Suikoden IV REVIEW

Mein Einstieg in die Serie. Wie unschwer am Titelnamen zu erkennen, ist das hierzulande am 21.02.2005 veröffentlichte Suikoden IV bereits der vierte Teil der Suikoden-Reihe. Hierbei handelt es sich um eine japanische Rollenspielserie, deren erster Teil lose auf dem chinesischen Roman „Die Räuber vom Liang-Shan-Moor“ basiert. Besonders die ersten beiden Teile der Serie gelten als absolute Kult-Klassiker ihres Genres und erzielen sehr hohe Preise auf Ebay und Co. Ab dem dritten Serienteil, begann aber bereits der qualitative Abstieg der Reihe. Dieser Abstieg soll übrigens mit dem vierten Teil seinen Tiefpunkt erlangt haben, welcher gemeinhin als „Schwarzes Schaf“ der Serie angesehen wird. Ich sage „soll“, weil ich die ersten drei Suikoden-Teile nie gespielt habe, und dementsprechend nicht beurteilen kann, wie Teil 4 im Vergleich zu den Vorgängern abschneidet. Dafür habe ich aber die Möglichkeit neutral an Suikoden IV herangehen und herauszufinden, ob es denn unabhängig seiner schweren Bürde als enttäuschende Fortsetzung auf eigenen Beinen stehen kann oder nicht. Na dann wollen wir mal gucken wie gut oder schlecht Suikoden IV für einen Serien-Neuling abschneidet!

 

Krieg, Einzelschicksale und eine mysteriöse magische Rune

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Die Handlung von Suikoden IV ist ein Prequel zu den ersten drei Teilen und spielt 150 Jahre vor den Geschehnissen des ersten Serienablegers. Für Neulinge wie mich hat das freilich den Vorteil, dass keine Vorkenntnisse erforderlich sind, um die Geschichte vollauf nachvollziehen zu können. Alte Hasen dürfen sich aber dennoch auf ein Wiedersehen mit einigen altbekannten Charakteren freuen.

Man übernimmt die Rolle eines namenlosen Burschen, der einst als Findelkind von der Adelsfamilie Vingerhut aufgenommen wurde und sich über die folgenden Jahre mit deren etwa gleichaltrigen Sohn Snowe angefreundet hat. Dieser Tage arbeiten die Beiden, zusammen mit ein paar anderen Freunden, sehr hart daran, ihre Ausbildung zum Ritter für das Herzogtum Gaien abzuschließen. Wohnhaft sind sie auf der kleinen Insel Razril, die östlich von Gaien liegt und in geografischer Hinsicht Teil der sogenannten Inselnationen ist. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich hierbei um eine kleine Gruppe von Inseln, die kreuz und quer in den Gewässern zwischen Gaien und dem rivalisierenden Kooluk-Imperium liegen. Und da Imperien ja gerne erobern, kommt es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Kooluk und den Inselnationen. Und auch die Piraten, welche die Gewässer der Inselnationen unsicher machen, sorgen nicht gerade für ein einfacheres Leben. Unabhängig davon lässt es sich auf den Inseln aber recht gut aushalten, denn deren Bewohner sind klug genug sich gegenseitig in Ruhe zu lassen und stattdessen friedliche Handelsbeziehungen untereinander zu pflegen.

Doch Vielen ist nicht bewusst, dass die Inselnationen ein düsteres Geheimnis beherbergen. Hier treibt nämlich die mysteriöse „Rune der Bestrafung“ ihr Unwesen, welche ihrem Träger die Macht verleiht vernichtende Energiestrahlen und Feuerwalzen abzufeuern. Diese Macht hat jedoch auch ihren Preis: Die Rune absorbiert nämlich die Lebenskraft ihres Trägers – vor allem dann, wenn sie eingesetzt wird. Dementsprechend wanderte die Rune über die Jahre hinweg von Wirt zu Wirt, ehe sie letztendlich in den Händen des namenlosen Protagonisten landet. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, wird dieser auch noch von seinem doch nicht so besten Freund Snowe verraten und infolgedessen des Mordes am Ritterkommandanten beschuldigt. Die Strafe hierfür lautet Verbannung ins Exil …
Wie die Geschichte weiter verläuft, müsst ihr jetzt aber selbst herausfinden. Nur soviel: Das Kooluk-Imperium befindet sich recht bald wieder auf dem Vormarsch und einem zwielichtigen Händlerfürsten gelüstet es nach der Macht der Rune der Bestrafung. Ob unser junger Held in der Lage sein wird seinen Namen rein zu waschen, seine Heimat vor den Kooluk zu retten und die verfluchte Rune loszuwerden?

