ReCore REVIEW

Einige Monate nach dem spannenden E3-Trailer ist der Mix aus 3D-Plattformer und Third Person Shooter, ReCore, endlich da. Niemand Geringerer als Mega Man-Macher Keiji Inafune dient als Produzent, dementsprechend treten wir mit gewissen Erwartungen an den Titel heran. Der Hype um das Spiel wurde im Vorfeld jedoch relativ niedrig gehalten, war ReCore zu einem Geheimtipp machen könnte. Wir haben das futuristische Abenteuer für euch unter die Lupe genommen und zeigen in unserem Test, ob ReCore unsere Erwartungen erfüllen konnte.

Maschinen an die Macht

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Als im Jahre 2020 auf der Erde die tödliche Sandteufelplage für ein regelrechtes Massensterben sorgt, macht sich die Menschheit zu einem neuen Planeten auf. Der hört auf den Namen Far Eden und soll mithilfe der Organisation Mandate kolonisiert werden. Doch zu aller erst muss Far Eden vorbereitet und durch Terraforming erst bewohnbar gemacht werden. Während immer mehr Menschen von der Erde zu ihrer neuen Heimat aufbrechen, arbeiten Spezialteams zusammen mit Core-Bots unablässig an der Infrastruktur auf Far Eden.

Unter den neuen Kolonisten ist auch Joule Adams, die Protagonistin in ReCore, die dem Planeten zusammen mit ihrem Vater Thomas Adams neues Leben einhauchen sollte. Sie gehört zum Technik-Team, das für einen reibungslosen Ablauf während dem Terraforming sorgen soll. Um die lange Reise quer durch die Galaxie angenehmer zu gestalten und die Wartezeit bis zur Fertigstellung der Terraforming-Arbeiten abzukürzen, werden die künftigen Bewohner von Far Eden in einen Kryoschlaf versetzt, für ganze 200 Jahre.

Doch als Joule aus dem Schlaf erwachte, ist alles anders. Far Eden ist so gut wie menschenleer, die Wildnis hat sich einen Teil der staubigen Landstriche zurückerobert und egal wo man hinsieht, überall wimmelt es nur so von Corebots. Seltsamerweise reagieren die ehemals als künstliche, günstige Arbeiter nicht gerade freundlich auf Menschen. Joule soll jetzt herausfinden, was in den letzten 200 Jahren auf Far Eden geschehen ist, wieso die Corebots komplett ausrasten und was zum Teufel aus ihrem Vater wurde.

Willkommen auf Far Eden

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Schneller als erwartet findet ihr euch in der Haut von Joule Adams in den weiten, kargen Ebenen von Far Eden wieder. Ganz ohne langen Prolog werdet ihr direkt ins Abenteuer geworfen, wie ein Fisch ins kalte Wasser. Zusammen mit ihrem Corebot Mack ist Joule auf der Suche nach einer Energiequelle für ihren Unterschlupf, denn der steht seit Tagen dunkel. Und wenn man die nicht gerade menschenfreundliche Umgebung bedenkt, die Far Eden derzeit darstellt, ist ein dunkler, schutzloser Unterschlupf vielleicht nicht gerade die beste Ausgangslage.

In ReCore erwartet euch ein Mix aus 3D-Plattformer und einem schnellem Third Person Shooter. Einzig mit ihrem Gewehr bewaffnet, stürzt sich Joule in den Kampf gegen bösartige Corebots, die ihr und Mack ans Leder wollen. Hier setzten die Entwickler auf eine Mechanik, die manch einer schon aus Bullethell Shooter aus vergangenen Tagen kennen sollte. Jeder Corebot besitzt eine von vier Farben, die die Protagonistin am besten mit der gleichfarbigen Munitionsfarbe bekämpfen kann. So richtet etwa rote Munition Extraschaden bei Corebots mit einem roten Kern an. Zwar nicht besonders komplex, aber zumindest sehr einfallsreich. Bereits in den ersten Spielminuten fällt eine gewisse Parallele zu Retro-Klassikern wie Mega Man auf, daran dürfte Keiji Inafune, einer der Mega Man Schöpfer nicht ganz unbeteiligt gewesen sein.

