NashBored REVIEW

Wie aus dem Nichts wurde am 02. Januar 2019 mit NashBored ein Prequel zu einem meiner Lieblings-RPG-Maker-Games veröffentlicht. Mit „Lieblings-RPG-Maker-Game“ meine ich natürlich „DashBored“, ein absoluter Geheimtipp aus der Maker-Nische, den ich immer noch wärmstens empfehlen kann. Als ich ein paar Wochen nach dem Release durch Zufall auf die Existenz von NashBored aufmerksam geworden bin, war für mich klar, dass ich das Ding spielen musste. Obendrein ist der Preis von schlappen 0,79 € überaus einladend. Ob sich das Prequel für einen DashBored-Fan lohnt oder nicht, will ich euch im folgenden Review verraten.

Sie war nicht immer bösartig

In NashBored übernimmt man die Rolle der Wissenschaftlerin Nash Grenich. Diese lebt mit ihrem Kindheitsfreund Alex Asboth zusammen und arbeitet derzeit an einer brandneuen Robotertechnologie, welche es erlauben soll ein menschliches Bewusstsein in einen Roboter zu speisen, um somit eine Art der Unsterblichkeit für das menschliche Bewusstsein zu schaffen. Spieler von DashBored wissen ja bereits, dass Nashs Projekt von Erfolg gekrönt sein wird. Und sie wissen auch, dass Nash eine der Schurkencharaktere war, welche es aufzuhalten galt. NashBored will einen tieferen Einblick in Nashs Psyche gewähren und somit darstellen, wie sich die aufstrebende junge Frau in diese widerwärtige Person wandeln konnte, mit der man sich in DashBored herumschlagen muss.

Der Bösewicht in NashBored ist allerdings nicht Nash, sondern eine Kreatur namens Johnny TV. Johnny ist eine Art Fernsehapparat aus einer höheren Existenzebene. Er ist Moderator seiner eigenen Gameshow „Humind Paradigm“, für derer er einen Sterblichen aus einer niedrigeren Existenzebene per Zufallsprinzip auswählt, um diesen in deren eigenen Unterbewusstsein vor lebensgefährliche Herausforderungen zu stellen. Das wahre Ziel dabei ist jedoch den Kandidaten auf möglichst grausame Weise zu töten, um somit die Einschaltquoten zu steigern. Es versteht sich von selbst, dass Johnnys Show auf seiner Existenzebene extrem angesagt ist, und bislang noch kein Kandidat mit dem Leben davongekommen ist. Selbstverständlich handelt es sich bei Johnnys neuester Kandidatin um Nash, welche drei Abschnitte ihres Unterbewusstseins überleben muss, um als Siegerin aus dieser Tortur hervorzugehen. Innerhalb dieser Abschnitte erwarten den Spieler einige Schlüsselereignisse aus Nashs bisherigen Leben. Der erste Abschnitt erzählt zum Beispiel, wie sie Alex kennengelernt hat. Spätere Abschnitte machen uns hingegen mit ihren dunklen Seiten vertraut.

Nash hat jedoch nicht allzu viel Zeit, um ihre Alptraumwelten zu meistern, denn während sie in ihrem Unterbewusstsein herumgurkt, fällt sie in der realen Welt in ein gefährliches Koma. Ein Umstand welcher Alex langsam zur Verzweiflung treibt. Wohin diese bizarre Reise letztendlich hinführen wird, müsst ihr freilich selbst herausfinden.

Die Handlung von NashBored kann man wohl in die Kategorie Psycho-Horror einordnen. Damit hat NashBored einen ganz anderen Flair als das Hauptspiel DashBored. Außerdem wird hier kein wirklich fließender Handlungsübergang zwischen diesem Prequel und DashBored angeboten, was ich doch sehr enttäuschend fand. Dafür gibt es jedoch Andeutungen, die Hoffnung auf eine spannende Story für eine eventuelle Fortsetzung von DashBored machen. Nichtsdestotrotz sollte man wissen, dass NashBored ein ganz eigenes Süppchen kocht als das Mutterspiel, und man hier besser nicht mit falschen Erwartungen herangeht. Ich spreche hierbei übrigens aus eigener Erfahrung, denn als großer Fan von DashBored, hat mich dieses Prequel enttäuscht. Dies liegt aber nicht nur an der Handlung, sondern auch am Gameplay.

