Risen 2: Dark Waters – Gold Edition REVIEW

Das deutsche Entwicklerstudio Piranha Bytes (kurz PB) hat sich lange Zeit einen sehr guten Ruf unter den Fans von Action-Rollenspielen aufrecht erhalten. Trotz einiger Ausrutscher wie dem verbuggten Gothic 3 und der minderwertigen Xbox-Version des ersten Teils der Risen-Reihe (für die Piranha Bytes aber ohnehin nicht verantwortlich ist), freute man sich auf das neueste Spiel der in Essen ansässigen Programmierer. Kurz nach der Veröffentlichung von Risen 2: Dark Waters war es mit dem guten Ruf aber endgültig vorbei. Gerade die alteingesessenen Gothic-Fans waren von Risen 2 schwer enttäuscht und auch in der internationalen Fachpresse sah man nur ein mittelmäßiges bis überdurchschnittliches Spiel. Andere wiederum hatten durchaus ihren Spaß mit Dark Waters, auch wenn die Meinung, dass es sich hierbei um das schwächste Spiel aus Piranha’s Portfolio handelt kollektiv wiedergegeben wurde. Und ja, rein objektiv betrachtet handelt es sich bei Risen 2: Dark Waters tatsächlich um die schwächste Produktion des Essener Programmierstudios, was jedoch noch nicht bedeutet, dass es sich hierbei um ein schlechtes Spiel an sich handelt.

Was Risen 2: Dark Waters nun zu bieten hat und was nicht, was seit Teil 1 verbessert und was verschlechtert wurde, wollen wir im folgendem Review herausfinden.

Vom Undercover-Agenten zum Piratenkapitän

Auch wenn er mit seinem schwarzen, schulterlangen Haar sowie der Augenklappe nun kaum noch wiederzuerkennen ist – wir spielen immer noch den selben Kerl wie im ersten Risen-Teil.
Wir erinnern uns: Die Menschheit pfeift so langsam aus dem letzten Loch, weil die Welt Stück für Stück von Monstern und den übermächtigen Titanen verwüstet wird. Letztere stehen unter der Kontrolle der sogenannten Titanenlords, die sich scheinbar einen feuchten Dreck um Menschenleben scheren. Um die Insel Faranga vor dem durchgeknallten Inquisitor Mendoza zu retten, war der namenlose Held dazu gezwungen mit dem verbannten Titanenlord Ursegor zusammenzuarbeiten, was letztendlich zu Ursegors Freiheit führte. Dummerweise nutzte Ursegor seine Freiheit sogleich, um sich mit einem rivalisierenden Titanenlord namens Ismael zu fetzen. In folge dieser Kampfhandlungen, wurde die alte Welt fast vollständig in eine brennende Ruinenlandschaft verwandelt. Nur die Hafenstadt Caldera blieb bislang verschont, da diese durch einen magischen Kristall geschützt wird. Doch spätestens wenn Ursegor und/oder Ismael persönlich aufkreuzen, nützt auch das nichts mehr.

Einzige Rettung aus dieser misslichen Lage ist die Flucht auf den neuen Kontinent Arborea jenseits des Meeres. Leider wird eben jenes Meer von der fiesen Titanenlord-Krakenfrau Mara beherrscht, die nichts lieber tut als langsame Segelschiffe mithilfe eines riesigen Kraken zu versenken. Die Bewohner von Caldera stecken also richtig tief in der Scheiße und unser Held, der sich wohl eine Teilschuld an dieser Situation gibt, verbringt seine Zeit damit sich zu besaufen.

Das Blatt wendet sich erst, als die schiffbrüchige Piratenbraut Patty aufkreuzt und dem Helden sowie dessen Kommandanten Carlos von einem verwegenen Plan ihres Vaters, Kapitän Stahlbart, berichtet. Der alte Haudegen hat Mara den Krieg erklärt und versucht an die sogenannte Titanenharpune heranzukommen, ein altes Artefakt, welches mächtig genug sein soll um Mara zu töten. Kommandant Carlos ergreift den Strohhalm und beauftragt unseren Helden damit sich als Nachwuchspirat in Stahlbarts Mannschaft einzuschleusen um sicherzustellen, dass der Plan des alten Piratenkapitäns von Erfolg gekrönt ist. Und so brechen Patty und ihr „kleiner Held“ zu einem neuen Abenteuer auf um das Meer von der tyrannischen Mara und ihrer Armee aus Seeungeheuern zu befreien. Natürlich gestaltet sich diese Mission als weitaus schwieriger als anfangs gedacht, denn Mara hat noch einige Asse im Ärmel und nicht jeder Pirat ist der bösartigen Krakenfrau feindlich gesinnt. Um den Auftrag zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen und die überlebenden Einwohner der alten Welt zu retten, wird unser Undercover-Agent selber den Hut eines Piratenkapitäns aufsetzen müssen.

