Yonder: The Cloud Catcher Chronicles REVIEW

Wir befinden uns inmitten des Julis und damit im vermeintlichen Sommerloch. Während die einen das gute Wetter genießen, holen die anderen die Spiele der vergangenen Wochen und Monate nach. Doch es lohnt sich eben auch der Blick auf aktuelle Neuerscheinungen, die vornehmlich aus dem Indie-Bereich stammen und die die Blockbuster freie Zeit nutzen wollen, um sich etwas hervorzutun. So auch Yonder: The Cloud Catcher Chronicles, ein (Vorsicht: Anglizismus-Attacke) Open World Exploration Game mit zuckersüßer Optik und vermeintlichen Anleihen an bekannte Genre-Größen. Was steckt drin.

Ähnlich und doch anders

Sieht auf den ersten Blick aus wie das neue Zelda, hat ANleihen von Stardew Valley, Minecraft und Co. – dennoch hinken die Vergleiche letztlich, da Yonder doch etwas ganz Eigenes ist.

Man kann Yonder: The Cloud Catcher Chronicles schnell unrecht tun und Vergleiche zu Minecraft, Stardew Valley und dem aktuellen Zelda bemühen. Den doch sehr eigenen Kern würde man damit aber verfehlen und zu allen Überfluss falsche Erwartungen bei potentiellen Spielern wecken. Zwar besitzt das erste Spiel aus dem Hause Prideful Sloth gewisse Ähnlichkeiten zu den genannten Titeln, mehr aber eben auch nicht.

Yonder: The Cloud Catcher Chronicles wirft euch schnell ins Spielgeschehen und damit in das malerische Königreich Gemea. An dessen Ufern werdet ihr nach einer stürmischen Nacht auf hoher See angespült, ohne so wirklich zu wissen, was eigentlich Sache ist. Also raus in die große Welt, die sich vor unseren Augen und Füßen erstreckt, und nach ersten Hinweisen suchen. Schnell werdet ihr dabei mit der tragischen Geschichte von Gemea vertraut gemacht, welches seit mehreren Jahren von einer mysteriösen Dunkelheit eingehüllt ist und die Bewohner verzweifeln lässt. Natürlich ist unser Alter Ego die ersehnte Hoffnung für die Menschen des Landes und natürlich widmen wir uns in den folgenden Spielstunden darum Frieden nach Gemea zurückzubringen. An eure Seite gesellen sich eine Reihe freundlich gesinnter Geisterwesen, die ihr nach und nach auf eurem Abenteuer sammelt und mit deren Hilfe ihr die Dunkelheit vertreibt.

Die narrativen Mittel sind recht begrenzt, weshalb die Geschichte in einfach gehaltenen Story-Szenen und ohne viel Drumherum und Sprachausgabe erzählt wird. Das ist zunächst nicht sonderlich ansprechend, allerdings weisen die komplett ins Deutsche übersetzten Dialoge häufig einen recht charmanten Wortwitz auf. Überhaupt ist die Lokalisation sehr liebevoll gestaltet worden und hat mich aufgrund der charmanten Wortschöpfungen das ein oder andere Mal zum Schmunzeln gebracht.

Wunderschöne Welt

Die Gestaltung der Welt ist eine der großen Stärken des Spiels.

Für viele Spieler überraschend dürfte sicherlich das Fehlen von Kämpfen sein. Stattdessen wird die Entdeckung und Erforschung der Welt in den Vordergrund gerückt, welche mit einem stimmungsvollen Tag-/Nachtzyklus, umschlagenden Wetter, den vier Jahreszeiten und verschiedenen Klimazonen vor allem in visueller Hinsicht überzeugen kann. Gemea erscheint zunächst sehr abwechslungsreich, schließlich gibt es nicht nur sommerliche Strände und tropische Wälder, sondern auch eisige Schneewüsten und weite Grünwiesen zu bereisen. Unter der sehr ansprechend gestalteten Landschaft steckt aber eine zuweilen leblos wirkende Welt. Zwar wird Gemea von Menschen und Tieren bewohnt, allerdings trifft man diese Angesichts der Größe der Landschaft recht selten an.

Das ist so weit aber gar nicht mal schlimm, denn dadurch versprüht die Spielwelt eine angenehme Ruhe, die sehr gut zu der sowieso friedlichen Grundstimmung passt. Sehr viel kritischer ist in meinen Augen das Fehlen einer vernünftigen Schnellreisefunktion. Zwar lassen sich diverse Portale freischalten, mit denen die unterschiedlichen Zonen schnell erreicht werden können. Den Großteil eurer Reise unternehmt ihr aber zu Fuß, was in Anbetracht der weitläufigen Areale auf Dauer ziemlich ermüdend wird.