08/15 JRPG-Gameplay und fiese Geschicklichkeitspassagen

Obwohl sich NashBored bezüglich der Handlung eher der Ecke der RPG-Maker-Horror-Spiele anbiedert, hat der Entwickler versäumt das Gameplay entsprechend anzupassen. Wo die Horror-Maker-Spielchen ja eher auf Erkundungs- und Adventure-Elemente setzen und der Kampf, wenn es denn überhaupt Kämpfe gibt, nur in Echtzeit stattfindet, spult NashBored nach wie vor typische JRPG-Formeln ab. Das heißt, dass man sich auch hier mit rundenbasierten Gefechten auseinandersetzen muss, für die man mit Exp für Level-Ups und Geldeinheiten für neue Ausrüstung und Heilgegenstände belohnt wird. Das Kampfsystem läuft genauso ab wie in DashBored. Es gibt die selben Tricks und Kniffe. Einige Spezialangriffe basieren auf einem simplen Timing-Tastendruck, was bei Erfolg die Effektivität des Angriffs steigert. Gegen Ende kann man sich auch Gegenstände kaufen, mit denen man die Gegner vergiften kann, was primär bei Bossgegnern enorm effektiv ist. Abgesehen davon ist der Kampf jedoch typisches Standard-Prozedere.

Das ist insbesondere deswegen problematisch, da das Game viel zu klein ist, um etwas als klassisches JRPG taugen zu können. Fast das gesamte Spiel ist man ausschließlich mit Nash unterwegs. Nur für den letzten Spielabschnitt bekommt man noch nen Healbot als zweites Gruppenmitglied. Der Schwierigkeitsgrad wurde seit DashBored unverständlicherweise angehoben, was in den ersten beiden Spielabschnitten natürlich Grinding provoziert. Aber trotz etwaiger Grinding-Sessions, sollte man NashBored nach ca. 3 Stunden durchbekommen haben (wenn nicht sogar noch schneller). Angesichts dessen wirkt der Rundenkampf eher wie ein obsoletes Spielelement, was partout nicht zum Spiel passen möchte. Als kleine Ehrenrettung wurden aber immerhin die Zufallskämpfe über Bord geworfen. Die Feinde sieht man nun direkt innerhalb der Maps und kann sie sehr gut umgehen. Man kann sogar den Gegnertypus erkennen. Leider ist das Gegnerdesign dieses mal langweilig und witzlos. Immer nur ähnlich geartete schwarze Schleimwesen, welche in späteren Abschnitten sogar noch recycelt werden – was soll das? Aber auch hier gibt’s die Ehrenrettung in Form riesiger Bossgegner, welche jetzt sogar noch imposanter ausfallen als in DashBored.

Tja, und abgesehen davon bietet das Spiel nur noch einige Geschicklichkeitsabschnitte zur Auflockerung. Hier soll man entweder Energiekugeln oder Geisterwesen ausweichen, um entweder Schaden oder sogar den sofortigen Tod zu vermeiden. Während sich die Energiekugeln noch recht gut ausmanövrieren lassen, da diese fest vorgegebenen Bahnen folgen, sieht das bei den Geistwesen ganz anders aus. Diese fahren ein völlig undurchsichtiges K.I.-Muster und werden entsprechend viele Game Overs verursachen und Nerven kosten (anders als die Energiekugeln, töten euch die Geister sofort). Tatsächlich sind diese spezifischen Spielpassagen der größte Stolperstein von NashBored. Die Hälfte der Threads im Steam-Forum beläuft sich auf Beschwerden und Fragen, wie man mit diesen Spielpassagen denn vernünftig klar kommen soll. Das Hauptproblem hierbei ist, dass diese Passagen relativ umfangreich sind, und keine Speicherpunkte anbieten, was zumindest den Abschnitt mit den Geistern zu einer echten Qual werden lassen kann.