Die Grundstory an sich ist ganz in Ordnung, auch wenn sie primär dazu dient das Piratensetting zu rechtfertigen, damit der Spieler die Gelegenheit erhält selbst in die Rolle eines Piratenkapitäns zu schlüpfen. Was jedoch ziemlich vergeigt wurde, ist die Hintergrundstory und das Sagengut des Risen-Universums ansprechend, logisch und gar glaubhaft zu inszenieren. So wird der apokalyptische Krieg zwischen Ursegor und Ismael nur am Rande in Form von ein paar Textzeilen erwähnt. Die kokelnde Hintergrundlandschaft von Caldera wirkte auch nicht übermäßig überzeugend auf mich. Man hat nie das Gefühl in einer brandgefährlichen Situation zu stecken, die nicht nur durch die Monster, Titanen und Titanenlords überzuschwappen droht, sondern auch durch verzweifelnde Flüchtlinge und panische Menschen im allgemeinen. Wenn man später die Gelegenheit bekommt die kleine Hafenstadt Caldera zu erkunden, wird man verblüfft feststellen, dass sich deren Einwohner verhalten, als wäre die aktuelle Situation nur ein kleines belangloses Ärgernis – Glaubhaftigkeit ist was anderes. Auch sonst hat sich Piranha Bytes nicht viel Mühe gegeben. Wichtige Storyentwicklungen zwischen Teil 1 und 2 werden oftmals nur nebensächlich in eins, zwei kleinen Sätzchen abgehandelt. Wer nicht aufmerksam spielt und die hölzernen Dialoge einfach wegklickt, erfährt zum Beispiel nicht, dass die Magier inzwischen als Sündenböcke hingestellt und verbannt wurden und der Held sein Auge durch Mendoza’s Okular verloren hat, welches scheinbar verflucht ist. Viele dieser Sachen hätte man durch ein gescheites Intro klären können. Das Intro im Spiel erfüllt seinen eigentlichen Zweck jedoch nur sehr grob und bietet nicht viel mehr als ein paar vorgelesene Textzeilen die den Spieler ein wenig mit dem Hintergrund um die Titanenlords vertraut macht. Bedenkt man, dass sogar das über 12 Jahre ältere Gothic ein wesentlich besseres Intro hinbekommen hat, wirkt Piranha’s lustlose herangehensweise in Risen 2 noch erschreckender.

Es ist aber glücklicherweise nicht alles schlechter geworden. In meinem Review zum ersten Risen-Spiel kritisierte ich noch den Mangel an erinnerungswürdigen Charakteren á la Gorn, Milten und Xardas. Zwar kommt auch der Cast von Risen 2 nicht ganz an die Klasse der alten Gothic-Kumpane heran, doch bietet das Spiel zumindest deutlich interessantere Leute als sein Vorgänger. Man wird sich im späteren Spielverlauf sogar eine eigene Crew zusammensuchen. Dazu gehören dann einmalige Gestalten wie der durchgeknallte Hexendoktor Bones oder der lustige Gnomendieb Jaffar.

Größte Stärke ist jedoch die tolle Karibik-Atmosphäre der Spielwelt. Es macht richtig Spaß die liebevoll gestalteten Sandstrände und Dschungellandschaften der Inseln und Landstriche zu erkunden und dabei die tropische Abenteuer- und Urlaubsatmosphäre einzusaugen. Interessanterweise empfinde ich das Piratensetting von Risen 2 als zweitbestes Setting, was die Programmierer von PB bislang hinbekommen haben. Nur die Gefängniskolonie aus Gothic 1 bleibt einfach unerreicht.

