The 25th Ward: The Silver Case REVIEW

Hast du schon mal harte Drogen genommen und danach versucht nur mit Hilfe eines alten Klapptelefons mysteriöse Mordfälle aufzuklären? Ich zumindest nicht, aber dank 25th Ward: The Silver Case kann ich mir vorstellen, wie es wohl wäre. Surreal, Bizarr, verwirrend und „Fahr zur Hölle Suda51“ sind die Schlagwörter, die einem als Erstes durch den Kopf schießen, sobald das Spiel beendet ist. Nun mag manch einer kommen und sagen „Ja, aber Kunst! Außergewöhnliche Erfahrung! Das Medium Videospiel ausgereizt!“. Da würde ich durchaus zustimmen mit dem Zusatz „nur leider in substanzlos und nervig“.

Es geschah am helllichten Tag

Mysteriöse Morde suchen den 25th Ward heim, diese gilt es innerhalb der Story aufzuklären

25th Ward: The Silver Case ist das Remake eines Spiels aus dem Jahre 2005. Dieses erschien seinerzeit nur in Japan und zwar ausschließlich auf Mobiltelefonen, der Vorgänger The Silver Case erschien 1999 hingegen für die PlayStation 1 und erhielt 2017 ein Remaster. Erdacht und geschrieben wurden beide Teile von Suda „Suda51“ Goichi. Beim Genre handelt es sich um eine surreale Murder-Mystery Visual Novel. Der Japaner ist bekannt für seine bizarren und absurden Spiele, worunter sich Killer 7 oder No More Heroes befinden. Einer der Kritikpunkte an seinen Spielen ist die oftmals wirre und unverständliche Handlung, wovon 25th Ward nicht verschont bleibt. Bei einer Visual Novel, die keine hoch polierte Grafik, präzises Gameplay oder süchtig machende Minispiele hat, sondern der Fokus auf der Handlung liegt, ist das natürlich fatal.

Direkt zu Anfang hat man die Auswahl zwischen drei Perspektiven: Correctnes, Placebo und Matchmaker. Da wären zwei Ermittlerduos von verschiedenen Behörden und der Journalist Tokio Morishima, den man auch schon aus dem ersten Teil kennt. Meine Empfehlung ist zwischen den Perspektiven zu wechseln und nicht eine zu Ende zu spielen und dann mit der nächsten zu beginnen, da man so ein besseres Gesamtbild bekommt. Ein Vorwissen aus dem Vorgänger ist nicht nötig.

Das Setting ist in einer alternativen Variante des Jahres 2005 angesiedelt, in dem die Kanto-Region in die namensgebenden 25 Distrikte unterteilt ist. Es erinnert stellenweise an Blade Runner und Ghost in the Shell, ohne jemals so futuristisch zu werden. Leider ist die Geschichte nicht so fesselnd, dass sie einem das Gefühl der Befriedigung oder Spannung gibt, wenngleich die einzelnen Kapitel in sich interessante Geschichten erzählen. Teilweise sind die Themen jedoch erschreckend relevant und zeitgemäß und mit verstörenden Bildern untermalt, was zu einer bedrückenden Stimmung beiträgt. Durch die etwas ungelenke Steuerung und die teilweise sehr nervigen „Nummer Eintipp“ Passagen fühlt sich das bisschen Gameplay nicht sonderlich zufriedenstellend, sondern nach Fleißaufgaben an.

Besonders zusammenhängend sind die Kapitel nur innerhalb des entsprechenden Erzählstrangs. Es tauchen zwar Figuren in anderen Kapiteln auf, aber am Ende schweben mehr Fragezeichen über dem Kopf als Antworten. Die einzelnen Kapitel erzählen für sich abgeschlossene Geschichten, den großen „Aha“ Moment, der am Ende alles zusammenfügt, blieb bei mir allerdings aus, wenngleich die einzelnen Kapitel in sich interessante Geschichten erzählen. Generell ist die Story sehr merkwürdig und wirkt Avantgarde des Avantgarde willen. Wie so oft bei Suda51 herrscht auch hier Style over Substance. Wenn das Spiel in ca. 8-10 Stunden abgehandelt wäre, würde ich von einer kleinen Perle im Genre des Mindfuck sprechen, leider dauert es ca. 23 Stunden, bis man von einem Durchgespielt reden kann und die Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde.

