Mighty No. 9 REVIEW
Ohne die gängigen Einleitungen zu wiederholen, wie Mega-Man Nachfolger, Kickstarter-Projekt oder dutzende Verschiebungen, möchte ich mich ohne langes abschweifen dem 2D Plattformer widmen. Zu Testzwecken wurde uns die Wii U Version von Deep Silver zur Verfügung gestellt, bei der es sich um die angeblich schlechteste Portierung des Spieles handeln soll. Aber natürlich haben wir uns von den anderen Pressestimmen nicht beeinflussen lassen und uns in das Abenteuer von Mighty No. 9 gestützt.
No. 1 – No. 8
In den ersten Spielsekunden von Mighty No. 9 lernen wir Beck kennen, einen kleinen Roboter, der eine große Last auferlegt bekommen hat. Might No. 1 – No. 8 sind nämlich außer Kontrolle geraten und verbreiten Chaos und Zerstörung. Nur Beck ist in der Lage sie aufzuhalten und sie wieder in jenen Zustand zurückzubringen, der ein friedliches Zusammenleben miteinander ermöglicht.
Schon jetzt sind die ersten Parallelen zu Mega-Man mehr als deutlich, denn nachdem ihr einen Tutorial-Level abgeschlossen habt, geht es zu einer Übersichtskarte, bei der euch die Wahl komplett obliegt, gegen welchen der Gegner ihr antreten möchtet. Sozusagen könnt ihr eine ganz eigene Reihenfolge festlegen, die sogar ein wenig von Strategie zeugt – doch dazu später mehr.
So suchen wir uns einen der acht Level aus, die jeweils ein gewisses Thema bedienen wie unter anderem eine Militärbasis, Mine, Ölraffinerie, Kraftwerk oder Wasserwerk, Hinzukommt, dass auch die Hauptgegner ihr ganz eigenen Spezialisierungen vorweisen, wie die Gabe des Feuers, des Wassers oder andere.
Knallhart
Natürlich könnte man einen weiteren Vergleich mit der Mega-Man Reihe ziehen, der sich auf den Schwierigkeitsgrad auslegt. Auch Mighty No. 9 ist alles andere als Zahm zu den Nerven und verlangt oft Situationen ein, die entweder Glück, oder das Verinnerlichen der jeweiligen Abschnitte einfordern. Das heißt, wer die Levelstruktur bereits in seinem Kopf eingebrannt hat, wird leichter vorwärts kommen und kann gar bis zum Endboss vordringen. Bis es aber soweit ist, heißt es, Abgründe überbrücken, Feinde vom Bildschirm tilgen und jedweden Geschossen ausweichen, die oftmals recht unfair platziert sind.
Um sich natürlich gekonnt zur Wehr zu setzen, verfügt Beck über einen Blaster, mit denen er in die linke oder rechte Richtung feuern kann. Vertikale Schüsse sind nicht möglich, was die Verteidigung sehr einschränkt und für einige unfreiwillige Konfrontationen sorgt. Um aber dennoch die Chance zu erhalten, bis zum Endboss des jeweiligen Levels vorzudringen, kann der kleine Roboter sich an Wänden hoch hangeln oder eine Art Schub vollziehen. Dieser Schub, der ebenso nur in eine waagerechte Richtung ausgelost werden kann, ist gleichzeitig eine Art Angriff. So kann man nicht nur verschiedene Abgründe mit der Ausführung überbrücken, sondern auch geschwächte Feine endgültig vernichten. Wer mittels Dashen, wie sich dieser Schub nennt, seinen Weg freilegt, bekommt obendrein noch Kombos gutgeschrieben, die ferner zu Boni’s, wie beispielsweise verbesserten Angriffen umgewandelt werden. Diese deutlich stärkeren Geschosse sind jedoch nur während eines kleinen Zeitfensters verfügbar. Wer genügend Kombos einheimst, darf ferner sogar seine Lebensenergie per Option auffrischen lassen.
Ebenso knallhart gestaltet es sich bei den Bossgegner, die von euch einen ähnlichen Zweikampf einfordern, wie schon aus der Mega-Man-Reihe bekannt. Hier heißt es, den optimalen Moment für einen gezielten Angriff finden und die restliche Zeit eher gegnerischen Attacken bestmöglich ausweichen. Dies verschärft sich gar phasenweise, was euch noch mehr flinke Reaktionen abverlangt. Wem dies gelingt, wird ein enormer Lohn zuteil, denn die Gabe, die bislang vom Kontrahenten genutzt wurde, kann nun von Beck im Kampf für das Gute eingesetzt werden.