So wechseln sich knackige Kämpfe mit teils recht fordernden Sprungeinlagen ab. Die Spielwelt gestaltet sich dabei unerwartet weitläufig und erinnert durch die Wüstenlandschaft teilweise an das 2015 erschienene Mad Max. Leider wurde die Spielwelt nicht ausreichend mit interessanten Events gefüllt, was für lange, stumpfe Laufwege sorgt zwischen den Hauptmissionen, die Tempo aus dem Abenteuer nehmen. Abseits des Haupthandlungsstranges gibt es in unseren Augen einfach viel zu wenig Abwechslung. Es mangelt abseits des roten Fadens einfach an Nebenmissionen.

Der einzig sinnvolle Zeitvertreib abseits der Hauptgeschichte ist die Erkundung der zahlreichen Dungeons, die überall in der Spielwelt zu finden sind. Die liefern Joule neben neuen Blaupausen für Bot-Teile außerdem die begehrten Prisma-Kerne, die euch neue Levelabschnitte eröffnen. Damit ist man als Spieler jedoch gewissermaßen gezwungen, zumindest eine gewisse Anzahl dieser Kerne zu sammeln, da ihr sonst auch im Haupthandlungsstrang nicht vorankommt.

Einmal quer durch die Einöde und zurück

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Damit wären wir auch bei einem entscheidenden Thema in ReCore, dem Backtracking. Nahezu an jeder Ecke liegen Areale versteckt, die sich nur mit anderen Corebots öffnen lassen, denn Mack, der vergrabene Items ausbuddeln kann, ist natürlich nicht der einzige nützliche Begleiter. Daneben gibt es etwa noch Seth, ein spinnenartiger Roboter, der euch mithilfe von Schienen, die an manchen Wänden angebracht sind, und seinem Körper, an zuvor unzugängliche Orte bringt. Für unseren Geschmack setzten die Entwickler leider etwas zu viel in das Backtracking, wodurch sich Spielwelt zu stark künstlich vergrößert anfühlt.

Zudem hätten wir uns, gerade bei der Suche nach Collectables, die so einiges über die Hintergrundgeschichte verraten und zur besseren Orientierung eine Minimap gewünscht, die leider nicht vorhanden ist. Im Jahre 2016 kann man dieses Feature in einem Titel mit einer recht weitläufigen Spielwelt durchaus erwarten oder zumindest einen Kompass. So muss man auf der Suche nach dem Eingang zu einem Dungeon immer manuell die Karte aufrufen. Immerhin wurde ein Schnellreise-System eingebaut, das euch übertrieben lange Laufwege zu bereits bekannten Schauplätzen erspart.

Liebhaber klassischer MMO’s können sich zumindest „hochfarmen“, denn erledigte Corebots bescheren euch Materialen und Kernen in den unterschiedlichsten Farben. Daraus lassen sich im Unterschlupf nützliche Upgrades für Joules Begleiter herstellen. So bekommt etwa Mack einen neuen Kopf sowie Rumpf, der seine Statuswerte gehörig aufbessert oder Seth neue, gepanzerte Spinnenbeine. Darüber hinaus lässt sich die Energie erbeuteter Kerne auf die eurer Begleiter übertragen, was diese unabhängig von der angelegten Ausrüstung stärkt.

Technik

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Grafisch ist ReCore ein zweischneidiges Schwert. Einerseits blitzen im Sekundentakt diverse bunte Lichteffekte über den Bildschirm, andererseits präsentiert sich die Spielwelt ernüchternd karg. Damit meinen wir nicht nur die Wüstenlandschaft, die euch viele Spielstunden begleitetet, sondern eher den Detailgrad und die Schärfe der Texturen. Der 3D-Plattformer hätte optisch vielleicht vor drei oder vier Jahren beeindruckt, doch nicht auf der aktuellen Konsolengeneration. Zudem kommt es in hektischen Momenten oft zu teils starken Framerate-Einbrüchen. Wenn sich schon das Gameplay nicht erstklassig präsentiert, hätte das Entwicklerteam zumindest grafisch noch so einiges aus Microsofts Xbox One herausholen können. Die PC-Version, die uns zum Testzeitpunkt leider nicht zur Verfügung stand, macht optisch zwar einen etwas besseren Eindruck, versetzt jedoch auch keine Berge.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer konnten wir bei der Soundkulisse vernehmen, denn die ist durchaus gelungen. Man darf keine filmreife Vertonung erwarten, doch ist sie rundum solide. Der Soundtrack passt zum Setting und passt sich immer der jeweiligen Situation an. Sowohl die englisch als auch die deutsche Sprachausgabe sind gelungen. Die Ingame-Sprache ist an die Systemsprache der Konsole gekoppelt, lässt sich entsprechend leider nicht im Spiel selbst wechseln und auch die freie Kombination von etwa englischer Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln ist leider nicht möglich.