Piraten, Musketen und Voodoo-Zauber

Im Vergleich zu PB’s vorherigen Spielen sind einige einschneidende Änderungen in Risen 2 auszumachen, wobei die Kernspielelemente jedoch unverändert blieben. Ihr erkundet immer noch relativ weitläufige 3D-Landschaften in Third Person, kämpft gegen allerlei Feinde und Biester und löst Quests um die notwendigen Punkte und Geldeinheiten anzuhäufen, die ihr benötigt um eure Spielfigur zu verbessern um somit den späteren Herausforderungen gewachsen zu sein.

Risen 2 bietet die Auswahl aus drei Schwierigkeitsgraden (leicht, normal und schwer). In meinen beiden Spieldurchlaufen befasste ich mich mit den Graden normal und schwer, habe jedoch nur minimale Unterschiede in der Stärke der Gegner feststellen können. Generell ist Risen 2 das bis dato leichteste Spiel von Piranha Bytes, was aber in erster Linie am (nicht wirklich) neuen Companion-System liegt. Über mindestens drei Viertel des Spiels habt ihr einen oder sogar zwei Begleiter an eurer Seite, denen ihr einen Großteil der Kampf-Drecksarbeit überlassen könnt. Im Ernst, die Begleiter sind dermaßen stark, dass man sich vor allem in der Anfangsphase des Spiels wie ein waschechtes Weichei vorkommt, wenn man Patty die Kämpfe überlässt und sich zu 80 % ängstlich im Hintergrund hält. Das ist aber bis zu einem gewissen Grad auch leider nötig, denn vor allem wenn die Gegner in Überzahl aufkreuzen, hätte man alleine kaum eine Chance – eben so wie man es im Grunde von Piranha Bytes Spielen gewohnt ist. Statt sich jedoch, wie gehabt, verbissen durchzuquälen, um anschließend mit großen Erfolgserlebnissen belohnt zu werden, nutzt man den übermächtigen KI-Companion gnadenlos aus (was ja auch völlig legitim ist und in diesem Spiel auch so gewollt ist). Dieser kann nicht nur ordentlich einstecken sondern teilt auch sehr derbe aus. Selbst gegen Ende des Spiels sind die Companions dem Hauptcharakter durchaus ebenbürtig. Während sich der Protagonist bzw. der Spieler seine Macht jedoch hart erarbeiten muss, sind die Begleiter von Beginn an voll ausgebildete und überraschend effiziente KI-Haudegen, die lediglich die ganz harten Brocken zu fürchten brauchen. Clevere Spieler unterstützen seine Begleiter in dem sie den Gegnern in den Rücken fallen, während sie sich an der KI-Killermaschine die Zähne ausbeißen. Falls der Begleiter doch mal KO geht ist dies ebenfalls kein Beinbruch, denn sie sind unsterblich und stehen wieder mit vollem Heilbalken auf, wenn der Feind erledigt oder weggelockt wurde. Es ist sogar möglich den Companions Grog zu schenken, damit sie nicht so schnell zu Boden gehen (Grog ist in Risen 2 ein recht guter Heiltrank).

Tja, allein dadurch ändert sich das Spielprinzip im Vergleich zu den vorherigen Spielen drastisch, aber es geht noch weiter. Risen 2 ist deutlich linearer als die vorherigen PB-Spiele. Statt einer einzelnen mehr oder weniger frei begehbaren Open World ist das Spiel in mehrere Inseln und Landstriche unterteilt, die erst nach dem ersten Spieldrittel frei angewählt werden können, wobei manche der Ortschaften ohnehin erst dann zugänglich werden, wenn man im Zuge der Hauptquest deren Koordinaten in Erfahrung gebracht hat. Selbstredend sind Inseln und Küstenstreifen wesentlich übersichtlicher als eine einzelne große Open World und da sich für jedes Gebiet eine Karte mit nützlicher Schnellreise-Funktion und optional zuschaltbaren Questmarkierungen auftreiben lässt, verirrt man sich auch nicht so leicht.