Mit immer mehr Fähigkeiten wird später auch der Schwierigkeitsgrad etwas entschärft, aber dennoch einige Leben und vor allem Nerven einfordern. Dies resultiert daraus, dass jeder Level so angelegt ist, dass er auch ohne spezielle Fähigkeiten abgeschlossen werden kann. Das bedeutet jedoch auch, dass ihr ständig zwischen Springen, Dashen und Feuern variiert, was nach einiger Zeit etwas ermüdend wirkt. Mit der Übernahme gegnerischer Fähigkeiten und den Einsatz von Feuer, Wasser oder anderen neuen Gaben, kann aber so manche Situation etwas leichter
Ex-Modus
Um über den Storymodus hinaus bei Laune zu halten, wurde der Ex-Modus in Mighty No. 9 integriert. Hier stehen eine Menge Challenges für euch bereit, die euch verschiedene Herausforderungen abverlangen, wie zum Beispiel das Zerstören aller im Areal befindlicher Ziele. Zu Beginn sind jedoch noch nicht alle Challenges verfügbar und werden erst mit dem Fortschritt des Story-Modus ergänzt.
Die verschiedenen Herausforderungen können zudem alleine oder im Doppelpack in Angriff genommen werden. Letztlich liegt aber das Besondere eher in der Tatsache, dass ihr oft mit einer Einschränkung zurechtkommen müsst. Beispielsweise steht euch das Dashen nicht zur Verfügung oder der Blaster ist nicht funktionsfähig. Der ohnehin schon hohe Schwierigkeitsgrad fordert somit noch mehr taktisches Geschick von euch ein und kann für manchen Ausraster sorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass im Hintergrund ein Timer rückwärts mitläuft, der auf Null angekommen, die Mission vorzeitig als gescheitert betitelt. Dafür gibt es im Ex-Modus noch die Möglichkeit, sich in Ranglisten hochzuarbeiten.
Wie kurz angeschnitten, wird es in den Ex-Modus Herausforderungen ermöglicht, im Duo die Aufgaben zu bewältigen und sich gegenseitig so zu ergänzen, dass das Zeitlimit ebenso unterboten wird. Dies ist mit Vor- wie auch Nachteil gleichermaßen behaftet und kann nur klappen, wenn beide Spieler perfekt aufeinander abgestimmt sind. Da dieser Multiplayer aber nur Online zur Verfügung steht, wird genau diese Abstimmung in den meisten Fällen fehlen.
Hier greift auch die von uns geteste Wii U Portierung nicht auf ihre Vorzüge zurück. So wäre es mit den richtigen Features möglich gewesen, dass ein Spieler sich dem TV-Gerät bedient, währenddessen der andere Spieler auf dem GamePad der Heimkonsole zockt. Dennoch hat man gleich gänzlich auf einen lokalen Mehrspieler-Modus verzichtet, der jedoch dem Spiel in vielerlei Hinsicht gut getan hätte.
Verschiebungen genutzt?
Der 2D Plattformer weist aber nicht nur im Gameplay starke Parallelen zur Mega-Man Reihe auf, sondern hat auch optisch viele Gleichheiten. Mighty No. 9 scheint insbesondere mit den Ablegern von Mega-Man X aus einem Guss zu stammen. Ob es Becks Aufmachung ist, die Möglichkeit zu Dashen, die futuristischen Schauplätze oder Gegner – viele Einzelheiten fallen sofort all jenen auf, die die X-Reihe bereits angezockt haben. Doch abseits der niedlichen Darstellung von Beck und seinen Freunden, gibt es ab und an starke Performence Probleme. Gerade die Wii U Version kämpft mit der Darstellung mehrerer Feinde, die sich auf einmal im Bild tummeln. Starke Ruckler stören so den nötigen flüssigen Spielablauf und können nicht nur optische Einbussen einfordern, sondern auch einige Leben kosten. Denn leider kann in Kombination mit den Rucklern, die Steuerung teilweise verzögert auftreten.
Soundtechnisch habe ich wiederum kaum Kritik. Das futuristische Szenario wird optimal und rasant unterlegt, sodass alles recht authentisch wirkt. Zwar manifestieren sich die Sounds nicht im Ohr, sind für den Moment aber die passende Ergänzung zum Spiel. Nebenher werdet ihr von Dialogen begleitet, die euch mit diversen Informationen versorgen und wahlweise in englisch, französisch oder japanisch gesprochen werden. Deutsche Spieler erhalten zwar keine angepasste Sprachausgabe, werden aber immerhin mit deutschen Bildschirmtexten versorgt.
Eines kann ich vorab sagen, Mighty No. 9 ist nichts für Bewegungslegastheniker. Ständig müsst ihr bereit sein, Angriffen von Gegnern auszuweichen oder mit höchster Präzision von einer Plattform zur nächsten zu Dashen. Dabei gilt es, immer rechtzeitig die Action abzubrechen, bevor ihr in ein Hindernis hineingeratet, das euch sofort ein komplettes Leben abzieht. Viele Variationen in der Steuerung gibt es zwar nicht, dennoch ist genau dieser technische Part der Allerwichtigste. Schade ist hier wiederum, dass die teils schlechte Performance auf die Steuerung Auswirkungen haben kann.