Tales Across Time REVIEW

Ein RPG-Maker-Spiel vom fünften Kontinent. Tales Across Time ist ein Maker-Rollenspiel vom australischen Indie-Entwickler Critical Games. Die Australier sind schon seit 2011 im Geschäft und werkeln bevorzugt an kleinen Mobile-Spielchen oder eben Rollenspielen auf Basis des RPG-Makers. Tales Across Time wurde am 18.04.2016 auf Steam veröffentlicht und ist nach 8-Bit Adventures bereits das zweite Spiel von Critical Games, das es auf Steam geschafft hat. Ob das Spiel jedoch mit der sehr zahlreichen und harten RPG-Maker-Konkurrenz auf Steam mithalten kann oder nicht, will ich euch im folgenden Review verraten.

Drei Geschichten, ein Zusammenhang

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Tales Across Time erzählt drei eigenständige Geschichten, die grundverschiedene Zeitperioden von ca. 1000 Jahren Zeitgeschichte umfassen, jedoch alle in derselben Region stattfinden. Freilich gibt es einen Zusammenhang zwischen den drei Stories, doch den müsst ihr schon selbst herausfinden. Stattdessen gebe ich euch einen kleinen Einblick in die drei Geschichten.In der ersten Geschichte übernimmt man die Rolle des Söldners Flynn, der sowohl als Führer als auch als Beschützer für die Expedition von Lord Blackwell engagiert wurde. Blackwell möchte einen alten Schatz aus einer mysteriösen Pyramide inmitten einer trostlosen Ödland- und Wüstenregion bergen. Doch statt einer archäologischen Sensation erwartet das Expeditionsteam nur Tod und Verderben. Wer wird mit dem Leben davonkommen?

In der zweiten Geschichte wurde in der Region bereits eine florierende Handelsstadt erbaut. Man übernimmt die Rolle von Claire, der Tochter des Stadtgründers und Bürgermeisters. Claire freut sich schon auf die bevorstehende Hochzeit mit ihrem geliebten James, den ehrenwerten Hauptmann der Stadtwache. Doch das Liebesglück wird durch einen mörderischen Goblin gestört, der James überfällt und schwer verwundet. Claire wagt das Unmögliche und stellt sich der gefährlichen Kreatur im Kampf um James zu retten. Dabei ist diese Konfrontation jedoch nur ein kleiner Vorgeschmack auf den wahren Schrecken, der bald über ihre Heimat hereinbricht. Hat Claire das Zeug dazu ihre Lieben zu retten?

In der dritten und letzten Geschichte gehören sowohl das Ödland als auch die blühende Handelsstadt schon längst der Vergangenheit an. Ein prächtiger Wald hat sich entwickelt und außer ein paar verfallener Ruinen zeugt nichts mehr von menschlicher Zivilisation. Nichtsdestotrotz befinden wir uns in einer hochtechnologischen Zukunft, in derer mythische Kreaturen wie Goblins nur noch dem Reich der Sagen und Legenden angehören. Doch die Studentin Caitlyn Miller weiß es besser: Sie wird bereits seit Monaten von einem maskierten Psychokiller verfolgt, der nicht nur über mächtige Magie verfügt, sondern auch noch blutgierige Monster beschwören kann, welche er bevorzugt auf Caitlyn hetzt. Nur ihr nackter Überlebenswille und ihr provisorisch zusammengesetzter, mit Energiezellen betriebener Kampfanzug haben die junge Frau bislang am Leben erhalten. Es ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis sie dem übermächtigen Killer zum Opfer fällt. Doch wie es der Zufall so will, betreibt das Militär in der Region eine geheime Forschungsbasis. Eine glückliche Fügung für Caitlyn oder nicht doch bloß weitere wehrlose Opfer für den maskierten Killer?