Um die Qual der Wahl einzudämmen, wurde übrigens die traditionelle Auswahl aus drei verschiedenen Gilden/Gruppierungen auf Zwei zurechtgestutzt. Zur Auswahl stehen dieses mal die an die spanischen Konquistadoren angelehnte Inquisition, die ein Händchen für die mächtigen Musketen haben oder die von afrikanischen Ureinwohnern inspirierten Molukken, die sich mit Voodoo-Magie auskennen. Die durchschlagskräftigen Musketen-Schießeisen, würden euch das Spiel zwar erleichtern, doch empfehle ich trotz dessen den Weg des Voodoo zu bestreiten. Zwar sind die Voodoo-Zepter nicht ansatzweise so leistungsfähig und zuverlässig wie eine gescheite Muskete, jedoch ermöglicht Voodoo die Möglichkeit in einigen Spielpassagen die Kontrolle über gewisse NPC’s zu übernehmen, um in deren Haut so einigen Schabernack zu treiben. Diese Spielpassagen gehören zu den absoluten Highlights in Risen 2, die so einige Lacher parat halten. Highlights und Lacher die euch entgehen, wenn ihr euch für die Inquisition entscheidet, die leider keinen gleichwertigen Ausgleich bietet. Die meisten Quests bestehen nämlich aus typischen Action-RPG Aufträgen á la „Geh dahin, töte den und bring mir das.“

Positiv verändert wurde das Level-Up-System. Für getötete Gegner und erfolgreich absolvierte Aufgaben gibt es nach wie vor Erfahrungspunkte, die hier jedoch „Ruhm“ genannt werden. Diese Ruhmpunkte werden nun gehortet und können vom Spieler jederzeit nach eigenem Gusto in die fünf Attribute Klingen, Feuerwaffen, Härte, Gerissenheit und Voodoo investiert werden. Jedes Attribut fördert drei spezifische Talentwerte und legt fest welche Fähigkeiten bei entsprechenden Lehrmeistern zugänglich werden. So benötigt man für die besten Fähigkeiten stets einen Attributswert von 10. Die unterschiedlichen Talentwerte (insgesamt 15 an der Zahl) können natürlich auch mit Ausrüstungsstücken und erlernten Fähigkeiten positiv beeinflusst werden.

Die Talentwerte beeinflussen natürlich nicht nur Dinge wie effektiver Umgang mit diversen Klingen und Schusswaffen oder Verteidigungswerte, sondern auch Dialogoptionen wie Diplomatie, Bedrohen und Diebstahl. Auch die Effektivität von Schlösserknacken und Voodoo-Zaubern wird auf diese Weise festgelegt.

Das altbewährte Fähigkeiten-System via Lehrmeistern die sich fürstlich entlohnen lassen, blieb hingegen unangetastet. Dadurch haben auch Geldeinheiten bzw. Gold in Risen 2 einen sehr hohen wert. Netterweise haben sich PB um übersichtliche Menüs bemüht, in denen sich die Statistikwerte relativ leicht überschauen und durchschauen lassen. Auch die Ausrüstung lässt sich hier bequem wechseln. Da man als Pirat unterwegs ist, kleidet man sich auch entsprechend und protzt obendrein mit magischen Schmuckstücken. Auch die Waffen wurden ans Szenario angepasst. Es gibt nun Primär- und Sekundärwaffen. Primärwaffen für die rechte Hand umfassen Säbel, Degen, Speere, Musketen, Voodoozepter bzw. -puppen und sogar Bomben oder Pulverfässer. In der linken Sekundärwaffenhand finden entweder Pistolen ihren Platz oder Utensilien für schmutzige Tricks. So kann man die Gegner mit Sand oder Salz blenden oder ihnen gar einen abgerichteten Papageien auf den Hals hetzen! Die aus dem Vorgänger bekannten und wichtigen Schilde sucht man dafür vergebens. Freilich wurde auch das Kampfsystem etwas angepasst. Man kann immer noch fleißig blocken und muss versuchen die Lücke in den Schlagkombinationen der Feinde zu finden. Entsprechende Fähigkeiten vorausgesetzt gibt es jetzt aber auch Möglichkeiten für Tritte, Kontermanöver und Ausweichrollen – Letztere gehören sogar zum Standardrepertoire. Unterm Strich hat mir das Nahkampfsystem jedoch nicht sonderlich gut gefallen, da es wieder ins hakelige Kampfsystem alter Gothic-Tage abdriftet, obwohl es im Vorgänger doch schon recht ordentlich funktionierte.

Um die Balance zu wahren, wurde für Schusswaffen ein „Cooldown“ eingerichtet, also eine Wartephase in der nachgeladen und dementsprechend gewartet werden muss. Stupide Ballereien sind also nicht möglich. Ehrlich gesagt wären mir ein paar gescheite Zaubersprüche wie im Vorgänger jedoch lieber gewesen als Schießeisen. Die Voodoo-Zepter reißen da auch nichts rum.