Im Vergleich zu anderen JRPG’s verläuft die Handlung also eher in bodenständigen, politischen Bahnen. Das alleine unterscheidet das Spiel ja bereits von den meisten anderen Genrevertretern. Der wahre Clou an den Suikoden-Spielen ist jedoch die Idee, dass die Heldentruppe aus bis zu 108 Leuten besteht, die man zum Großteil freilich erst einmal finden und rekrutieren muss. Und neben diesen 108 „Sternen“ wie sie in der Serie genannt werden, gibt es dann noch ein gutes Sortiment an Nebencharakteren und Widersachern. Man bekommt hier also eine Menge Charaktere vors Gesicht gesetzt, was ein immenses Potential bezüglich Story und Charakterentwicklung mit sich bringt. Leider holt das Spiel nicht übermäßig viel aus diesem tollen Fundament heraus. Der Konflikt zwischen den Inselnationen und den Kooluk wird nicht wirklich anschaulich verdeutlicht. Die Gräueltaten der Kooluk werden nicht mit angemessener Brutalität und Grausamkeit dargestellt und können daher auch keinen emotionalen Effekt beim Spieler auslösen. Und die konspirativen sowie militärisch-strategischen Gespräche zwischen den Oberschurken wirken öde, trocken und belanglos. Unsere „Sternchen“ hingegen tun nicht viel mehr als kreuz und quer durch die Gegend zu schippern, um die Führungspersönlichkeiten der Inseln zu bequatschen und somit hoffentlich von ihrer Sache zu überzeugen, was ebenfalls recht trocken und unspektakulär präsentiert wird.

Die schiere Masse an Charakteren entpuppt sich dann leider auch eher als zweischneidiges Schwert. Tatsächlich fungieren viele der 108 Sterne nur dazu, um irgendwelche Minispiele und Shops freizuschalten – wenn überhaupt. Aber eine wirkliche Relevanz für die Handlung können sehr viele Charaktere nicht erfüllen.
Das alleine wäre ja noch verschmerzbar. Hässlich wird es jedoch, wenn selbst die wichtigsten Charaktere nicht über genügend Tiefgang verfügen. Das fängt beim Hauptcharakter an, der das üble Klischee vom stummen, namenlosen Protagonisten erfüllt, und hört beim Oberschurken Cray auf, dessen wahre Motivationen im Spiel nicht wirklich offengelegt werden. Stattdessen musste ich im Suikoden-Wiki nachlesen, um zu erfahren, was es mit diesem Typ wirklich auf sich hat. Konami versucht jedoch diesem Problem teilweise entgegenzuwirken, indem man einige optionale Aktivitäten zur Charakterinteraktion zur Verfügung stellt: So gibt es einen Meinungskasten, in dem jedes der Gruppenmitglieder seinen Senf einsenden darf, ein Badezimmer, wo man Dialoge zwischen den mitgeführten Personen triggern kann oder sogar einen Beichtstuhl, wo man hinter verschlossenem Vorhang einige mehr oder weniger interessante Dinge zu hören bekommt. Wer aufmerksam spielt, hat also etwas mehr von der Geschichte und den Charakteren. Als Entschädigung für oben genannte Probleme reicht das aber leider nicht aus.

 

Seefahrten und Zufallskämpfe … Sehr viele Zufallskämpfe!