Die drei Stories sind ohne weiteres eine große Stärke von Tales Across Time. Das Grundgerüst der Erzählungen basiert zwar auf einem Klischee, doch ist die Art und Weise, wie dieses umgesetzt wird, wirklich gut gelungen. Dies liegt auch an den liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, denen man im Spiel begegnet. Obwohl man aufgrund der Kürze des Spiels (ca. 3-4 Stunden) nie wirklich viel Zeit hat, die Spielfiguren und NPC’s wirklich kennenzulernen, erwecken sie ungewöhnlich viel Sympathie beim Spieler. Und wenn ein Charakter stirbt, und sei es nur ein eher unwichtiger Nebencharakter, dann verspürt man sogar Trauer. Und das ist auch schon ein weiterer positiver Aspekt in den Geschichten. Das Spiel schreckt nicht davor zurück seine Charaktere leiden und sterben zu lassen. Die Siege in Tales Across Time fordern Opfer und man weiß nie, ob die aktuelle Geschichte nun tragisch oder glücklich endet. Leider bietet das Spiel aber eben nur drei Stories. Das ist eindeutig zu wenig, vor allem weil es nicht umständlich gewesen wäre noch zwei bis drei zusätzliche Erzählungen einzubauen. Diese hätten zudem die übergeordnete Haupthandlung, welche die einzelnen Erzählungen verbindet, besser aufbauen können. So wie es ist, bietet das Spiel immer noch eine tolle, emotionale Geschichte, aber man hätte eben doch mehr daraus machen können.

 

Wenn man ein JRPG von jeglichem Grinding- und Management-Ballast befreit

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Tja, wenn man das macht, dann kommt ein Spiel wie Tales Across Time dabei heraus. Das Spiel ist sehr linear und kurz, jeder Kampf ist gescriptet, was freilich auch bedeutet, dass es keine Zufallskämpfe gibt. Ein Inventar welches man verwalten müsste existiert nicht, Minigames und Nebenquests sucht man ebenfalls vergebens und man hat sogar auf Erfahrungspunkte, Level-Ups, Geld und Shops verzichtet. Was bleibt ist die bereits ausführlich erläuterte Story und das Kampfsystem. Und aus sehr viel mehr als das besteht Tales Across Time auch nicht.

Die einzige Möglichkeit seine Charaktere zu verbessern, besteht darin Kristalle aus Schatztruhen zu bergen, die dann entweder die HP- (Lebenspunkte) oder AP-Anzahl (Aktionspunkte für Skills) erhöhen. Folglich geht es in den Kämpfen eher darum seine Möglichkeiten gekonnt einzusetzen und die Angriffe des Gegners zu studieren, um siegreich zu sein.
Die Spielfiguren verfügen i.d.R. über die vier Kommandos Attack, Skill, Defend und Heal. Unter Attack hat man die Auswahl leichte, normale oder starke Angriffe auszuführen. Starke Angriffe richten zwar mehr Schaden an, regenerieren aber dafür auch weniger AP, die zur Wirkung der Skills benötigt werden. Eine clevere Balance aus Angriffen und Skills ist also sehr wichtig. Jeder der Charaktere verfügt freilich über eigene individuelle Skills. Dies sorgt auch dafür, dass die Kämpfe in einer anderen Geschichte neue Strategien erfordern. Gleich bleibt hingegen das Heal-Kommando, welches für 5 AP 50 % der HP regeneriert. Sogar das Defend-Kommando, welches in anderen Genrevertretern oftmals überflüssig ist, wird in Tales Across Time zu einem wichtigen Werkzeug für den Sieg in den rundenbasierten Gefechten. Es werden also richtige Strategien gefordert, statt stupide Grinding-Zwänge aufzuerlegen. Der Schwierigkeitsgrad bleibt übrigens immer fair. Die nötige Strategie ist immer recht flott ausgetüftelt und die Kämpfe ziehen sich nie übermäßig in die Länge.

Die letzte der drei Geschichten bringt dann noch ein paar zusätzliche Eigenheiten mit sich. So kann Caitlyn Power Cells (Energiezellen) bergen und im Kampf einsetzen, um entweder für eine Runde ihre Kampfkraft zu verdreifachen oder einen Unverwundbarkeits-Schutzschild aufzubauen. Vergesst aber nicht, dass jeder Einsatz einer Power Cell eben diese verbraucht und es nur eine begrenzte Anzahl von den Dingern zu finden gibt.