Benutze Schlüssel mit Tür

Um Aktionen wie „Untersuchen“ oder „Reden“ einzugeben, bewegt man einen mehrseitigen Würfel, der eingeblendet wird sobald man etwaige Aktionen ausführen soll. Das Ganze ist nett gemacht und bleibt dank der wenigen Befehle auch übersichtlich. Anders sieht es da beim Bewegen durch die Areale aus. Hier werde ein oder mehrere Felder eingeblendet, zu denen man sich begeben kann – und das ist nervig, sperrig und wirkt stark veraltet, obwohl wir es hier mit einem Remake aus dem Jahr 2018 zu tun haben. Gerade wenn man ein Hochhaus ablaufen soll, trieb mich das an die Grenze des ertragbaren. Komfortfunktionen sucht man vergeblich, durch das Gedrückt halten der X-Taste läuft der Text zwar schneller, zum wirklichen Vorspulen ist es aber immer noch zu langsam. Eine Skip-Funktion oder eine Auto-Funktion gibt es nicht, immerhin kann jederzeit gespeichert werden.

Die Aufgaben verkommen teilweise zu stumpfen Trail and Error Passagen und wirken eher lästig, als dass sie wirklich zum Spielfluss beitragen. Suda51 ist bekannt für seinen Surrealismus und unkonventionellen Ansatz in Videospielen, weshalb ich mir öfter die Frage gestellt habe, ob das Gameplay mit Absicht so nervig gestaltet ist, oder ob es wirklich schlecht designed wurde. Gegen eine künstlerisch, surreale Erfahrung habe ich nichts, wenn es allerdings 23 Stunden geht, zerrt das sehr stark an meiner Geduld und meinem Verständnis.

Ein wahres Gemälde

Die Themen gehen häufig an die Nieren, die 3D Hintergründe auch

Optisch präsentiert sich 25th Ward: The Silver Case in handgezeichneten Portraits, wobei die Hintergründe manchmal durch sehr schlichte 3D-Renderings dargestellt werden, die mitunter an PlayStation 2 Zeiten erinnern. Das geht so weit, dass jeder Flur in einem Hochhaus exakt gleich aussieht und das bei 80 Stockwerken. Bei den handgezeichneten Bildern hat jede der drei Perspektiven einen eigenen Zeichenstil, was die Kapitel nicht nur inhaltlich voneinander unterscheidet.

Eine Sprachausgabe gibt es nicht, insofern ist man jederzeit zum Lesen der Texte verdammt. Jedes Kapitel hat sein eigenes musikalisches Thema, was mal mehr mal weniger zur Stimmung passt, richtige Ohrwürmer sind jedoch nicht dabei. Gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung und selbst dann wird man seine Schwierigkeiten haben, da die Übersetzung etwas holprig ist.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
69
69
-
Multiplayer

FAZIT

Vielleicht bin ich ein Kunstbanause und mein Intellekt kann den Genius des Schöpfers nicht erfassen, aber wirklichen Spaß hatte ich nicht. Ich bin offen für Surreales und andere Ansätze, doch hier bleibt einfach nichts hängen, was denkwürdig wäre, sondern nur die Erleichterung das Spiel beendet zu haben. Ich bin mir sicher das es Menschen gibt, die genau auf so ein bizarres und absurdes Abenteuer aus sind, mir persönlich hat 25th Ward: The Silver Case aber nichts gegeben.

- Von  Stefan

Playstation 4
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The 25th Ward: The Silver Case REVIEW

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