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Die fundamentalen Spielelemente von Suikoden IV unterscheiden sich freilich nicht großartig von anderen Genrevertretern. Man erkundet die Spielwelt, bekämpft Gegner um aufzuleveln und Potch (die hiesige Geldwährung) zu verdienen, erwirbt durch Händler sowie Schatztruhen neue Ausrüstung und quatscht mit anderen Charakteren, um die Handlung voranzutreiben. Als Konsolentitel setzt das Spiel freilich auf Speicherpunkte, aber dafür gestaltet sich die Steuerung als angenehm unkompliziert. Beim genaueren hinsehen, offenbart das Spiel aber zahlreiche Eigenheiten, die es von anderen Titeln unterscheidet. So gibt es z.B. Exp-Scaling, was bedeutet, dass der Output an Erfahrungspunkten für erledigte Gegner von der Stärke der Gegner und der Levelstufe der jeweiligen Spielfigur abhängt. Es macht also wenig Sinn gegen schwache Gegner zu kämpfen um aufzuleveln, da diese irgendwann überhaupt keine Exp mehr abwerfen. Andererseits werden stark unterlevelte Charaktere auch gerne mal mehrere Dutzend Level-Ups hochgepusht, wenn diese den Kampf gegen Feinde überstehen, die normalerweise viel zu stark für sie wären. Pro Level-Up werden übrigens nur 1000 Exp benötigt. Dieses System dient natürlich ebenfalls dazu den Spieler zu motivieren, die zahlreichen Charaktere auch mal auszuprobieren, statt sich nur auf einige wenige favorisierte Spielfiguren zu beschränken.

Anders als in den Vorgängern besteht die aktive Truppe nur noch aus vier statt sechs aktiven Mitgliedern. Und da der Protagonist freilich grundsätzlich dabei ist, kann man aus den zahlreichen Charakteren nur drei Leute mitnehmen. Es gibt später jedoch noch die Möglichkeit zwei separate Viererteams zu bilden, die dann bei den rundenbasierten Zufallskämpfen während der Schiffsfahrten auf der Weltkarte eingewechselt werden können. Da man einen großen Teil des Spiels mit Schiffsfahrten von A nach B verbringen wird, ist dies keine uninteressante Spielmechanik. Ferner kann man noch ein passives Gruppenmitglied für die Hauptgruppe mitnehmen. Diese schalten dann Dinge wie z.B. Heilung oder höhere Geldbeträge nach einem Kampf frei.
Es lohnt sich übrigens unterschiedliche Gruppenkonstellationen auszuprobieren, denn bestimmte Charaktere schalten nach einer Weile Kooperationsangriffe frei. Diese hauen nicht nur ordentlich rein, sondern werden auch effektiver, je öfter die jeweiligen Charaktere zusammen kämpfen.
Eine weitere Kampfoption ist der Ansturm. Je mehr Kämpfe man abschließt, desto mehr lädt sich ein Balken am unteren Bildschirmrand auf. Ist dieser voll, darf man den Ansturm einsetzen. Hierdurch wird der Charakter, der diese Technik einsetzt nicht nur geheilt, sondern er entlädt auch eine mächtige Attacke. Wer schwache Gegner schnell abwickeln will, überlässt der Auto-Kampfoption die Drecksarbeit. Sind die Gegner jedoch zu stark oder man hat keinen Bock zu kämpfen, kann man hingegen versuchen zu flüchten oder den Gegner mit Potch zu bestechen. Besonders schwache Gegner lassen sich sogar ohne Geldverlust vertreiben.

Wirklich interessant ist jedoch das Magie- oder besser gesagt Runen-System. Je nach Affinität und Levelstufe kann jeder Charakter bei Runenhändlern zwischen 1-3 Runen ausrüsten lassen. Hierzu zählen freilich diverse Elementarrunen zur Wirkung von Angriffszaubern, Heilzaubern sowie Buffs und Debuffs. Statt eines regulären Magiepunkte-Systems, gibt es hier vier Zauberstufen, die jeweils ihren eigenen Magiepunkte-Pool mitbringen, welche jedoch auch nur bis maximal neun Punkte gehen. Pro Punkt kann man die Zauber der jeweiligen Stufe einmal einsetzen. Die höheren Zauberstufen und somit die mächtigsten Zauber sind freilich nur für Magie-begabte Charaktere zugänglich, die dafür freilich nicht so viel im regulären Nahkampf taugen.
Andersherum bringt es aber auch nicht so viel einen reinen Krieger mit Zauberrunen auszustatten. Für solche Leute gibt es aber ebenfalls passende Runen, welche z.B. die Kampfkraft verdoppeln, die Konterchancen erhöhen usw. Wer das volle Potential aus einem Krieger ausschöpfen möchte, sollte das Geld aber besser in die Schmiede investieren. Diese sind nämlich die einzige Möglichkeit die eigenen Waffen zu verbessern, welche sich übrigens nicht auswechseln lassen. Stattdessen muss man die Waffen der Charaktere beim Schmied aufleveln, was freilich ordentlich ins Geld geht. Höhere Waffenlevel lassen sich aber erst später im Spiel freischmieden, zumal der eigene Schmied hierfür auch noch bestimmte Schmiedehammer benötigt, die man erst mal auftreiben muss. Und wem das immer noch nicht ausreicht, der kann seine Waffe mit elementaren Runenstücken frisieren.

