The Nightfall REVIEW

Horror kann seine Wirkung oftmals dann am Besten entfalten, wenn er in unseren Alltag eindringt und uns mit Situationen konfrontiert, die der eigenen Lebenswirklichkeit nahe sind. Dieser Tatsache sind sich offenbar auch die in Deutschland beheimateten Studios VIS-Games und SilentFuture bewusst, denn mit TheNightfall verlagern sie den Horror in die eigenen vier Wände und damit dem wohl wichtigsten, geschützten Raum, den wir als Menschen haben.

 

Home Sweet Home

Trautes Heim, Glück allein – TheNightfall verlegt den Horror in die eigenen vier Wände und dem somit wichtigsten Rückzugsraum für die meisten Menschen.

Der Traum vom eigenen Haus: für Victoria ist er wahr geworden, denn zusammen mit ihren Mann und den gemeinsamen Kindern hat sie ein schönes Einfamilienhaus in einer ruhigen Nachbarschaft bezogen. Die meisten Kisten sind bereits ausgepackt, der Ehemann samt Kinder kommen erst am nächsten Tag, womit für die frischgebackene Eigenheimbesitzerin etwas Zeit bleibt, sich bereits ein wenig einzuleben. Als die erste Nacht im neuen Haus anbricht, geschehen jedoch nach und nach seltsame Dinge. Objekte scheinen wie von Geisterhand zu wandern, es klingelt an der Tür, ohne das jemand vor dieser steht, und außerdem finden sich seltsame Nachrichten. Was geht hier vor? Erlaubt sich jemand einen schlechten Scherz? Ist alles nur Einbildung? Oder steckt doch mehr dahinter?

Als allwissender Spieler von TheNightfall ist man natürlich von Anfang an darauf vorbereitet, dass die kommenden Stunden alles andere als bequem für Viktoria verlaufen dürften. Womit man es genau zu tun hat, bleibt lange Zeit ungewiss, denn die Entwickler bauen auf einen stetigen, aber langsamen Aufbau und etablieren ihre Geschichte nach und nach. Wobei die Bezeichnung „Geschichte“ vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen ist, denn das, was man hier in narrativer Hinsicht geboten bekommt, ist doch sehr überschaubar.

Verschiedene Motive der Handlung bedienen sich offenkundig beim Horrorkino, vor allem Filme wie Poltergeist und Paranormal Activity scheinen Pate gestanden zu haben, darüber hinaus habe ich mich immer wieder auch an A Nightmare on Elm Street erinnert gefühlt. So sehr mir die verschiedenen Versatzstücke als Horrorfan gefallen, so unzufriedenstellend werden sie letztlich in die Handlung eingeflochten. Dies liegt nicht zuletzt an dem eher mittelmäßigen Writing der Texte und Briefe, die als maßgebliches narratives Stilmittel benutzt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die deutsche Sprecherin von Viktoria sehr gekünstelt spricht und man das Gefühl hat, dass sie ihre Zeilen stumpf herunterliest.

 

Schranköffnungssimulator 2018

Die spielerischen Möglichkeiten sind beschränkt, ein bisschen mehr, als ein „Walking Simulator“ ist TheNightfall aber doch. Leider wiederholt sich die Kernmechanik schnell, die Story ist außerdem wenig interessant.

Die spielerischen Möglichkeiten in TheNightfall beschränken sich auf das Durchsuchen von Schränken und Kommoden, dem Aufnehmen von Items und der Interaktion mit verschiedenen Objekten. Beispielsweise kann man eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, Kassetten in ein Radio stecken und Musik hören sowie sich selbst ablaufende Demos auf einem PC angucken, sofern man die entsprechenden Disketten eingelegt hat. Darüber hinaus steht im Wohnzimmer des Hauses noch ein alter Atari 2600, findet man die dazu passenden Module, kann man beispielsweise eine Abwandlung von Pac-Man und Space Invaders spielen. Leider täuscht dies nicht darüber hinweg, dass sich der eigentliche Spielablauf schnell wiederholt und mit viel Backtracking arbeitet. Damit man innerhalb der Handlung voranschreiten kann, muss man in jedem Kapitel nämlich einen Text (selten auch mal ein Item) finden, welcher wiederum neue Aufschlüsse über die Geschehnisse gibt.

Damit man die gesuchten Objekte findet, muss man zuvor einen Skript ausgelöst haben. Leider war es mir oft vollkommen unverständlich, was das Spiel in manchen Situationen von mir erwartet. Zwar gibt es durchaus Hinweise, die darauf schließen, welchen Ort man aufsuchen soll, dennoch bin ich immer wieder und ohne wirkliche Ahnung, was ich eigentlich tun soll, alle Zimmer abgelaufen in der Hoffnung, dass ich etwas übersehen habe. Tatsächlich habe ich manchmal eine Kleinigkeit übersehen, in manchen Situationen weiß ich aber bis heute nicht, welches Zutun meinerseits dafür verantwortlich war, dass sich TheNightfall zur Progression entschieden hat.

 

Beklemmende Klangkulisse

Trotz seiner Schwächen hat das Spiel seine Momente. Gerade Sound und Musik stechen positiv hervor.

Dennoch hat TheNightfall seine guten Momente. Gerade im ersten Drittel hat mich das Spiel einige Male gekonnt mit meiner Wahrnehmung gespielt. Die Entwickler setzen vordergründig auf psychologischen, teilweise sehr subtilen Horror. Früh im Spiel ist mir beispielsweise aufgefallen, dass einige Schuhe verstreut im Hausflur liegen. Ich hielt inne und fragte mich, ob dies schon vorher so gewesen sei, nur um wenig später festzustellen, dass die Schuhe wieder weg sind. Dies hat jedoch meine Wahrnehmung gefördert und tatsächlich sind mir daraufhin immer wieder kleine Änderungen aufgefallen. Gleichzeitig werden immer wieder aber auch harte Schockeffekte, wie Jumpscares, eingeflochten. Hier ließ die Wirkung wiederum schnell nach, was aber auch eine persönliche Wahrnehmung sein mag.

Sehr positiv ist mir außerdem die Klangkulisse in Erinnerung geblieben. Auch hier wird meist auf eher subtile Elemente gesetzt. Mal hört man in der Nähe eine Tür knarzen, mal fremde Schritte. Stellenweise war ich so angespannt und hörte genau hin, dass mich Banalitäten, wie ein klingelndes Telefon, erschrocken haben. Hervorzuheben ist außerdem die Musik, die zwar stellenweise etwas dick aufgedrückt erscheint, aber dennoch sehr stark zur Atmosphäre beiträgt.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
58
58
-
Multiplayer

FAZIT

TheNightfall hat zweifelsohne seine Stärken, wozu ich insbesondere die stellenweise fantastische Musik und die sehr einnehmende akustische Gestaltung zähle. Auch das Spiel mit der Wahrnehmung gelingt den Entwicklern stellenweise hervorragend. Spielerisch enttäuscht der Horrortrip hingegen, denn letztlich läuft man die meiste Zeit nur im Kreis, öffnet wahllos Schränke und Türen und hofft, dass das nächste Skript ausgelöst wird, nur damit man das ganze Prozedere von vorn angehen kann. Die durchaus gelungene Atmosphäre kann über die einsetzende Monotonie leider nicht hinwegtäuschen, zudem erscheint der aktuelle Verkaufspreis von 22,99 Euro happig.

- Von  Adrian

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