Um das Piratenszenario weiter zu unterstreichen haben sich PB einige witzige Sachen einfallen lassen. So hat man die Möglichkeit einen abgerichteten Affen auf Diebestour durch ansonsten unpassierbare schmale Spalten und Fenster zu schicken oder in bestimmten Situationen „unkooperativen“ NPC’s per erlernbarer Dialogoption ne Kugel in den Kopf zu jagen. In der Spielwelt sind auch viele „Legendäre Gegenstände“ verborgen, mit denen sich Attribute und Talente permanent verbessern lassen. Einige dieser Gegenstände liegen auch in verbuddelten Schatztruhen verborgen, die man erst einmal finden muss, wofür man jedoch die entsprechende Schatzkarte und eine Schaufel benötigt.

Wem das nicht reicht, der besorgt sich eben Werkzeuge wie Sägen, Häutungsmesser und Spitzhacken, um erlegten Viechern ihre Körperteile abzunehmen und Goldbrocken zu schürfen, um diesen Kram anschließend gewinnbringend beim nächstbesten Händler zu verscherbeln. Wer sich mit PB’s Spielen auskennt weiß ja sowieso, dass man einfach alles einsammelt was man in den weitläufigen Arealen so findet, das unbegrenzte Inventar macht’s möglich.

Wo Risen 2 den Piratenaspekt jedoch schwer vermissen lässt ist die Versäumnis Seegefechte in das Spiel einzubauen. Das Segelschiff auf das man nach dem ersten Spieldrittel zugreifen kann, dient lediglich dazu von der Weltkarte aus von Punkt A nach B zu gelangen. Kampfhandlungen auf Hoher See mit Kanonenschüssen und Enterungen sucht man leider vergebens – und seien wir mal ehrlich: Ein Piratenspiel ohne Seegefechte ist schlicht und einfach unvollständig! Stattdessen nerven die Entwickler mit ärgerlichen Quicktime-Events die so manches unnötige Game Over nach sich ziehen können. Weiterhin ärgerlich ist die abermals fehlende Fähigkeit die Spielwelt durch Schwimmen und Tauchen zu erkunden. Zwei Fähigkeiten die ich schon im Vorgänger vermisst habe, obwohl doch schon das erste Gothic-Spiel eben diese Möglichkeiten erlaubte. Anders als im ersten Risen war man hier sogar zu faul ein Meeresungeheuer einzubauen, welches den Helden einfach frisst, sollte sich dieser ins Meer wagen. Stattdessen erfolgt eine Schwarzblende und der Held wird kommentarlos an Land zurückteleportiert. Zum Abschluss ist noch zu erwähnen, dass kriminelle Handlungen zwar immer noch mit „tatkräftigen“ Reaktionen der NPC’s geahndet werden, jedoch die bestohlenen und verprügelten Nebencharaktere nach einigen Sekunden den virtuellen Schwamm drüberlegen und so tun als sei nichts geschehen. Spieler des ersten Teils erinnern sich eventuell noch an den „Witz erzählen“-Zauber, mit denen man traktierte NPC’s erst mal wieder besänftigen musste, ehe sie wieder bereit waren mit uns zu reden. Es hat den Anschein als wäre so etwas heutzutage schon zu „hardcore“ und wurde im Zuge der Casualisierung fallengelassen – lame.

Trotz all dieser berechtigten Kritik haben PB das Piratenflair jedoch recht gut eingefangen und erneut ein unterhaltsames Spiel geschaffen. Objektiv betrachtet ist das ca. 30-35 Stunden lange Action-RPG aber in der Tat das schwächste PB-Spiel.

DLC’s – Lohnt die Gold Edition?

Risen 2: Dark Waters bietet drei DLC’s. Wer die Gold Edition erwirbt, bekommt auch alle DLC’s.
Der erste DLC nennt sich „Die Piratenkluft“ und bietet ein Ausrüstungsset bestehend aus Piratenhut, -mantel, -stiefeln, Pistole und einem Ring der, sofern er ausgerüstet wird, einen +5 % Ruhm-Bonus gewährt. Nett, aber nicht zwingend erforderlich.