Wo wir uns nun so intensiv mit dem Kampfsystem für die regulären Rundenkämpfe beschäftigt haben, gilt es aber noch auf den wahrscheinlich größten Schwachpunkt von Suikoden IV aufmerksam zu machen. Die Zufallskampfrate in diesem Spiel ist nämlich geradezu absurd hoch angesetzt! Egal ob man nun zu Fuß oder mit dem Schiff unterwegs ist – es werden einem verdammt oft Kämpfe um die Ohren geschlagen! Und diese werden einem mit der Zeit gehörig aus dem Hals heraushängen, das könnt ihr mir glauben. Zu Fuß ist das ja noch einigermaßen verschmerzbar, weil der Held auf Knopfdruck sehr schnell rennen kann. Das Schiff hingegen schippert verdammt langsam übers Meer und steuert sich obendrein recht realistisch und somit auch sehr träge. Die Sache wird zudem dadurch erschwert, dass man die Anlegepunkte und Häfen relativ präzise ansteuern muss und das Schiff von einer unsichtbaren Wand zurückprallt, wenn es zu nah an eine Insel steuert. Kurz gesagt: Eine Seefahrt in Suikoden IV ist nicht lustig, sondern anstrengend und nervig. Also seht zu, dass ihr euch Viki in die Gruppe holt. Diese schaltet nämlich ein Teleportationssystem frei, welches die lästigen Schiffsfahrten bis zu einem gewissen Grad eindämmt. Dummerweise gehört Viki zu den optionalen Charakteren unter den 108 Sternen.

 

Seegefechte, Duellkämpfe und jede Menge Nebenaktivitäten

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Abseits der genretypischen Rundenkämpfe bietet Suikoden IV noch zwei weitere Kampfvarianten, welche jedoch nur sporadisch im Verlauf des Spiels auftreten.
Zum einen hätten wir da die strategischen Schiffsschlachten gegen feindliche Segelschiffe. Hier findet man sich auf einer Karo-Rasterfläche wieder, wo es freilich darum geht die Feinde rundenbasiert anzusteuern und anschließend mit Kanonenschüssen zu versenken oder eben zu entern. Das Prinzip basiert darauf, dass die Runenkanonen einer bestimmten Elementarklasse zugewiesen werden können. Manche Elemente sind anderen überlegen und lassen das schwächere Element zurückprallen. Es geht also lediglich darum, die richtigen Elemente bzw. Kanoniere auszusuchen und man hat das Gefecht schon so gut wie gewonnen. Hat man das Prinzip verstanden, verkommen die Seegefechte jedoch zur eher belanglosen, wenn auch unterhaltsamen Angelegenheit, die offensichtlich nicht mal halb so anspruchsvoll und tiefgängig ausgefallen ist, wie ursprünglich gedacht. Tatsächlich gibt es auch anspruchsvolle Seegefechte in Suikoden IV, doch hat man diese in die optionale Schublade gesteckt. Sobald man die Taktikerin ins Team bekommt, kann man bei dieser nämlich wesentlich interessantere Seegefechte trainieren. Die Gefechte in der Hauptquest bleiben jedoch anspruchslos.

Im Vergleich zu den Duellkämpfen wirken die Seegefechte aber geradezu komplex. In den Duellen geht es darum das provokante Geschwätz des Kontrahenten dahingehend zu interpretieren, ob dieser nun einen Angriff, eine Parade oder eine Spezialattacke ansetzt. Je nachdem gilt es dann seinerseits mit einer der drei eben genannten Aktionen zu reagieren. Der ganzen Sache liegt ein simples Stein, Schere, Papier-Prinzip zu Grunde. Soll heißen, dass die Parade die Spezialattacke schlägt, der Angriff die Parade und die Spezialattacke den Angriff. Wer zuerst den Heilbalken des Gegenübers dezimiert, hat gewonnen.
Da man beim Duell keinem Zeitdruck unterliegt, kann man sich die Sprüche des Gegners in aller Ruhe notieren und hat dementsprechend die klare Überhand zum Gegner. Außerdem ist die Parade viel zu mächtig, denn selbst wenn der Gegner hier den Angriff wählt, ist der Schaden so gering, dass er keine große Bedeutung aufweist. Daher liegt nahe einfach erst mal zu parieren und somit ohne große Gefahr an alle Spöttelei-Varianten des Feindes zu gelangen und nach ein paar Runden entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Aber wenigstens sind die Duelle ganz nett inszeniert.

