüsten usw. stets gleich aus und wirken aufgrund der sowieso altbacken wirkenden Engine zuweilen sehr öde.
Gute Atmosphäre, passable Narration
Schon mit Arslan: The Warriors of Legend haben die Entwickler einen guten Spagat zwischen aus einem Anime entliehenen Szenen und Spiel geschafft. In Berserk and the Band of the Hawk gelingt das noch ein bisschen besser und wirkt sich positiv auf Narration und Atmosphäre aus. Trotzdem sollte man sich in bisschen mit der Materie auskennen, denn Sprünge in der Handlung gibt es nach wie vor viele. Und eine echte emotionale Beziehung zwischen den Figuren und zu der Welt aufzubauen, gelingt dem Spiel sowieso nicht.
Das hat mir als Kenner der Vorlage nicht ganz so viel ausgemacht, obwohl ich eine noch dichtere Erzählung natürlich begrüßt hätte, zumal Berserk wirklich ein ordentliches Videospiel mit tief gehender Handlung verdient hat. Für Musou-Verhältnisse reicht es aber und hält bei der Stange. Eine neue Story wird übrigens nicht erzählt, stattdessen arbeitet man sich an den aus Anime und Manga bekannten Story-Arcs ab. Große Überraschungen für Fans gibt es daher also nicht.
Umfangreiche Kampagne, aber viel Leerlauf
Das Kernstück des Spiels ist natürlich seine Kampagne, in welcher man dem Schicksal von Guts, Griffith, Casca und Co. folgt. Diese fällt diesmal auch ziemlich umfangreich aus und bietet fast 50 Missionen. Leider zählt hier Quantität und weniger Qualität, denn spielerische Abwechslung gibt es kaum. In der Regel metzelt man sich durch die Gegnermassen und darf diesmal die für einen Musou-Titel ungewöhnlich gewaltsame Darstellung inklusive Blutfontänen und Splattereffekte bestaunen. Hin und wieder gibt es auch mal eine Eskort-Mission oder man muss einen bestimmten Punkt auf der Karte einnehmen. Das kennt man aber so eben schon aus den unzähligen anderen Spielen von Omega Force und selbst komplette Neulinge dürften sich Anbetracht der geringen spielerischen Vielfalt schnell gelangweilt fühlen.
Dennoch muss ich erneut feststellen, wie ungemein lange sich das einfache, auf zwei Knöpfen basierende Kampfsystem für mich persönlich trägt. Für eine gewisse Zeit bereitet es mir eine herrliche Freude mich durch die sich de facto gar nicht wehrenden Gegner zu kämpfen und dabei den Kombocounter und Bodycount nach oben zu jagen. Richtig toll ist den Entwicklern diesmal das Trefferfeedback gelungen, denn immer wenn das monströse Schwert von Guts auf seine Feinde einprasselt, vermittelt mir das Spiel ein befriedigendes Allmachtsgefühl. Dies wird noch gesteigert, wenn meine Spezialleiste aufgeladen ist und ich zu noch mächtigeren Schlägen und Spezialattacken ausholen darf. Herrlich!
Bosskämpfe ohne Biss
Eine Chance hat Omega Force erneut bei den Bosskämpfen vertan. Gerade in den Duellen Guts gegen Griffith oder Zodd fleht das Spiel gerade nach einem tieferen Kampfsystem. Letztlich haut man aber auch hier ohne jegliches Fingerspitzengefühl drauflos bis die gegnerische Leiste leer geprügelt ist. Zwar gibt es eine Blockfunktion, diese habe ich aber nie benutzt. Lediglich auf die Dash-Taste zum Ausweichsprung habe ich gelegentlich zurückgegriffen. Letztlich kommt man aber ohne große Taktik sehr gut durch das Spiel, ohne je den Game Over Bildschirm zu Gesicht bekommen zu haben.
Etwas Abwechslung hinsichtlich der Kampfstile bekommt man erst, wenn man auf einen anderen Charakter zurückgreift. In der Kampagne spielt man hauptsächlich mit Guts, hin und wieder darf man aber auch einige seiner Kumpanen steuern. Casca etwa ist mit ihrem Kurzschwert wesentlich flinker unterwegs, als der sich doch sehr behäbig steuernde Guts. Freie Charakterwahl hat man im „Free Mode“, in welchen man bereits abgeschlossene Missionen erneut angehen kann, und im neuen Eclipse-Modus. In diesen darf man weitere Boni, etwa neue Outfits, erspielen, was sich aber auch nicht allzu lange trägt.
Neue Gegenstände erspielt man auch in den anderen Modi. So kann man seinen Charakteren diverse Items anlegen, die gewisse Statuswerte verbessern oder Schwächen ausgleichen. Auch heir sehe ich aber nur wenig Sinn, da der Schwierigkeitsgrad sich so einfach darstellt, das man durch stärkere Items nur noch schneller durch die Schlachten kommt.