Abgesehen von den Power Cells, wartet Caitlyns Geschichte auch noch mit einer Stealth-Passage und einer Action-Passage auf, die jedoch in erster Linie wegen dramaturgischen, satt Gameplay-technischen Gründen eingebaut wurden und dementsprechend Substanz vermissen lassen.
Tja, und mehr gibt es zum Gameplay auch nicht zu sagen. Ob die Idee, solch ein Spiel auf solch grundlegende Dinge zu reduzieren nun gut oder schlecht ist, muss freilich jeder für sich selbst entscheiden. Ich fand das Konzept recht gelungen, bemängele aber dennoch die schlappe Spieldauer von 3-4 Stunden. Darüber hinaus nervt noch, dass die Charaktere nicht rennen können und nur vier Saveslots zur Verfügung gestellt werden. Dafür bietet das Spiel neben der Tastatur-Steuerung auch Controller-Support mit gewohnt unkomplizierter JRPG-Steuerung.

 

Grafik und Sound

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Tales Across Time basiert zwar auf dem RPG-Maker XP, doch kann man dies an keiner Stelle im Spiel erkennen, weil sämtliche Pixelgrafiken selbst erstellt wurden. So etwas ist freilich immer ein großes Plus, denn es verhindert, dass das Endprodukt aussieht wie ein weiteres generisches RPG-Maker-Spiel. Abgesehen von diesem Aspekt wurde die Grafik soweit ganz gut umgesetzt. Von der optischen Qualität sind die Pixellandschaften und Sprites irgendwo zwischen der 8-Bit und 16-Bit-Ära anzusiedeln, wobei es dann aber doch eher Richtung 16-Bit zu gehen scheint. Abgesehen von den Monstersprites mangelt es aber etwas an optischen Highlights. Insgesamt gesehen aber dennoch eine gute Grafik für ein Maker-RPG.

Abgesehen von der Story gibt es noch einen anderen Bereich wo das Spiel glänzen kann, nämlich beim fantastischen Soundtrack. Ich habe viele Rollenspiele gespielt, aber der OST von Tales Across Time gehört meines Erachtens nach zu den Besten, die ich bis dato gehört habe! Die Tracks harmonieren perfekt mit den jeweiligen Szenarien und Situationen und tragen sehr viel dazu bei die Stimmung und Dramatik der drei Geschichten aufzubauen. Einige Tracks verfügen über Ohrwurm-Qualität, wodurch man sie auch gerne außerhalb des Spiels anhört. Netterweise kann man sie aus dem Programmorder auf seine Festplatte ziehen.:) Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es sich bei den Tracks um Eigenkreationen handelt oder nicht, aber das ist mir im Fall von Tales Across Time auch egal. Erwähnenswert sind noch einige clever eingebaute Geräuscheffekte. So kündigt sich der Killer in der dritten Geschichte immer mit einem unangenehmen Knarzen und Knacken an. Derlei Details unterscheiden dann auch die wirklich guten Maker-RPGs von der Massenware.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Tales Across Time hat mich positiv überrascht. Das was sich das Spiel vorgenommen hat, setzt es sehr gut um. Die Story ist spannend und dramaturgisch, die Kämpfe sind strategischer als in einem 08/15-JRPG, Grinding und Zufallskämpfe sucht man vergebens und der Soundtrack passt hervorragend und bietet viele erinnerungswürdige Ohrwürmer. Leider ist der Spaß nach 3-4 Stunden auch schon wieder vorbei und kleinere Detailmacken wie die fehlende Renn-Funktion sorgen für unnötigen Ärger. Hätte man die Anzahl der Stories verdoppelt, dann wäre ein richtig tolles Spiel dabei herausgekommen. Diesem hätte ich dann wohl auch eine Wertung im 8er-Bereich gegönnt. Aber auch so ist Tales Across Time ein toller Geheimtipp aus der RPG-Maker-Nische. Ich freue mich schon auf weitere Spiele von Critical Games!

- Von  Volker

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