Als nächstes wäre da „Die Schatzinsel.“ Dieser DLC löste einige Kontroversen aus, da hier eine Questreihe fortgesetzt wird, die bereits im ersten Risen-Spiel ihren Anfang fand, nämlich die Suche nach Kapitän Stahlbarts Schatz. Dieser DLC schaltet neben der Questreihe an sich auch eine neue Inselregion frei, die jedoch nicht übermäßig groß ausgefallen ist. In Sachen Umfang und Storyinhalt wird nicht wirklich viel geboten. Es ist eben eine klassische Schatzsuche mit Hinweisen in Form einiger arg simpler Texträtsel. Erwähnenswert ist höchstens noch, dass man nach Abschluss dieser Quest unter anderem einen Legendären Gegenstand erbeutet, der einen permanenten +10 % Ruhm-Bonus freischaltet.

Zu guter Letzt wäre da dann noch „Der Tempel der Lüfte.“ Auch dieser DLC schaltet eine neue Insel frei, die jedoch ebenfalls recht übersichtlich ausfällt. Immerhin bietet dieser DLC mit den Gargoyles auch noch einen neuen Gegnertyp und ein Wiedersehen mit Eldric, der sich unserer Crew anschließt. Die Story dreht sich darum die monströsen Gargoyles daran zu hindern sich in der Spielwelt auszubreiten. Hierzu gilt es alle Gargoyles abzuschlachten und deren Eier aufzusammeln und an Eldric abzudrücken. Also nix anderes als eine stupide „Töte dies, sammle das“-Questreihe. Lahm, aber dennoch etwas gehaltvoller als „Die Schatzinsel.“ Ich mein, immerhin bekommt man ein neues Crewmitglied, welches nach erfolgreichem Abschluss der Quest auch 2000 Goldeinheiten springen lässt.

Alles in allem sind die DLC’s schon in Ordnung, sofern man sie als Bestandteil des Hauptspiels erwirbt – sprich in Form der Gold Edition. Diese sollte in preislicher Hinsicht freilich nicht teurer als zwei, drei Euro im Vergleich zum „nackten“ Hauptspiel sein, ansonsten wäre der Preis nicht gerechtfertigt.

Grafik, Sound und sonstiges

Risen 2 sieht meiner Meinung nach richtig schick aus! Das karibische Flair wird sehr gut eingefangen und man merkt den Landschaften an, dass sie in Handarbeit entstanden sind, statt lieblos mit einem Levelgenerator zusammengeschustert, wie in so manch anderem Genrevertreter geschehen. Die Charaktermodelle sehen nun wesentlich besser aus als im Vorgänger und es rennen auch nicht mehr so viele Klon-NPC’s herum. Wo es jedoch hapert sind die Animationen, die immer noch den Eindruck erwecken, als würde man an den alten Gothic-Spielen hocken. Man kann auch kritisieren, dass es das Spiel hinsichtlich der Locations an Abwechslung mangeln lässt, was zwar stimmt, aber wesentlich besser ist als irgendwelche obligatorischen Schnee- und Vulkanlandschaften reinzukleistern, wie in Gothic II geschehen. Die Grafikhuren unter euch werden darüber hinaus wieder einmal beklagen, dass die Grafik veraltet ist, die Konsolenversionen kacke aussehen und bla bla bla. Ich empfinde die Grafik der PC-Version (wer so etwas auf Konsolen spielt ist eh selbst schuld), abgesehen von den stellenweise hölzernen Animationen, als sehr schick und sie trägt einen größten Teil zur Atmosphäre und dem Spielspaß bei. Zudem fordert das Spiel keinen allzu starken Rechner. Ich konnte es selbst auf meinem alten Dual Core-PC mühelos mit hohen Grafikeinstellungen zum laufen bringen.

Der Soundtrack von Risen 2 kann leider nicht mehr mit den vorhergehenden PB-Spielen mithalten. Dies liegt sicherlich auch daran, dass sich statt Kai Rosenkranz nun Bastian Seelbach für den OST verantwortlich zeichnet. Versteht mich bitte nicht falsch. Schlecht ist es nicht was Bastian Seelbach abgeliefert hat, der Soundtrack passt durchaus gut zum Setting und unterstützt die Stimmung und Atmosphäre, aber das gewisse Etwas eines Kai Rosenkranz fehlt einfach.

Auch die Sprachausgabe kann mich nicht mehr überzeugen. Auch hier kann man nicht von einer grundsätzlich schlechten Leistung der Sprecher sprechen. Die Stimmen wurden sogar sehr gut belegt und es sind auch wieder viele alte bekannte Synchronsprecher dabei. Dennoch merkt man überdeutlich, dass hier viele Sprecher recht lustlos an die Sache herangegangen sind. Es ist schon irritierend wie hölzern die teilweise klingen. Sehr enttäuschend! Wenigstens an den Geräuscheffekten hab ich jetzt spontan nichts zu meckern. Das Säbelgeklirr kommt gut rüber, Wettereffekte und Umgebungsgeräusche passen ebenfalls und die Viecher klingen wieder angemessen biestig.

Obwohl Risen 2 soweit problemlos und stabil läuft, haben sich auch einige Bugs eingeschlichen. Die Companions trotten in der Regel brav der Spielfigur hinterher, was vor allem bei Klettereinlagen dazu führen kann, dass sich diese in Umgebungsobjekten verkeilen oder temporär aus dem Spiel „rausglitchen.“ Durch eine Art Gummibandeffekt ist dies aber kein wirklich ernstes Problem und führt ab und zu wenigstens zu einigen unterhaltsamen Situationen.

Ärgerlicher ist da schon der Alvarez-Bug. Alvarez ist der Lehrmeister für die besten Nahkampf-Fähigkeiten. Ab einem bestimmten Spielzeitpunkt kann man jedoch nichts mehr von ihm lernen. Nicht weil es so von den Programmierern gewollt war, sondern weil man an dieser Stelle wohl etwas schlampig programmierte. Seht zu, dass ihr alle gewünschten Skills von ihm erlernt, bevor ihr alle vier Artefakte beisammen habt. Dann ist da noch die Sache mit Garcia. Es gibt zwei Möglichkeiten die Quest mit Garcia zu lösen. Solltet ihr Garcias Geheimnis vorzeitig entdecken, gibt es jedoch keine Möglichkeit mehr diese Quest auf den regulären Wege zu lösen. Hier also lieber einen zusätzlichen Spielstand anlegen, bevor ihr die „Angus“-Entscheidung trefft.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
80
80
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Nun, wenn man die einzelnen Punkte auflistet, fällt die Kontra-Liste dann doch etwas länger aus als die Pro-Liste. Davon sollte man sich jedoch nicht abschrecken lassen, denn trotz aller berechtigter Kritik ist Risen 2: Dark Waters wieder mal ein sehr schönes Action-RPG von Piranha Bytes. Zwar kein Hit, aber dennoch locker 8 von 10 Punkten wert. Die Einstiegsphase ist jedoch das große Problem in diesem Spiel, da man durch das Companion-System fast die gesamte Kampf-Drecksarbeit Patty überlässt. Hierdurch wird einem einerseits die Herausforderung genommen, für die die vorherigen Piranha Bytes-Spiele berühmt-berüchtigt sind und andererseits kommt man sich wie ein billiges Cheater-Weichei vor. Tatsächlich handelt es sich hierbei jedoch um ein zentrales Spielelement, dass von den Entwicklern auch so gewollt war. Mit dieser Tatsache muss man sich erst einmal irgendwie zurechtfinden. Später ist man dann glücklicherweise stark genug, dass man nicht mehr so stark auf die Companions angewiesen ist. Und ja, das Spiel ist linearer, leichter und zugänglicher als alle vorherigen PB-Titel. Ich fand das jetzt aber nicht so tragisch sondern habe das Game dann letztendlich so akzeptiert wie es ist und einfach meinen Spaß mit gehabt. Und das ist der große Knackpunkt: Schafft man es das Spiel als das zu akzeptieren was es ist oder nicht? Es ist offensichtlich, dass Piranha Bytes versucht hat sich an den Massenmarkt anzubiedern, aber im Endeffekt nicht in der Lage waren diesen Schritt vollständig durchzuziehen. Dementsprechend fühlt sich Risen 2 wie ein halbgarer Kompromiss an und viele verachten das Spiel dafür. Bedeutet dies jedoch tatsächlich, dass Risen 2 ein mieses Spiel ist, welches keinen Spaß bereitet? Meine Antwort ist ein ganz klares nein!

- Von  Volker

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Risen 2: Dark Waters - Gold Edition REVIEW

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