Einen weiteren kleinen Lichtblick sehen wir in puncto Steuerung, die ist solider als erwartet. Alle Befehle wurden sinnvoll im Controllerlayout untergebracht und gestalten sich recht einsteigerfreundlich. Wer bereits Erfahrungen in Third Person Shooter sowie 3D-Plattformer ala Ratchet & Clank sammeln konnte, sollte sich auch in den Welt von ReCore schnell zurechtfinden. Als kleinen Kritikpunkt sehen wir hingegen die Präzision der Steuerung an, denn oft gelingen etwa punktgenaue Landungen nicht und Joule schießt übers Ziel hinaus.

Mangelnde Performance und einfache Erfolge

Was die bisher genannten Punkte begannen, setzt sich auch bei der Performance weiter fort. ReCore hat in der Konsolenversion mit zahlreichen technischen Problemen zu kämpfen. Zum einen gestalten sich die Ladezeiten unglaublich lange, Zeiten von teils über zwei Minuten müsst ihr etwa nach Joules Tod in Kauf nehmen. Das ist für ein Action-Adventure, in dem man an diversen Stellen öfter als einmal ins Gras beißt, einfach viel zu lange. Zum anderen lösen gedrückte Schalter manchmal nicht beim ersten Mal aus oder das Schnellreisesystem funktioniert nicht ordnungsgemäß. In diesen Fällen muss der letzte Spielstand neu geladen werden, was wiederum zu den bereits erwähnten langen Ladezeiten führt. Ein Teufelskreis!

Dann wären dann noch die bereits erwähnten Einbrüche der Framerate. Dabei kommt der Bildfluss oft ins Stottern, sobald viel Action über den Monitor läuft. Auf die Spielbarkeit wirkt sich das nur in den seltensten Fällen aus, ist aber dennoch störend. Immerhin ist ReCore während unseres mehrstündigen Tests kein einziges Mal abgestürzt und die Entwickler versprechen eine Lösung der überlangen Ladezeiten.

Zumindest die enthaltenen Achviements lassen sich relativ einfach ergattern. Somit haben wenigstens begeisterte Achievement-Jäger ihren Spaß. Insgesamt stehen euch auch hier derzeit wieder 1000 Gamerscore zur Verfügung, die größtenteils während des ersten Durchlaufs gesammelt werden können. Solltet ihr über eine digitale Version von ReCore verfügen, lassen sich die Erfolge wahlweise auf Konsole oder PC sammeln.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
68
68
-
Multiplayer

FAZIT

ReCore ist zweifellos ein schwieriger Fall. Der Titel macht anfangs jede Menge Spaß, wird aber leider schnell eintönig. Man merkt dem Spiel außerdem an, dass die Entwickler viele gute Ideen aufgreifen, jedoch nur wenige davon wirklich ausgereift umgesetzt wurden. Die Geschichte wirkt zu aufgesetzt, dem Gameplay fehlt die nötige Balance und auch technisch kann der Titel von Mega Man-Macher Keiji Inafune leider nicht punkten. Am Ende ist ReCore ein anderes Spiel, als wir es uns nach dem ersten Bildmaterial der E3 erwartet hatten. Leider kann der Hybrid aus Third Person Shooter und 3D-Plattformer nicht aus der breiten Masse herausstechen und bleibt im Mittelfeld zurück. Wirklich schade, denn ReCore hat so viel ungenutztes Potenzial wie selten ein Spiel.

- Von  Fabian

Xbox One
MS Windows

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