Tja, und damit haben wir schon die wichtigsten Spielsysteme abgewickelt. Bleibt also noch ein paar allgemeine Worte über das Spiel zu verlieren. Der wahre Reiz in Suikoden IV liegt natürlich darin, sich alle 108 Sterne/Charaktere ins wortwörtliche Boot zu holen. Hierdurch wird nicht nur eine Bonussequenz im Abspann freigeschaltet, sondern auch viele interessante Nebenaktivitäten im Festungsschiff offenbart, über das man nach dem ersten Spieldrittel verfügt. Neben potentiellen Kampfpartnern, diversen Shopbetreibern und einer gesunden Menge an Minispielen wie Angeln oder Würfelspielen, schalten die Leute teils sehr schräge Nebenaktivitäten frei. So erhält man z.B. Zugriff auf einen Raum den man selbst mit Möbelstücken und Tapete ausstaffieren darf, obwohl das im Grunde überhaupt nichts bringt. Da ist der Musiker, welcher einen Soundtest offenbart doch schon wesentlich reizvoller. Die Sache ist ganz einfach die, dass jeder rekrutierte Charakter wieder neue Optionen und Möglichkeiten freischaltet und es somit immer wieder was neues zu entdecken gibt. Eigentlich ist Suikoden IV ein recht kurzes Spiel im Vergleich zum Genrestandard. Wer sich nur auf die Hauptquest konzentriert hat das Spiel nach 20 Stunden durch. Wer hingegen versucht alle Charaktere zu finden, benötigt schon rund 30-40 Stunden. Und wer alle Möglichkeiten, Minispiele, Kampfoptionen, Charakterinteraktionen usw. ausschöpft, kann für einen Spieldurchlauf auch mal gerne bis zu 100 Stunden einberechnen.

Es liegt also beim Spieler selbst, wie viel er aus diesem Spiel herausziehen möchte oder nicht. Ich persönlich habe z.B. immer das Handelssystem ignoriert, welches einem erlaubt diverse Handelsgüter und Rohstoffe zwischen den Inseln zu kaufen und verkaufen. Hierdurch habe ich mir aber auch die Möglichkeit verschlossen, mir mit den besonders wertvollen Rohstoffen die stärksten Rüstungen herstellen zu lassen. Warum? Weil die wertvollen Sachen erst freigeschaltet werden, wenn man rigorosen Gebrauch vom Handelssystem macht. Es steckt also wesentlich mehr Inhalt in diesem Spiel als man zunächst denkt. Ein Spiel welches objektiv betrachtet nur aus ein paar kleinen Inseln und einem weitläufigen aber scheinbar langweiligen Ozean besteht. Wer beim ersten Spieldurchlauf etwas verpasst hat, darf sich den zweiten jedoch mit Game+ Funktion versüßen. Hierdurch wird das verdiente Geld/Potch und die Ausrüstung und Gegenstände mit ins neue Spiel übernommen. Ein Wermutstropfen, den ich jedoch nich ansprechen möchte, ist, dass es einer der 108 Sterne dermaßen schwer zu rekrutieren ist, dass man ihn unmöglich ohne die Hilfe einer Komplettlösung finden wird. Mein Rat ist es, dass Spiel erst mal mit eigenen Können zu spielen und dann im zweiten Durchlauf die Komplettlösung zu zücken.;)

 