Aber…

Die Mechaniken sind simpel und erklären sich schnell von selbst. Etwas mehr Tiefe hätte dem Spiel dennoch gut gestanden.

Ähnliches gilt nach einigen Spielstunden auch für die Gestaltung der Quests. Sowohl Aufgaben, die für das Voranschreiten der Handlung erforderlich sind, als auch die in Hülle und Fülle vorhandenen Nebenmissionen drehen sich in den meisten Fällen um das Beschaffen bestimmter Gegenstände. Auch die anfänglich interessant erscheinenden Gilden, in denen man etwa das Kochhandwerk erlernen kann oder Anleitungen zum Bauen von Ställen, dem Brauen von Farbstoffen usw. erhält, wirken in ihrer Umsetzung nicht zu Ende gedacht. Viel Variation gibt es nicht und auch die oft vollkommen belanglosen Belohnungen für das erfolgreiche Abschließen einer Aufgabe machen die Sache nicht besser.

Etwas mehr Vielfalt erhält Yonder: The Cloud Catcher Chronicles durch seinen Crafting- und Landwirtschaftsaspekt – zumindest auf dem Papier. Denn auch diese Facetten sind weder Fisch, noch Fleisch. Vor allem hinsichtlich der kleinen Farmen, die ihr an vorgegebenen Punkten errichten könnt, haben die Entwickler einiges an Potenzial liegen lassen. So kann man zwar Ställe für Tiere (die aus der Wildnis heraus auf den Hof gelockt werden müssen) errichten und Beete für Kartoffeln, Beeren und anderes anlegen. Das Pflegen und Bewirtschaften der eigenen Landwirtschaft ist jedoch oberflächlich gehalten und besitzt nicht den Hauch von Tiefe.

Das gewisse Etwas

Trotz seiner Schwächen hat Yonder irgendwie das gewisse Etwas. Die sehr liebevolle Lokalisation etwa bringt mich immer wieder zum Schmunzeln.

All diese Kritikpunkte wären für mich normalerweise Grund genug, um das Spiel gelangweilt beiseite zu legen. Nicht aber Yonder: The Cloud Catcher Chronicles. Das Spiel übt auf mich eine gewisse Faszination aus, die ich mir nicht so ganz erklären kann. Sie setzt sich zu großen Teilen sicherlich aus der in meinen Augen enorm ansprechenden Präsentation zusammen. Gleichzeitig versprüht das Spiel einen sehr herzlichen Charme und eine Ruhe, die Videospiele in dieser Art und Weise selten aufweisen. Nie hetzt mich das Spiel, drängt mich unter Zeitdruck eine Quest zu erledigen oder einen bestimmten Ort zu erreichen.

Yonder: The Cloud Catcher Chronicles ist für mich das ideale Spiel nach dem Feierabend. Ich versinke gerne in der liebevollen Welt, die mir vollkommen befreit von jeglicher Negativität einen kindlich-naiven Eskapismus ermöglicht und mich mit einem fröhlichen Gefühl entlässt. Ich werde nicht übermäßig gefordert und verspüre keinerlei Anstrengung – und genau das ist mir eine willkommene Abwechslung.

Geht ihr mit einer solchen Einstellung an das Spiel heran, dürftet ihr den meisten Spaß erhalten. Darüber hinaus ist Yonder: The Cloud Catcher Chronicles dank seiner einfachen Mechaniken und der sehr liebevollen Inszenierung aber vor allem ein Titel, der sich ideal für jüngere Spieler eignet, die wenig Erfahrungen mit Open World, Rollenspielen bzw. Videospielen im Allgemeinen haben.

Facebook
Twitter
Spiel Bewertung
Singleplayer
69
69
-
Multiplayer

FAZIT

Objektiv betrachtet ist Yonder: The Cloud Catcher Chronicles weder sonderlich gut noch sonderlich schlecht. Die vorhandenen Mechaniken sind simpel, das Gameplay einfach gestrickt und das Quest-Design mit den für Open World Spielen üblichen Standard-Aufgaben gefüllt. Trotzdem versinke ich immer wieder in der audiovisuell wundervoll gestalteten Welt von Gemea und verbringe Stunde um Stunde in ihr, ohne mich zu langweilen. Irgendwie hat das Spiel einen Nerv bei mir getroffen, ohne das ich so recht den Finger auf den ausschlaggebenden Punkt legen könnte. Insofern gebe ich eine Empfehlung ab – allerdings mit Vorbehalt angesichts der erwähnten Mankos und Ungereimtheiten.

- Von  Adrian

Playstation 4
Xbox One
MS Windows
Nintendo Switch
PlayStation 5

Yonder: The Cloud Catcher Chronicles REVIEW

USK 0 PEGI 3

Das könnte dir auch gefallen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Partner: