Dragon’s Dogma: Dark Arisen (PS4) REVIEW

Mit Dragon´s Dogma versuchte sich Capcom 2012 an einem Rollenspiel westliche Prägung. Das von Director Hideaki Itsuno (Devil May Cry 2) beaufsichtigte Spiel stieß auf reges Interesse und positive Pressestimmen, dennoch machten technische Unzulänglichkeiten dem Titel auf PlayStation 3 und Xbox 360 zu schaffen. Die im letzten Jahr veröffentlichte PC-Umsetzung bügelte entsprechende Mankos aus und ist Basis für die nun auch für die aktuellen Konsolen von Sony und Microsoft erschiene Fassung. Ob Konsoleros endlich auch in den ungetrübten Genuss des düsteren Fantasy-Epos kommen können?

 

Ernüchterung

Keine 60 Frames, fehlende Features der PC-Version – technisch macht sich zunächst Ernüchterung breit. Trotz altbackener Optik hat das Spiel aber seine stimmungsvollen Momente.

Ernüchterung und Unverständnis machten sich nach einigen Minuten mit Dragon’s Dogma: Dark Arisen breit. Wo die letztjährige PC-Version das Rollenspiel mit flüssigen 60 Bildern über den Bildschirm laufen ließ und die optionale Auswahl zwischen englischer und japanischer Tonspur erlaubte, da muss man sich auf PlayStation 4 und Xbox One nämlich mit 30 Frames und den englischen Sprechern zufrieden geben. Zwar läuft das Spiel nun jederzeit flüssig und ohne Ruckler, 60 Frames hätten aber eigentlich drin sein müssen. Schade auch, das diverse Makel der Release-Fassung (Pop-Ups, langsam nachladende Objekte und Figuren) nicht ausgebügelt wurden und nach wie vor den Eindruck trüben.

Trotzt höher aufgelösten Texturen und überarbeiteten Charaktermodellen sieht Dragon’s Dogma: Dark Arisen ziemlich altbacken aus. Immerhin macht das Spiel aber vieles durch sein stimmiges Art-Design und seiner hübsch inszenierten Welt wett. Diese entspricht mit ihren riesigen Wäldern, dunklen Kerkern, Burgruinen und weitläufigen Wiesen zwar so ziemlich dem Klischee westlicher Fantasy, ist aber stimmig in Szene gesetzt und wirkt dank umherziehender Räuberbanden, lauernder Wolfsrudel und im Hinterhalt lauernder Monster lebendig. Die immense Größe der Gransys genannten Welt hat allerdings zum Nachteil, das oft weite Strecken zurückgelegt werden müssen. Immerhin führt das Spiel aber einigermaßen früh ein Schnellreisesystem ein, welches es erlaubt zuvor bereits besuchte Städte auf der Stelle aufzusuchen.

 

Held in Eigenbau

Der Charaktereditor ist umfangreich und besitzt viele Möglichkeiten.

Oftmals wirkt das Rollenspiel bewusst etwas sperrig und unnötig verschachtelt, wodurch der Einstieg tendenziell schwieriger ist, als bei Rollenspielen aus dem Hause Bethesda oder Square Enix. Da verwundert es nicht, das gerade Genre-Puristen über die Jahre sehr viel Gefallen an dem Spiel gefunden haben und nach wie vor die Fahne hochhalten. Und tatsächlich: hat man sich durch die ersten, recht zähen Stunden gekämpft, offenbart sich ein Spiel mit enorm großer Handlungsfreiheit und vielen Möglichkeiten.

Dies zelebriert bereits der Charaktereditor auf wundervolle Art und Weise. Geschlecht, Statur, Leibesfülle, Frisur, Haarfarbe – die Möglichkeiten sind vielfältig und laden zum munteren Austoben der eigenen Kreativität ein. Auch wählt ihr zu Beginn zwischen einen von drei Klassen: Kämpfer können mächtige Schwerter und Schilde tragen und sind gegen gegnerische Angriffe recht gut gewappnet, flinke Streicher führen Pfeil + Bogen sowie Dolche und setzen ihren Kontrahenten mit flinken Attacken zu, während Magier mit hellen und dunklen Künsten das Abenteuer bestreiten. Im Laufe des Spiels können die Klassen übrigens gewechselt werden bzw. weiter ausgebaut werden.

Etwas behäbig ist hingegen die Handlung. Wie so oft seid ihr auch in Dragon´s Dogma: Dark Arisen der bzw. die Auserwählte und müsst die Welt vor einem bösen Drachen und anderen Schurken beschützen. Der Auftakt, in welchen euch besagter Drache das Herz aus dem Körper reißt und genüsslich verschlingt, ist noch einigermaßen interessant, anschließend hat das Spiel aber Probleme das richtige Tempo und einen roten Faden zu finden.

 

Wenn der erste Eindruck trügt

Gerade das Kampfsystem mit seinen vielen Möglichkeiten ist eine der Stärken von Dragon´s Dogma.

Einen vollkommen falschen Eindruck hatte ich zunächst vom Kampfsystem. Dieses wirkte recht monoton und eingängig, persönlich störte mich außerdem die Möglichkeit Gegner fest anzuvisieren. Nachdem ich meine Startfähigkeiten ablegen und aus einer Vielzahl anderer Angriffe und Fähigkeiten wählen konnte, gestalteten sich die Kämpfe mit einem Schlag wesentlich interessanter. Zwar fühlen sich gerade die Auseinandersetzungen gegen Standardgegner mit der Zeit repetitiv an (zumal die meisten Feinde keine sonderlich variable K.I. Besitzen), die Kämpfe gegen große Gegner, wie Zyklopen oder Oger, und die Bosskämpfe sind hingegen stets ein Highlight. Ähnlich wie in Capcom´s Monster Hunter Reihe kann man gar an große Gegner hinaufklettern und gezielt an verwundbaren Stellen, wie Kopf, Hals oder Rücken, angreifen. Cool auch: manchen der großen Monster kann man spezielle Körperteile abtrennen, etwa den Schwanz, wodurch das Gegenüber einen spürbaren Nachteil erleidet.

Die hauseigene Monsterhatz ruft auch bei der Umsetzung der Party-Funktion Erinnerungen wach. Ihr seid nämlich nie allein unterwegs, sondern erlebt das Abenteuer mit bis zu drei anderen Charakteren, die Vasallen genannt werden. Euren Hauptvasallen, der bis zum Spielende an eurer Seite bleibt, erstellt ihr im Charaktereditor gar selbst, die beiden anderen Recken heuert ihr in größeren Städten oder im sogenannten Rift an. Bei den hier anzutreffenden Figuren handelt es sich übrigens um die Vasallen anderer Spieler. Diese indirekte Multiplayer-Komponente ist ziemlich cool und funktioniert einwandfrei. Kurios: bei den Vasallen aus dem Rift trifft man auch schon einmal auf Figuren, die stark an Hexer Gerald, Bob Ross und anderen popkulturellen Figuren erinnern.

 

Stimmiges Komplettpaket?

Dragon´s Dogma bietet eine enorm große Handlungsfreiheit.

Dragon’s Dogma: Dark Arisen besticht mit einer schieren Unmenge an Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Viele Quests sind leider recht öde gestaltet und beschränken sich darauf einen bestimmten Gegenstand zu finden und zum Bittsteller zu bringen, oder eine vorgegebene Anzahl an Hasen, Fledermäusen oder Möwen zu töten. Gähn. Es gibt aber auch einige Ausreißer nach oben, die interessante Nebenhandlungen erzählen. So gibt es im Ausgangsort etwa eine Quest, bei welcher wir einen Jüngling finden sollen. Klingt zunächst langweilig, entwickelt sich aber mehr und mehr zu einem spannenden Nebenplot. Und auch spielerisch sind manche Aufgaben durchaus stimmig gestaltet. In besagter Quest wird beispielsweise kein Marker auf der Map abgelaufen, stattdessen muss man sich im Ort nach dem Verbleib des Gesuchten erkundigen und eigene Schlüsse ziehen.

In anderen Missionen etwa muss ein Grimoire gefunden werden. Nur wo? Das muss man selbst herausfinden, also sich erneut durch die Bevölkerung fragen und hoffen den richtigen Hinweis zu erhalten. In wieder anderen Aufgaben muss man bestimmte Personen beschatten und verfolgen, oder man wird an verwunschende Orte, wie etwa einen Hexenwald, geführt.

Richtig klasse ist auch die durch das Add-On Dark Arisen eingeführte Insel, die ihr nur Nachts ansteuern könnt und für die ihr bestenfalls einige Dutzend Spielstunden und Erfahrung auf dem Buckel haben solltet. Der ehemals kostenpflichtige DLC wurde in die vorliegende Konsolenversion gleich integriert. Ganz komplett ist das Spiel dennoch nicht, da nach wie vor die Japan exklusive Berserk Ausrüstung fehlt. Warum eigentlich?

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Spiel Bewertung
Singleplayer
77
77
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Ich brauchte einige Stunden um mit Dragon’s Dogma: Dark Arisen warm zu werden. Mein Rat, sofern es euch ebenso ergeht: bleibt dran! Hat es nämlich einmal Klick gemacht, dann offenbart sich euch ein (im positiven Sinne) eigenwilliges Rollenspiel mit guten Ideen und einem stimmigen Gameplay sowie einer ebensolchen Welt. Natürlich gibt es in diesem Genre längst Vertreter die hübsch aussehen, oder innovativer und zugänglicher sind, dennoch kann ich mittlerweile nachvollziehen, warum das Spiel nach all den Jahren noch immer eine derart treue und eingeschworene Fangemeinde hat. Trotz seines zähen Einstiegs und einiger Frustmomente bin ich letztlich dran geblieben und wurde schließlich mit einem unterhaltsamen Erlebnis belohnt.

- Von  Adrian

Dragon’s Dogma: Dark Arisen (PS4) REVIEW

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