Grafik, Sound und weiteres

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In grafischer Hinsicht ist Suikoden IV recht ungewöhnlich für sein Genre. Normalerweise setzen JRPGs auf farbenfrohe Kolorierung, abwechslungsreiche Locations und schrille Outfits für die Hauptcharaktere. Keiner dieser Punkte trifft jedoch auf Suikoden IV zu. Man beschränkt sich auf bodenständige Braun- und Grau-Farben, wie man sie eher in westlichen Rollenspielen erwartet. Und obwohl das Setting der Inselnationen an und für sich sehr unverbraucht und exotisch anmutet, wirken die Inseln doch sehr homogen und neutral, um nicht zu sagen langweilig. Wer also obligatorische Tundra- und Vulkanlandschaften erwartet oder auf abgefahrene Sachen wie futuristische Labore und verzerrte Dimensionen hofft, wird hier nicht glücklich. Die Charaktermodelle sind da schon phantastischer. So schließen sich unserer Truppe z.B. Meerjungfrauen und Katzen-Furries (werden hier Nay-Kobolde genannt) an. Abgesehen von solchen Ausreißern wirken aber auch die Charaktere relativ bodenständig. Und auch die Rüstungen, Uniformen und Klamotten wirken weitestgehend glaubhaft.

Ein weiterer interessanter Punkt ist die realistische Proportionierung der Gebäude. Eine Ritterfestung wirkt in Suikoden IV tatsächlich wie ein sehr großes und imposantes Bauwerk und die Städte samt ihren Straßen und Gassen wurden atmosphärisch glaubhaft umgesetzt. Das alles hilft natürlich sich von der Konkurrenz hervorzuheben, und das ist auch notwendig, denn wenn man die Grafik rein neutral betrachtet, kann sie nicht mit einem Final Fantasy X mithalten – und das obwohl Letzteres ca. drei Jahre älter ist als Suikoden IV. Darüber hinaus bringt der westliche Grafikstil der Umgebungen auch eine gewisse Kälte und Detailarmut mit sich, die gewiss nicht jedem JRPG-Fan gefällt. Aber immerhin wird hier in den meisten Gebieten eine frei drehbare Kamera geboten. Auf Wunsch kann man in vielen Gebieten sogar in die Egoperspektive schalten, was doch ein nettes kleine Gimmick für solch ein Spiel darstellt. Wirklich toll ist jedoch, dass das Spiel sowohl einen 60Hz- als auch einen Progressive-Scan-Modus bereitstellt. Besonders letzterer ist überraschend fortschrittlich, da man dank diesem auf dem Flachbild-TV ein äußerst scharfes Bild erhält!

Dem Soundtrack gelingt es hervorragend den maritimen Flair der Inselnationen einzufangen und mit typischer JRPG-Mucke zu kreuzen. Es ist zwar kein OST den ich mir außerhalb des Spiels reinziehen würde, aber das muss ja auch nicht immer so sein.
An der englischen Sprachausgabe gibt es hingegen absolut nichts auszusetzen. Die Sprecher leisten allesamt sehr gute Arbeit und hauchen ihren Charakteren sehr viel Leben ein. Einziges Manko ist halt, dass man den Protagonisten mit dem Stummheits-Klischee belegt hat, aber das hat ja nichts mit der Qualität der Sprachausgabe zu tun.
Interessant ist übrigens, dass Suikoden IV einen Spin-off nach sich gezogen hat, der sowohl als Prequel und Sequel zu Suikoden IV fungiert. Die Rede ist natürlich von Suikoden Tactics, welches der Handlung rund um die Inselnationen und des Kooluk-Imperiums jene Tiefe verleihen soll, welche man in Suikoden IV schmerzlich vermisst. Aber das ist eventuell ein Thema für ein anderes Review. Abgesehen davon gibt es mit Suikoden V auch noch eine richtige Fortsetzung.

 

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Multiplayer

FAZIT

Eigentlich macht Suikoden IV seine Sache sehr gut. Wie gesagt: Ich habe die großen Meisterwerke der Serie nie gespielt, was mir aber zumindest die Gelegenheit gibt Suikoden IV neutral zu betrachten. Und was soll ich sagen? Mir hat das Spiel sehr gut gefallen! Ein Hit ist es sicherlich nicht, dafür sorgt allein schon die lästig hohe Zufallskampfrate. Und auch in anderen Bereichen darf ruhig nachgebessert werden. Dafür macht die Suche nach den 108 Sternen absolut süchtig und das hohe Maß an Abwechslungsreichtum und Nebenaktivitäten lässt über den eigentlich geringen Umfang und einige oberflächliche Spielmechaniken einigermaßen hinwegsehen. Wer mit der Serie also noch nichts zu tun hatte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Zumindest solange man eine gewisse Toleranz und Geduld gegenüber Zufallskämpfen mitbringt und keinen Megahit erwartet. Ich habe Suikoden IV gerne gespielt.

- Von  Volker

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