Und damit wäre auch schon alles zu NashBored gesagt. Die Steuerung arbeitet nach bewährten JRPG-Muster und bietet neben der Tastatursteuerung auch Controller-Support. Das Spiel stellt genügend Speicherplätze zur Verfügung und läuft fehlerfrei. Was mich jedoch stört, sind einige irreführende Angaben auf der Steam-Storepage. Dort ist die Rede von mehreren Enden, was ich jedoch nicht bestätigen kann. Auch meine diesbezügliche Nachfrage im Steam-Forum wurde (noch) nicht beantwortet. Darüber hinaus wird auf der Storepage nicht klar kommuniziert, dass es sich hierbei um ein Prequel handelt. Laut dem Trailervideo könnte man sogar davon ausgehen, dass es sich um ein Sequel handelt. Etwas mehr Klarheit diesbezüglich wäre wünschenswert gewesen.

Grafik und Sound

Wie schon DashBored, so überzeugt auch NashBored mit guten selbsterstellten Grafiken und einem unverwechselbaren, individuellen Artdesign. Dies ist vor allem im Sektor der RPG-Maker-Games keine Selbstverständlichkeit, und stellt immer ein großes Plus dar. Der Kenner wird natürlich sofort erkennen, dass sich der Entwickler sehr stark von Earthbound bzw. Earthbound-like Spielen hat inspirieren lassen. Im Vergleich zum Hauptspiel, wurde der Grafikstil nochmals leicht verfeinert und wirkt nun etwas runder. Auch die Anzahl der Artwork-Zwischensequenzen wurde stark erhöht. Leider mangelt es NashBored jedoch an den abwechslungsreichen Locations, welche man von DashBored gewohnt ist. Aber das liegt auch daran, da dieses Prequel so verdammt kurz ist.

Auch der Soundtrack wurde vom Entwickler selbst kreiert, und weist den selben unverwechselbaren Stil auf, den man schon von DashBored gewohnt ist. Allerdings klingen die neuen Melodien nun depressiver und ruhiger als gewohnt, was aber auch gut zum Setting und der Handlung passt. Leider kann der neue OST bei weitem nicht den selben Charme und Ohrwurm-Charakter aufbauen wie jener von DashBored.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
59
59
-
Multiplayer

FAZIT

DashBored hat mich vor einigen Jahren echt begeistert. Besonders toll war es mitzuerleben, wie der Entwickler Fading Club das Spiel immer weiter ausbaute, neue Story-Routen und Endings einbaute und dankbar meinen Bugreport entgegennahm, auf den er kurz darauf einen Patch nachreichte. Aufgrund dessen tut es mir echt weh für das Prequel eine niedrige Wertung zu geben. Aber es ist nun einmal Tatsche, dass mir NashBored nicht gefallen hat. Hier wurde versucht eines dieser Horror-RPG-Maker-Spiele zu schaffen, was ja auch in Ordnung ist. Allerdings sollte man sich dann auch die Mühe machen nicht nur die Handlung und Atmosphäre, sondern auch das Gameplay entsprechend anzupassen, denn typische JRPG-Formeln ziehen bei solch einer Spielnische nicht mehr. Die Rundenkämpfe wirken in diesem 2-3 Stündchen kurzen Psycho-Horror-Erlebnis nur noch wie unnötiger Ballast. Und als ob das nicht schon ärgerlich genug wäre, hat man auch noch unangenehm knifflige Geschicklichkeitspassagen reingeklatscht, welche genauso unpassend wirken wie die JRPG-Spielelemente. DashBored war und ist ein tolles Erlebnis, was ich jedem interessierten wärmstens ans Herz legen kann. Das Prequel NashBored wirkt hingegen wie ein halbgares Experiment, welches dank des sehr niedrigen Preises aber immerhin noch harten DashBored-Fans halbwegs zu empfehlen ist.

- Von  Volker

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