The Technomancer REVIEW

Vor etwa drei Jahren lieferte der französische Entwickler Spiders überraschend das solide Cyberpunk-Abenteuer Mars Wars Logs. Gute Bewertungen blieben größtenteils aus, doch fand der Titel dank des unverbrauchten Settings zahlreiche Fans. Genau diese Fans werden nun mit The Technomancer, dem geistigen Nachfolger zu Mars War Logs bedient. Wir konnten den Titel auf Xbox One ausgiebig für euch testen. In unserem Test erfahrt ihr, wie sich das Scifi-Abenteuer auf dem roten Planeten schlägt.

Krieg um wertvolles Wasser

The Technomancer Screenshot2

In naher Zukunft ist es der Menschheit gelungen, erste Kolonien auf dem Mars zu gründen. Im Laufe der Jahre breiteten sich diese kleinen Siedlungen immer weiter aus und so waren bald große Teile des roten Planeten mit Leben überzogen. Mit der wachsenden Bevölkerung stieg natürlich auch der Wasserkonsum drastisch an, wobei das wertvolle Gut schon immer Mangelware auf dem kargen Planeten war. Der Wassermangel führte zu Konflikten und gut 200 Jahre nach der Kolonisierung schlussendlich zu einer Reihe von Kriegen, die als „Die Wasserkriege“ in die Geschichte eingingen.

In diese Zeit wird auch der Protagonist Zachariah hineingeboren, der dem Weg der Technomancer folgt. Einer Art Orden, geführt von mächtigen Konzernen, die die Mitglieder für ihre Zwecke einsetzen. Wie die Technomancer leben bzw. agieren lässt sich im Entferntesten mit dem Templerorden unserer Geschichte vergleichen. Technomancer sind also eine Gruppierung von Elitesoldaten, die sich durch genetische Modifizierung auf den Gebrauch von Elektrizität verstehen, die ihrem Körper entspringt. Aus der Sicht von Zachariah bestreitet ihr ein neues, durchaus spannendes Cyberpunk-Abenteuer auf dem staubigen Mars.

Entwickler Spiders präsentiert euch eine, besonders für Genre-Fans interessante Story, in einem nahezu unverbrauchten Setting. Man möchte unbedingt mehr über die Umstände auf dem Mars und den Hintergrund der Besiedelung sowie der Kriege erfahren. Leider lässt euch das Spiel die meiste Zeit über im Dunkeln tappen und verrät überaus wenig zur Hintergrundgeschichte, die in unseren Augen auch eine gute Vorlage für den oder anderen Roman darstellen würden. Stattdessen bekommt ihr lediglich einen kleinen Ausschnitt eines großen Konflikts zu sehen. Bei der Interaktion mit anderen Charakteren steht, ähnlich wie in Mass Effect und Co ein Dialogsystem zur Verfügung, welches euch Auseinandersetzungen in den seltensten Fällen auch friedlich lösen lässt. In den meisten Fällen jedoch, hilft nur der Griff zur Waffe. The Technomancer verschenkt in Sachen Storytelling leider jede Menge Potenzial, es fehlt an einer tief greifenden Geschichte mitsamt emotionalen Charakteren und einem klaren Ziel, besonders in den ersten Spielstunden. Man fühlt sich lediglich als Spielfigur in einem weitaus größeren Konflikt, auf den man nur wenig Einfluss hat.

Der klassische „Hau Drauf-Typ“

The Technomancer Screenshot4

Zu Spielbeginn befindet sich Zachariah noch in der Technomancer-Ausbildung bei Meister Sean. Diese Phase dient dem Spieler als Tutorial, in dem ihr alle Grundlagen für den späteren Spielverlauf erlernt. Ist das geschafft, schickt euch der Orden auf Zachariahs letzte Mission als Schüler. In guter alter Action-RPG Manier prügelt ihr euch Seite an Seite mit Sean durch kleine Gegnergruppen bis zum Ziel. Am Ende seiner Ausbildung darf sich der Nachwuchs-Technomancer stolz Zachariah Mancer nennen und wird auf eine ganze Stadt losgelassen, die nur darauf wartet, erkundet zu werden.

Im Vergleich zu Mars War Logs steht euch hier eine ganze Stadt offen. An jeder Ecke warten, typisch für dieses Genre, Side-Quests sowie Ausrüstung. Ihr schlagt euch mit den Problemen einer Stadt herum, die in Zeiten eines Krieges zur Kriminalität neigt, um nicht zu verhungern. Etwa wurden Sicherheitskräfte bestochen, ein Händler verschwindet spurlos von seinem Stand oder korrupte Rekruten versuchen über die Kanalisation aus der Stadt zu entkommen, um sich dem Widerstand anzuschließen. Ein ganz normaler Tag in einem Krisengebiet eben.

Was anfangs nach wochenlanger Unterhaltung aussieht, entpuppt sich leider recht bald als stark repetitiver Tagesablauf eines durchschnittlichen Offiziers der öffentlichen Sicherheit. Größtenteils enden die Aufträge darin, nach einem recht langen Laufweg einige „Bad Guys“ zu verprügeln, um den Auftraggebern schlussendlich mitzuteilen, dass das Problem „beseitigt sei“. Wenn die durchschnittlich gestalteten Dialoge auch meist in einem Kampf enden, zerreißen die teils unglaublich langen Laufwege die Stimmung vollends. Auch wenn das Abenteuer durchaus seine Wow-Momente hat, scheint Zachariah der Laufbursche für jedes noch kleine Problem der Stadt zu sein

Das Kampfsystem hat sich seit Mars Wars Logs deutlich weiterentwickelt, in eine positive Richtung wohlgemerkt. Zachariah greift auf insgesamt drei Kampfstile zurück, die sich grundsätzlich unterscheiden und die verschiedensten Spielstile erlauben. Der Kampfstab etwa bietet Vorteile gegen große Gegnergruppen, mit Keule und Schild lässt sich über kurze Zeit jede Menge Schaden austeilen und Dolch + Handfeuerwaffe sind in Sachen Geschwindigkeit kaum zu schlagen. Zusätzlich verfügt der Technomancer noch über Elektrofähigkeiten, die sich in Kombination mit jedem Kampfstil einsetzen lassen.

Kampfsystem mit Macken und kein Multiplayer

The Technomancer Screenshot3

Das an sich gute Kampfsystem wird leider durch einige negative Punkte getrübt. So verfügt lediglich ein Kampfstil über die Möglichkeit, Attacken abzuwehren, was die Kämpfe mit Dolch oder Kampfstab oftmals in Ausweichorgien ausarten lässt. Weiters agieren die Gruppenmitglieder, welche Zachariah begleiten, nicht besonders intelligent und stürzen sich ohne taktische Raffinesse Hals über Kopf ins Gefecht. Die Teamkameraden taugen leider nur als simples Kanonenfutter. Auch dann, wenn ihr ihnen eine übermächtige Waffe in die Hand drückt.. Zu allem Überfluss hat auch die Steuerung ihre Macken, reagiert leider oft viel zu träge oder nimmt Befehle an, während sich der Technomancer noch in einer Aktion befindet, was euch schnell die Kontrolle verlieren lässt. Eine Kombination aus all diesen Punkten lässt den Schwierigkeitsgrad schnell künstlich in ungeahnte Höhen steigen und sorgt an vielen Stellen für unnötige Frustmomente.

Sehr positiv ist uns dagegen das neue, sehr umfangreiche Levelsystem aufgefallen. Nach jedem erfolgreichen Auftrag winken Erfahrungspunkte, die sich je nach Spielstil auf die einzelnen Kampfstile sowie Technomancer-Fähigkeiten verteilen lassen. So erschafft ihr euren Charakter ganz nach euren Wünschen. Zudem verfügt The Technomancer über ein vollwertiges Ausrüstungssystem. Jeder Ausrüstungsgegenstand verändert das Aussehen von Zachariah und lässt sich durch Mods verbessern, die an der Werkbank hergestellt werden können. Wir hätten uns zudem ganze „craftbare“ Waffen gewünscht, die sich etwa aus Blaupausen heraus entwickeln lassen. Als Krönung der Charakterentwicklung winkt ein Karmasystem, welches eure Gesinnung durch schwerwiegende Entscheidung langfristig beeinflusst.

The Technomancer ist als reines Singleplayer-Abenteuer angelegt, verfügt also über keinerlei Mehrspieler-Modi. Zwar wäre ein 2-Spieler Coop-Part interessant, doch für PVP-Disziplinen wäre der Titel absolut ungeeignet. In unseren Augen würde etwa eine 8-Spieler PVP Arena in absolutes Chaos ausarten, wobei es vermutlich auch an der allgemeinen Balance scheitern würde. Gut also, dass sich die Entwickler auf ein reines Einzelspielererlebnis setzen. Für mehr hätte das Budget am Ende vermutlich auch nicht gereicht.

Technik

The Technomancer Screenshot6

Grafisch setzt der Entwickler Spiders keineswegs neue Maßstäbe, erschafft aber zumindest eine glaubhafte, atmosphärische Marslandschaft. Sollte der Mars jemals besiedelt werden, stellen wir uns eine 200 Jahre alte Kolonie in etwa so vor. Düster und staubig, eine Spielwelt aus rotem Stein und glänzenden Stahl. Die Bevölkerung der Spielwelt wurde vom Krieg gezeichnet, wer sich den Wohlstand nicht leisten kann, haust in gettoähnlichen Slums und versucht sich durchzuschlagen, sehr überzeugend. Texturen sowie Charaktermodelle sind technisch zwar nicht ganz auf dem aktuellsten Stand, fügen sich jedoch ganz gut in das Gesamtbild ein. Die von uns getestete Xbox One-Fassung hatte leichte Probleme mit der Kantenglättung und entfernten Objekten, die recht krümelig dargestellt wurden.

Die atmosphärische Soundkulisse fügt sich gut in die düstere Spielwelt ein, präsentiert sich jedoch nur durchschnittlich. Zumindest die Vertonung ist den Entwicklern gut gelungen, auch wenn die Sprachdateien lediglich in Englisch vorliegen. Deutsche Untertitel sind für sämtliche Dialoge im Spiel verfügbar. Hier fielen uns immer wieder kleine Übersetzungsfehler auf, die zwar nicht besonders schön anzusehen sind, jedoch nicht weiter ins Gewicht fallen.

Wie bereits berichtet, gestaltet sich die Steuerung etwas träge sowie schwammig. Zumindest wurden alle Befehle vernünftig auf dem Controllerlayout verteilt, was für eine recht kurze Eingewöhnung sorgt. Navigiert wird hierbei mit dem linken Analogstick, der rechte steuert die Kamera. Leichter, schwerer Angriff sowie die Ausweichrolle wurden auf den Aktionstasten untergebracht. Sekundärfeuer, alle Technomancer-Fähigkeiten und der Wechsel des Kampfstils werden mit den Schultertasten ausgeführt. Abgesehen von einer gewissen Trägheit geht das Abenteuer jedoch gut von der Hand. Wir konnten die Xbox One-Fassung testen, doch auch PC-Spielern würden wir zu einem Controller als Eingabegerät raten.

Performance & Achievements

Im Gegensatz zur PC-Version, die laut einigen verärgerten Spielern rund um den Release eher dürftig ausgefallen ist, läuft die Xbox One-Version recht performant. Außer einigen kleineren Rucklern, der eher mageren Kantenglättung und den leichten Problemen, die Weitsicht betreffend, fällt The Technomancer in puncto Performance nicht weiter negativ auf. Während unseres mehrstündigen Tests stürzte der Titel kein einziges Mal ab und auch schwerwiegende Fehler oder Bugs fielen uns nicht auf.

Wie jeder andere etwas größere Titel, verfügt auch The Technomancer derzeit über 1000 Gamerscore, verteilt auf 40 Erfolge bzw 41 Trophäen. Gut die Hälfte der Erfolge lässt sich problemlos im ersten Durchlauf sammeln. Möchte man alle Achievements ergattern, ist mindestens ein weiterer Durchgang auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad nötig, der definitiv an eurer Geduld nagen wird. Bis die ersehnte 1000er Marke erreicht ist, werden locker über 50 Spielstunden fällig.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

The Technomancer ist ein durchaus gelungenes Action-RPG, wenn auch mit einigen Schwächen. Zweifellos hätte Spider mit diesem Abenteuer den ganz großen Wurf landen können, doch fehlt es dem Titel an dem gewissen „Etwas“. Mit einer etwas überzeugenderen Story, einer dichteren Atmosphäre, einem flüssigeren Kampfsystem, sowie einer ausgereifteren Technik könnte es The Technomancer sogar mit großen AAA-Titeln aus dem Hause Bioware aufnehmen. Am Ende machen die Entwickler zwar einiges richtig, jedoch fehlt es an vielen Stellen einfach an Qualität bzw. Reife. Genre-Fans werden mit Spiders neuestem Cyberpunk-RPG gut unterhalten. Wer mit der Cyberpunk-Thematik nichts anfangen kann, wird vom Mars-Abenteuer leider enttäuscht sein.

- Von  Fabian

Playstation 4
Xbox One
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